Der Ölpreis der Marke Brent notier­te ges­tern über der Marke von USD 125 pro Fass. Dies ist das höchs­te Preisniveau seit August 2008. Auch der Silberpreis war seit 1980 mit USD 40 je Feinunze nie mehr so hoch, sicher­lich damals muss­te CHF 1.65 für einen USD bezahlt werden.

Vermehrt wird seit eini­gen Monaten und auch im Jahre 2008 über den Einfluss der Finanzspekulationen auf die Rohstoffpreise dis­ku­tiert. Wobei es wahr­schein­lich unbe­strit­ten ist, dass der Goldpreis vor­wie­gend durch die Spekulation getrie­ben ist. Durch ihre ein­fa­che und eher güns­ti­ge phy­si­sche Lagerung ver­hält sich die Preisbildung von Silber ähn­lich dem Gold.

Beim Öl ist die phy­si­sche Lagerung gegen­über den Edelmetallen schon viel teue­rer und damit schein­bar weni­ger attrak­tiv für Spekulation. Fast unmög­lich ist die die län­ger­fris­ti­ge Lagerhaltung bei vie­len Agrarprodukten, sind sie doch verderblich.

Schon nur durch die unter­schied­li­che Art der Lagerung wird die Verschiedenheit der Rohstoffe erkenn­bar. Bei Gold und Weizen könn­ten wir wahr­schein­lich nur weni­ge Gemeinsamkeiten benen­nen. Aus der Sicht des Investors sind bei­des Sachwerte. In die­sem ers­ten Beitrag geht es haupt­säch­lich um die Spekulation mit Edelmetallen und Öl und deren mög­li­che preis­trei­ben­de Auswirkungen auf die mate­ri­ell Ärmsten. Erst im zwei­ten Teil, wer­de ich mich des ethisch weit­aus heik­le­ren Themas der Spekulation mit Nahrungsmittel heranwagen.

Edelmetalle

Über die Investition in Edelmetalle habe ich schon eini­ges geschrie­ben, sie­he dazu die Kategorie “Edelmetalle”. Den Aussagen im fol­gen­den Video kann ich mich mehr­heit­lich anschlies­sen. Wie Herr Carsten Menke, Rohstoff-Analyst bei Julius Bär im Börsen-Talk betont, wird der Gold- und Silberpreis mehr­heit­lich durch die Nachfrage der Investoren bestimmt:


Quelle: Börsen-Talk vom 11.03.2011 — Rohstoff-Analyst Carsten Menke und Einschätzung Edelmetalle

In der Schweizer Börse gibt es eine gros­se Auswahl von ETFs für Investition in Edelmetalle. Wer die­sen Produkten miss­traut, kann sich Gold, Silber und Platin auch phy­sisch kaufen.

Öl

Wahrscheinlich glau­ben vie­le, der zur­zeit hohe Ölpreis sei vor­wie­gend durch die Unruhen in Nordafrika getrie­ben. Es gibt aber kei­ne Knappheit beim Öl, die Lager sind gut gefüllt:


Quelle: Monitor Nr. 618 vom 10.03.2011 — Krisengewinner: Wie Ölspekulanten die Sprit-Preise in die Höhe treiben

Carsten Menke führt den hohen Ölpreis auf die geo­po­li­ti­schen Faktoren zurück, ander­seits gesteht er ein, dass der aktu­el­le Ölpreis sich fun­da­men­tal nicht begrün­den lässt:


Quelle: Börsen-Talk vom 11.03.2011 — Rohstoff-Analyst Carsten Menke und Einschätzung Öl
Es ist ver­ständ­lich, dass ein Rohstoff-Analyst die Ursache der hohen Preissteigerung nicht im Zusammenhang mit der Spekulation sieht. 

Mit Öl-ETFs am steigenden Ölpreis teilhaben

Im 2008 woll­te ich den United States Oil Fund (USO:US/USO) kau­fen, dies blieb mir zum Glück ver­wehrt. Wie schon im Eintrag “Negative Entwicklungen bei ETFs” erwähnt, kann es bei den mit die­sen futur­eba­sier­ten Produkten erheb­li­che Rollverluste geben. Seit dem 18.06.2010 kann an der Swiss Exchange der UBS-Index Solutions — CMCI Oil ETF (USD) SF‑A (OILUSA.SW) gehan­delt wer­den. Dieser ETF auf den UBS Bloomberg CMCI WTI Crude Oil Index wird syn­the­tisch durch den Einsatz von Swaps repli­ziert. Im Folgenden habe ich USO, OILUSA.SW auf den WTI Cushing Crude Oil Spot (USCRWTI:IND) ver­gli­chen. Die ETF wei­chen stark vom Kassapreis (Spot Price) ab. In den letz­ten 6 Monaten (8.10.2010 – 7.04.2011) war die Rendite der ETFs mehr als 10% schlechter.

6 Monate Rendite ETF: USO, OILUSA und WTI (7.04.2011)

Auch seit Jahresbeginn bis 7.04.2011 konn­ten die bei­den ETFs nicht im ent­fern­tes­ten mit dem Kassapreis des WTI-Ölpreis mithalten. 

Seit Jahresbeginn Rendite ETF: USO, OILUSA und WTI (7.04.2011)

Mit Aktien-ETF am steigenden Ölpreis profitieren

An der NYSE Arca kann der S&P Global Energy Sector Index Fund (IXC) gehan­delt wer­den. Zu den Unternehmen in die­sem Index gehö­ren die Ölausrüstungs- und Öldienstleistungsunternehmen, Ölexplorations- und Ölproduktionsunternehmen sowie Ölraffinerien. Zudem zah­len die­se Firmen nor­ma­ler­wei­se rela­tiv hohe Dividende aus, ander­seits ent­ste­hen dadurch mög­li­cher­wei­se mit der US-Steuerrückerstattung ein admi­nis­tra­ti­ver Aufwand.

6 Monate: IXC WTI SPX (7.04.2011)

Im 6‑Monatechart ist ersicht­lich, dass der IXC teil­wei­se durch den Ölpreis bestimmt wird. Der S&P 500 (SPX) kor­re­liert schein­bar weni­ger mit dem Ölpreis, zudem hemmt ein schnel­ler Anstieg des Ölpreises mit anschlies­sen­dem län­ger­fris­ti­gen hohen Preisniveau das Wirtschaftswachstum. Im 5‑Jahreschart ist der immense Preisanstieg des Öls im Sommer 2008 erkennbar. 

Set 5 Jahren: IXC WTI SPX (7.04.2011)

Ich habe bis­her kei­ne glaub­wür­di­ge Erklärung für die Ursachen die­ses Rekordpreises im 2008 erhal­ten. Der S&P 500 war zu die­sem Zeitpunkt schon längst im Sinkflug. Der IXC stieg hin­ge­gen und erreicht sein Allzeithoch am 21.05.2008 kurz vor dem Höchststand des Öls anfangs Juli 2008.

Spekulation und der Ölpreis

Ich wer­de in die­sem Beitrag nur am Rande auf die Verteuerung der Rohstoffe bzw. Öls durch die Spekulation ein­ge­hen. Die Bank of Japan streicht in ihrem “Recent Surge in Global Commodity Prices” her­vor, dass die spe­ku­la­ti­ve Investition in die Rohstoffe den Preisanstieg ver­stärkt. Zudem för­dert die expan­si­ve Geldpolitik der Fed und ande­rer Zentralbanken den Preisanstieg zusätzlich.

Viele Ökonomen schliessen die Einwirkung der Spekulation aus

Nicht nur Paul Krugman von der Universität Princeton ver­tritt die These, die Weltförderung des Öls kön­ne nur gela­gert oder ver­brau­chen wer­den. Wenn die Lagerbestände kon­stant blei­ben und es kei­ne gehei­men Öllager gibt, so lan­de die Produktionsmenge beim Verbraucher. Somit funk­tio­nie­re auch beim Öl der Preismechanismus von Angebot und Nachfrage. Die Hedgefonds und ande­re Investoren könn­ten die Preise auf dem Sportmarkt nicht über die Terminmärkte beeinflussen. 

Es gibt heu­te Hedgefonds die Rohstofflager angelegen:
Emmanuel Fragnière und der Rohstoffhandel

Quelle: DRS1, Trend vom 12.03.2011: Genf — das Mekka des Rohstoff-Handels

Ich habe nicht Ökonomie stu­diert, trotz­dem inter­es­sie­re ich mich für die Literatur die­ses Themas. Wie mehr ich mich für die Funktionsweise der Ökonomie und deren Theorie aus­ein­an­der­set­ze, umso mehr hal­te ich Ökonomie für eine Glaubenstheorie. Ihre Mainstream-Lehrbüchertheorie und die Realität lie­gen weit aus­ein­an­der. Wer behaup­tet, die Preisfindung bei den Rohstoffpreisen fin­de an den Spekulationsmärkten nur über Angebot und Nachfrage statt, soll­te mir erklä­ren, war­um inner­halb eines Jahres (2008) bei­spiels­wei­se der Ölpreis 50% stei­gen kann um danach 70% zu fal­len. Dabei waren die Lagerbestände jeder­zeit auf einem erträg­li­chen hohen Niveau. Ich habe damals noch des Öfteren auch Bloomberg im Fernsehen geschaut, da wur­de das Sinken des Ölpreises eini­ge Male damit begrün­det, weil ein bestimm­ter Hurrikan kei­nen Schaden an der Ölförderung anrich­te­te, zuvor war der Preis mit der Entstehung des Hurrikans nicht ein­mal gestie­gen. Manchmal ist gesun­der Menschenverstand bes­ser als die­se Theorien von Adam Smith, Milton Friedman, John Maynard Keynes oder wie sie auch heis­sen mögen.

Schweiz hat fast nur unkritische Mainstream-Ökonomen

In der deutsch­spra­chi­gen Schweiz gibt es fast kei­ne Ökonomen, die öffent­lich den Finanzplatz kri­ti­sie­ren. Gegenüber den USA haben wir hier in der Schweiz fast nur Mainstream-Ökonomen. Wenn sich ein Ökonom sehr kri­tisch zum schwei­ze­ri­schen Finanzplatz äus­sert, ist dies ein meis­tens ein Ausländer oder ein Schweizer, der schon lan­ge im Ausland lebt. Wahrscheinlich wer­den die Denkbilder der schwei­ze­ri­schen Ökonomen durch den Finanzplatz bestimmt. Normalerweise gehört Herr Ammann eher zu den noch kri­ti­schen Geistern in der Schweiz, umso mehr erstaunt der fol­gen­de Artikel in der Sonntagszeitung vom 20.02.2011:

Rohstoffpreise: Spekulanten sind unschuldig
Quelle: PDF, Rohstoffpreise: Spekulanten sind unschul­dig (Manuel Ammann), 20.02.2011

Auswirkung des hohen Ölpreises für die Armen

Wen die Marktpreis des Öls steigt, wer­den die Agrartreibstoffe ren­ta­bler. Zudem wer­den die­se von Staaten sub­ven­tio­niert und/oder erhal­ten von den Steuerbefreiung. Die Kaufkraft der Autobesitzer ist weit­aus höher als die der ärms­ten Menschen die­ser Welt. Statt das die Nahrungskalorien die hung­rigs­ten Bäuche die­ser Welt ernäh­ren, lan­den sie im Tank unse­rer über­di­men­sio­nier­ten und gefräs­si­gen Fahrzeugpark.

Fazit

Mit einem ETF am stei­gen­den Ölpreis par­ti­zi­pie­ren funk­tio­niert nur teil­wei­se, ein gros­ser Teil der Rendite bleibt im Schlund der Futuremärkte ste­cken. Besser funk­tio­niert die Spekulation mit den Edelmetallen, wobei der Silber- und/oder Goldpreis schon ein­mal kor­ri­gie­ren könn­te. Anderseits schwin­det das Vertrauen in die unge­deck­ten Papierwährungen fort­wäh­rend und es wird öfters von einer Preisblase bei Gold und Silber gespro­chen. Wenn häu­fig in der Öffentlichkeit von einer Preisblase gespro­chen wird, ist es viel­leicht gera­de kei­ne Blase. Mit mei­nen erst 5‑jährigen Erfahrungen als Privatanleger kann ich das Vorhandensein einer mög­li­chen Preisblase bei den Edelmetallen nicht erken­nen. Mit der expan­si­ven US-Geldpolitik und dem mons­trö­sen US-Staatsdefizit wird der USD sei­nen unwi­der­steh­li­chen Abstieg gegen­über den ande­ren Währungen fort­set­zen und damit wahr­schein­lich die Rohstoffpreise wei­ter stei­gen las­sen. Wie oben dar­ge­stellt, hat der USD gegen­über dem CHF in den letz­ten 40 Jahren drei­vier­tel sei­nes Wertes ein­ge­büsst. Die US-Regierung und US-Zentralbank wird die­sen Trend kaum stoppen.

Mit der Spekulation auf den Ölpreis nimmt der Investor even­tu­ell nega­ti­ve Folgen für die Ärmsten die­ser Welt in Kauf. Anderseits pro­fi­tie­ren auch die ärme­ren ölex­por­tie­ren­den Staaten vom höhe­ren Ölpreis, lei­der ver­schwin­det der gröss­te Teil die­ses Profites bei der herr­schen­den Elite die­ser Entwicklungs- und Schwellenländer.

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