In mei­nem vor­he­ri­gen Beitrag habe ich den wirt­schaft­li­chen Wandel der letz­ten 40 Jahre beleuch­tet. Dabei kam her­aus, dass die­je­ni­gen, die ihr Geld auf dem Sparkonto las­sen, zu den Verlierern gehö­ren. Denn wäh­rend die Löhne sta­gnie­ren, sind die Kapitalerträge stark gestie­gen. Natürlich gibt es auch einen Haken: Der Kapitalertrag kann über einen gewis­sen Zeitraum hin­weg auch nega­tiv aus­fal­len. Seit 2008, aber auch schon frü­her, wur­den Investoren immer wie­der durch Interventionen der ein­zel­nen Zentralbanken vor Schlimmerem bewahrt. Ich bin immer wie­der erstaunt, wel­che Instrumente die Zentralbanken her­vor­zau­bern, um eine grös­se­re Krise abzu­wen­den oder in die Zukunft zu ver­schie­ben. Dies ist auch das Thema die­ses Beitrags. Natürlich haben die­se Interventionen erheb­li­che Nebenwirkungen, da oft­mals nur die Symptome behan­delt wer­den, wäh­rend die­je­ni­gen, die han­deln soll­ten, wei­ter­hin untä­tig bleiben.

Die ame­ri­ka­ni­sche Federal Reserve (FED), die Europäische Zentralbank (EZB) und die Schweizerische Nationalbank (SNB) haben ihre Bilanzen in einem his­to­risch bei­spiel­lo­sen Ausmass aus­ge­wei­tet. Diese Entwicklung begann mit dem berühm­ten “Greenspan Put” nach dem Börsencrash von 1987 und erreich­te ihren vor­läu­fi­gen Höhepunkt wäh­rend der Corona-Pandemie. Doch der Preis für die­se Politik wird immer deut­li­cher: Vermögenspreisinflation, Marktverzerrungen und eine gefähr­li­che Abhängigkeit der Märkte von zen­tral­bank­li­cher Unterstützung.

Der vor­lie­gen­de Beitrag ana­ly­siert die Entwicklung die­ser drei bedeu­ten­den Zentralbanken, ihre unter­schied­li­chen Motive und die lang­fris­ti­gen Konsequenzen ihrer Interventionspolitik. Dabei zeigt sich ein beun­ru­hi­gen­des Muster: Was als tem­po­rä­re Krisenbekämpfung begann, ist zu einer Dauereinrichtung gewor­den, die neue Risiken schafft und die Grundlagen des frei­en Marktes untergräbt.

Der Ursprung: Greenspan Put und der Beginn einer neuen Ära

Der Börsencrash von 1987 als Wendepunkt

Am 19. Oktober 1987 erleb­ten die Weltbörsen den gröss­ten Kurssturz seit der Weltwirtschaftskrise. Der Dow Jones Industrial Average ver­lor an einem ein­zi­gen Tag 22.6 Prozent sei­nes Wertes. In die­ser kri­ti­schen Situation griff die FED unter Alan Greenspan erst­mals mas­siv ein und signa­li­sier­te den Märkten, dass sie als Käufer letz­ter Instanz fun­gie­ren wer­de. Greenspan erklär­te damals: “Die Federal Reserve ist bereit, als Liquiditätsquelle zu die­nen, um die wirt­schaft­li­che und finan­zi­el­le Stabilität zu unter­stüt­zen.” Diese schein­bar harm­lo­se Aussage mar­kier­te den Beginn einer neu­en Ära in der Geldpolitik. Die Märkte inter­pre­tier­ten die­se Botschaft als impli­zi­te Versicherung gegen grös­se­re Verluste.

Die Geburt des “Greenspan Put”

Der Begriff “Greenspan Put” ent­stand in Anlehnung an Finanzoptionen. Eine Put-Option gewährt dem Inhaber das Recht, einen Vermögenswert zu einem fest­ge­leg­ten Preis zu ver­kau­fen und schützt somit vor Verlusten. Die FED über­nahm fak­tisch die­se Rolle für die gesam­ten Finanzmärkte. Diese impli­zi­te Versicherung hat­te weit­rei­chen­de Folgen: Investoren began­nen, höhe­re Risiken ein­zu­ge­hen, weil sie dar­auf ver­trau­ten, dass die Zentralbank im Krisenfall ein­grei­fen wür­de. Das Phänomen des “Moral Hazard” ent­stieg aus die­ser Politik – die Privatisierung von Gewinnen bei gleich­zei­ti­ger Sozialisierung von Verlusten.

Die Märkte gewöhn­ten sich an die­se Unterstützung und ent­wi­ckel­ten eine gefähr­li­che Abhängigkeit von zen­tral­bank­li­chen Interventionen. Jeder Kursrückgang wur­de zur Gelegenheit für wei­te­re Käufe, weil die Anleger auf das ret­ten­de Eingreifen der FED spekulierten.

Die globale Finanzkrise 2008: Zeitenwende in der Geldpolitik

Der Kollaps von Lehman Brothers als Katalysator

Der Zusammenbruch der Investmentbank Lehman Brothers am 15. September 2008 erschüt­ter­te das glo­ba­le Finanzsystem in sei­nen Grundfesten. Binnen weni­ger Tage brach das Vertrauen zwi­schen den Banken zusam­men, Kreditmärkte trock­ne­ten aus und eine welt­wei­te Rezession wur­de unvermeidlich.

Die tra­di­tio­nel­le Geldpolitik stoss an ihre Grenzen. Die Leitzinsen waren bereits auf his­to­ri­sche Tiefststände gesenkt wor­den, doch die Märkte beru­hig­ten sich nicht. Die Zentralbanken muss­ten neue, unkon­ven­tio­nel­le Instrumente ent­wi­ckeln, um die Krise zu bewältigen.

Quantitative Easing als neues Paradigma

In die­ser aus­ser­ge­wöhn­li­chen Situation führ­ten die Zentralbanken das “Quantitative Easing” (QE) ein. Statt nur die kurz­fris­ti­gen Zinsen zu steu­ern, began­nen sie, mas­si­ve Mengen an Staatsanleihen und ande­ren Wertpapieren zu kau­fen. Das Ziel war es, die gesam­te Zinskurve zu beein­flus­sen und Liquidität direkt in die Märkte zu pum­pen. Diese Politik war ein Paradigmenwechsel von his­to­ri­scher Tragweite. Erstmals in der moder­nen Geschichte grif­fen Zentralbanken direkt in die Preisbildung lang­fris­ti­ger Anleihen ein und ver­zerr­ten damit fun­da­men­ta­le Marktmechanismen. Die inter­na­tio­na­le Koordination zwi­schen den gros­sen Zentralbanken ver­stärk­te die­se Effekte zusätz­lich. Synchrone Zinssenkungen und abge­stimm­te QE-Programme schu­fen eine glo­ba­le Liquiditätsschwemme, die alle Anlageklassen erfasste.

Die FED: Pionier der expansiven Geldpolitik

Die QE-Programme im Detail

Die ame­ri­ka­ni­sche Zentralbank star­te­te bereits im November 2008 ihr ers­tes Quantitative-Easing-Programm (QE1). Zwischen 2008 und 2014 folg­ten QE2, Operation Twist und QE3. Insgesamt kauf­te die FED Wertpapiere im Umfang von über 3.5 Billionen US-Dollar und erwei­ter­te ihre Bilanz von 900 Milliarden auf über 4.5 Billionen Dollar. QE1 kon­zen­trier­te sich auf den Kauf von Mortgage-Backed Securities, um den zusam­men­ge­bro­che­nen Hypothekenmarkt zu sta­bi­li­sie­ren. QE2 und QE3 ziel­ten pri­mär auf Staatsanleihen ab, um die gesam­te Zinskurve zu sen­ken und die Wirtschaft anzukurbeln.

Die Operation Twist war ein beson­ders raf­fi­nier­tes Programm: Die FED ver­kauf­te kurz­fris­ti­ge Staatsanleihen und kauf­te gleich­zei­tig lang­fris­ti­ge Papiere, um die Zinskurve zu “ver­dre­hen” und lang­fris­ti­ge Zinsen zu sen­ken, ohne die Bilanz wei­ter auszuweiten.

Erfolge und Nebenwirkungen der FED-Politik

Die expan­si­ve Geldpolitik der FED erziel­te durch­aus ihre beab­sich­tig­ten Effekte. Die ame­ri­ka­ni­sche Wirtschaft erhol­te sich schnel­ler als Europa von der Finanzkrise, die Arbeitslosigkeit sank kon­ti­nu­ier­lich und die Staatsfinanzierung wur­de erheb­lich erleich­tert. Doch die Nebenwirkungen waren beträcht­lich. Die nied­ri­gen Zinsen führ­ten zu einem bei­spiel­lo­sen Boom an den Aktien- und Immobilienmärkten. Der S&P 500 stieg von sei­nem Krisentief 2009 bis 2021 um über 600 Prozent. Parallel dazu ent­stan­den Zombie-Unternehmen, die nur dank der nied­ri­gen Zinsen über­le­ben konn­ten. Die Vermögensungleichheit ver­schärf­te sich dra­ma­tisch. Während Vermögensbesitzer von stei­gen­den Preisen pro­fi­tier­ten, blie­ben die Reallöhne der brei­ten Bevölkerung sta­g­nant. Das obers­te Prozent der ame­ri­ka­ni­schen Haushalte kon­trol­lier­te 2020 über 30 Prozent des gesam­ten Vermögens.

Der Ausstieg aus der expan­si­ven Politik erwies sich als äus­serst schwie­rig. Als die FED 2013 erst­mals andeu­te­te, ihre Anleihekäufe zu redu­zie­ren, führ­te dies zum “Taper Tantrum” – einem hef­ti­gen Ausverkauf an den Anleihemärkten, der die Zentralbank zum Rückzieher zwang.

Die EZB: Zwischen Schuldenkrise und politischer Balance

Besondere Herausforderungen der Eurozone

Die EZB steht vor der ein­zig­ar­ti­gen Aufgabe, eine Geldpolitik für 19 Länder mit unter­schied­li­chen Wirtschaftsstrukturen und Finanzlagen zu betrei­ben. Diese Komplexität wur­de wäh­rend der euro­päi­schen Schuldenkrise ab 2010 beson­ders deut­lich. Während Deutschland eine robus­te Wirtschaft und soli­de Staatsfinanzen auf­wies, kämpf­ten Griechenland, Italien, Spanien und Portugal mit hoher Verschuldung und schwa­chem Wachstum. Die ein­heit­li­che Währung ver­un­mög­lich­te Wechselkursanpassungen, die tra­di­tio­nell als Ventil für Ungleichgewichte gedient hatten.

Draghis “Whatever it takes” als Wendepunkt

Am 26. Juli 2012 sprach EZB-Präsident Mario Draghi die berühm­ten Worte: “Within our man­da­te, the ECB is rea­dy to do wha­te­ver it takes to pre­ser­ve the euro. And belie­ve me, it will be enough.” Diese Aussage stopp­te die Spekulationen gegen den Euro schlag­ar­tig und ret­te­te die Gemeinschaftswährung. Der Erfolg basier­te pri­mär auf der Glaubwürdigkeit der Ankündigung. Paradoxerweise muss­te die EZB zunächst gar nicht han­deln – die blos­se Zusage reich­te aus, um die Märkte zu beru­hi­gen. Dies demons­trier­te die enor­me Macht moder­ner Zentralbankkommunikation.

Die EZB-Programme im Überblick

Die EZB ent­wi­ckel­te eine Reihe unkon­ven­tio­nel­ler Instrumente. Das Outright Monetary Transactions (OMT) Programm erlaub­te den theo­re­tisch unbe­grenz­ten Kauf von Staatsanleihen kri­sen­ge­schüt­tel­ter Länder. Die Long-Term Refinancing Operations (LTRO) stell­ten den Banken lang­fris­ti­ge Liquidität zu güns­ti­gen Konditionen zur Verfügung.

Ab 2015 star­te­te die EZB ihr eige­nes QE-Programm, das Public Sector Purchase Programme (PSPP). Bis 2018 kauf­te sie Staatsanleihen im Umfang von 2.6 Billionen Euro. Während der Corona-Pandemie folg­te das Pandemic Emergency Purchase Programme (PEPP) mit einem Volumen von wei­te­ren 1.85 Billionen Euro.

Rechtliche Kontroversen und Mandatsüberschreitung

Die Staatsanleihekäufe der EZB waren recht­lich höchst umstrit­ten. Artikel 123 des Vertrags über die Arbeitsweise der Europäischen Union ver­bie­tet expli­zit die mone­tä­re Finanzierung von Mitgliedstaaten. Die EZB argu­men­tier­te, dass ihre Käufe am Sekundärmarkt statt­fän­den und daher legal sei­en. Kritiker sahen dar­in jedoch eine Umgehung des Verbots. Das deut­sche Bundesverfassungsgericht äus­ser­te wie­der­holt Bedenken und droh­te sogar mit einem Ausstieg der Bundesbank aus den Programmen. Besonders das PSPP-Programm stand im Fokus der Kritik, da es nach Ansicht der Karlsruher Richter unver­hält­nis­mäs­sig war und das Mandat der EZB über­schritt. Der Europäische Gerichtshof wider­sprach die­ser Einschätzung zwar, doch die recht­li­chen Zweifel blie­ben bestehen. Die EZB beweg­te sich fak­tisch in einer Grauzone zwi­schen Geldpolitik und Fiskalpolitik.

Diese Programme sta­bi­li­sier­ten zwar die Eurozone, schu­fen aber auch neue Probleme. Die nied­ri­gen Zinsen redu­zier­ten den Reformdruck in hoch­ver­schul­de­ten Ländern. Italien bei­spiels­wei­se nutz­te die güns­ti­gen Finanzierungsbedingungen nicht für Strukturreformen, son­dern zur Aufrechterhaltung des Status quo. Die poli­ti­schen Spannungen zwi­schen den nörd­li­chen und süd­li­chen Euroländern ver­schärf­ten sich. Deutsche Sparer kri­ti­sier­ten die “Enteignung” durch Negativzinsen, wäh­rend süd­eu­ro­päi­sche Länder von der locke­ren Geldpolitik profitierten.

Die SNB: Kleiner Player mit grossem Balance Sheet

Die Schweiz als sicherer Hafen

Die Schweiz geniesst tra­di­tio­nell den Status eines siche­ren Hafens in tur­bu­len­ten Zeiten. Diese Eigenschaft ver­stärk­te sich wäh­rend der Finanzkrisen der letz­ten Jahre erheb­lich. Internationale Investoren flüch­te­ten mas­sen­haft in Schweizer Franken, was einen enor­men Aufwertungsdruck auf die Währung aus­üb­te. Für eine export­ori­en­tier­te Volkswirtschaft wie die Schweiz stell­te dies eine exis­ten­zi­el­le Bedrohung dar. Ein über­be­wer­te­ter Franken hät­te die Wettbewerbsfähigkeit der Schweizer Unternehmen mas­siv beein­träch­tigt und die Wirtschaft in eine Deflationsspirale stür­zen können.

Der Mindestkurs als radikales Experiment

Am 6. September 2011 ver­kün­de­te die SNB eine bei­spiel­lo­se Massnahme: Sie führ­te einen Mindestkurs von 1.20 Franken pro Euro ein und ver­sprach, die­sen “mit aller Entschlossenheit” zu ver­tei­di­gen. Diese Ankündigung kam einem Paradigmenwechsel gleich – erst­mals in ihrer Geschichte gab die SNB ein expli­zi­tes Wechselkursziel aus. Die Verteidigung des Mindestkurses erfor­der­te mas­si­ve Deviseninterventionen. Zwischen 2011 und 2015 kauf­te die SNB Euro im Umfang von über 500 Milliarden Franken. Ihre Bilanz schwoll von 20 Prozent des Bruttoinlandprodukts auf über 80 Prozent an.

Am 15. Januar 2015 kapi­tu­lier­te die SNB über­ra­schend und hob den Mindestkurs auf. Der Franken schoss inner­halb von Minuten um über 30 Prozent in die Höhe. Viele Devisenhändler und auch Privatanleger erlit­ten mas­si­ve Verluste. Diese Episode demons­trier­te die Grenzen selbst der mäch­tigs­ten Zentralbanken gegen Marktdruck.

Die SNB als globaler Investor

Die Deviseninterventionen ver­wan­del­ten die SNB in einen der gröss­ten insti­tu­tio­nel­len Investoren der Welt. Mit Währungsreserven von über 900 Milliarden Franken (Stand 2023) über­trifft sie sogar man­che Staatsfonds. Ein beträcht­li­cher Teil die­ser Reserven ist in Aktien ange­legt. Die SNB hält bedeu­ten­de Beteiligungen an ame­ri­ka­ni­schen Technologiekonzernen wie Apple, Microsoft und Google. Diese Konstellation führt zu bizar­ren Situationen: Die Schweizer Zentralbank pro­fi­tiert von stei­gen­den Tech-Aktien, wäh­rend sie gleich­zei­tig für Preisstabilität sor­gen soll.

Die rie­si­ge Bilanz macht die SNB extrem anfäl­lig für Wechselkursschwankungen. Wertet der Franken gegen­über den Anlagewährungen auf, ent­ste­hen mas­si­ve Buchverluste. 2022 ver­buch­te die SNB einen Verlust von 132 Milliarden Franken – den gröss­ten in ihrer Geschichte. Die expan­si­ve Geldpolitik trug auch zum Immobilienboom in der Schweiz bei. Die Hypothekarzinsen san­ken auf his­to­ri­sche Tiefststände, was die Nachfrage nach Wohneigentum anheiz­te. Die Immobilienpreise stie­gen zwi­schen 2009 und 2022 um über 60 Prozent.

Gemeinsame Muster und fundamentale Unterschiede

Einheitliche Trends in der Zentralbankpolitik

Trotz unter­schied­li­cher insti­tu­tio­nel­ler Rahmenbedingungen zei­gen alle drei Zentralbanken bemer­kens­wer­te Gemeinsamkeiten in ihrer Entwicklung. Die Bilanzausweitung war über­all dra­ma­tisch: Die FED ver­grös­ser­te ihre Bilanz um das Neunfache, die EZB um das Sechsfache und die SNB sogar um das Zwölffache.

Alle erreich­ten die Zinsuntergrenze und expe­ri­men­tier­ten mit Negativzinsen. Die direk­ten Marktinterventionen wur­den zur Normalität, obwohl sie ursprüng­lich als Notfallmassnahmen kon­zi­piert waren. Die Kommunikationspolitik ent­wi­ckel­te sich zu einem eigen­stän­di­gen geld­po­li­ti­schen Instrument.

Unterschiedliche Motive und Strategien

Trotz ähn­li­cher Instrumente ver­folg­ten die drei Zentralbanken unter­schied­li­che Ziele. Die FED kon­zen­trier­te sich pri­mär auf die Konjunkturstützung und die Beeinflussung der Zinsstruktur. Ihre Dual-Mandate-Strategie erlaub­te eine fle­xi­ble­re Politik als das rei­ne Inflationsziel ande­rer Notenbanken.

Die EZB kämpf­te vor­ran­gig um das Überleben der Gemeinschaftswährung. Ihre Politik ziel­te dar­auf ab, Fragmentierungsrisiken zu redu­zie­ren und die Transmission geld­po­li­ti­scher Impulse in alle Mitgliedsländer sicher­zu­stel­len. Die indi­rek­te Staatsfinanzierung wur­de dabei not­ge­drun­gen in Kauf genommen.

Die SNB ver­folg­te ein klar defi­nier­tes Wechselkursziel, um die Schweizer Wirtschaft vor defla­tio­nä­ren Kräften zu schüt­zen. Ihre Politik war pri­mär defen­siv aus­ge­rich­tet und reagier­te auf exter­ne Schocks.

Grössenordnungen im Vergleich

Die rela­ti­ven Ausmasse der Bilanzerweiterungen unter­schie­den sich erheb­lich. Während die FED-Bilanz 2023 etwa 30 Prozent des ame­ri­ka­ni­schen BIP umfass­te, erreich­te die EZB-Bilanz rund 60 Prozent der Eurozone-Wirtschaftsleistung. Die SNB über­traf bei­de mit über 100 Prozent des Schweizer BIP.

Notenbankbbilanz in % des BIP (2023-2025)

Diese Unterschiede spie­geln die ver­schie­de­nen Herausforderungen wider: Die SNB muss­te gegen den Aufwertungsdruck einer klei­nen, offe­nen Volkswirtschaft kämp­fen. Die EZB benö­tig­te mas­si­ve Interventionen, um die frag­men­tier­te Eurozone zu sta­bi­li­sie­ren. Die FED konn­te auf­grund der Reservewährungsstellung des Dollars mode­ra­ter agieren.

Nebenwirkungen und unbeabsichtigte Folgen

Der permanente “Zentralbank-Put”

Was ursprüng­lich als Notfallmassnahme gedacht war, ent­wi­ckel­te sich zu einer Dauereinrichtung. Die Märkte gewöhn­ten sich an die Unterstützung und preis­ten sie in ihre Kalkulationen ein. Jeder grös­se­re Kursrückgang führ­te zu Spekulationen über neue Interventionen.

Diese Erwartungshaltung ver­än­der­te das Verhalten der Marktteilnehmer fun­da­men­tal. Risikobewertungen wur­den ver­nach­läs­sigt, weil das Verlustrisiko als begrenzt wahr­ge­nom­men wur­de. Investoren ent­wi­ckel­ten eine “Buy-the-Dip”-Mentalität, die auf dem Vertrauen in zen­tral­bank­li­che Unterstützung basierte.

Vermögenspreisinflation als ungewollte Konsequenz

Die expan­si­ve Geldpolitik führ­te zu einer bei­spiel­lo­sen Vermögenspreisinflation. Aktien, Immobilien und Anleihen stie­gen glei­cher­mas­sen und erreich­ten his­to­ri­sche Bewertungsniveaus. Diese Entwicklung war nicht geplant, aber unver­meid­lich, da die über­schüs­si­ge Liquidität irgend­wo inves­tiert wer­den muss­te. Die Vermögenspreisinflation ver­schärf­te die gesell­schaft­li­che Ungleichheit dra­ma­tisch. Vermögensbesitzer pro­fi­tier­ten über­pro­por­tio­nal, wäh­rend Menschen ohne Kapitaleinkommen leer aus­gin­gen. In den USA besass 2023 das obers­te Prozent der Haushalte mehr Vermögen als die unte­ren 50 Prozent zusammen.

Sinkender Reformdruck und politische Verzerrungen

Die nied­ri­gen Zinsen redu­zier­ten den Reformdruck für hoch­ver­schul­de­te Staaten erheb­lich. Länder wie Italien konn­ten sich trotz struk­tu­rel­ler Probleme güns­tig refi­nan­zie­ren und ver­scho­ben not­wen­di­ge Reformen auf unbe­stimm­te Zeit. Diese Entwicklung unter­gräbt lang­fris­tig die Funktionsfähigkeit der Marktwirtschaft. Ineffiziente Strukturen wer­den künst­lich am Leben erhal­ten, statt durch pro­duk­ti­ve­re Alternativen ersetzt zu wer­den. Das Phänomen der Zombie-Unternehmen brei­te­te sich aus – Firmen, die nur dank nied­ri­ger Zinsen über­le­ben können.

Gefährliche Abhängigkeiten

Die Märkte ent­wi­ckel­ten eine bedenk­li­che Abhängigkeit von zen­tral­bank­li­cher Unterstützung. Jede Andeutung einer Politikänderung führ­te zu hef­ti­gen Reaktionen. Der “Taper Tantrum” von 2013, die Marktturbulenzen Ende 2018 und die Verwerfungen wäh­rend der ers­ten Zinserhöhungen 2022 demons­trier­ten die­se Fragilität. Diese Abhängigkeit schränkt den Handlungsspielraum der Zentralbanken ein. Sie wer­den zu Gefangenen ihrer eige­nen Politik und kön­nen nicht mehr glaub­wür­dig mit einer Normalisierung dro­hen, ohne schwe­re Marktturbulenzen zu riskieren.

Die Inflation nach 2020: Mitschuld der Zentralbanken?

Inflation von 2003 - 2005

Komplexe Ursachenanalyse

Die Inflation, die ab 2021 in den ent­wi­ckel­ten Volkswirtschaften auf­trat, hat­te mul­ti­ple Ursachen. Die Corona-Pandemie stör­te glo­ba­le Lieferketten mas­siv und führ­te zu Engpässen bei wich­ti­gen Rohstoffen und Vorprodukten. Der Krieg in der Ukraine ver­stärk­te die­se Probleme, ins­be­son­de­re bei Energie und Nahrungsmitteln. Politische Faktoren spiel­ten eben­falls eine wich­ti­ge Rolle. Massive Fiskalpakete pump­ten Kaufkraft in die Wirtschaft, wäh­rend das Angebot pan­de­mie­be­dingt redu­ziert war. Diese Nachfrage-Angebot-Schere trieb die Preise nach oben.

Doch die mone­tä­ren Faktoren dür­fen nicht igno­riert wer­den. Jahrzehntelange Liquiditätsexpansion hat­te die Grundlage für infla­tio­nä­re Entwicklungen geschaf­fen. Die ultra-nied­ri­gen Zinsen redu­zier­ten die Sparneigung und för­der­ten den Konsum. Zudem führ­ten sie zu Fehlinvestitionen in unpro­duk­ti­ve Bereiche.

Versäumnisse in der Geldpolitik

Die Zentralbanken unter­schätz­ten die Inflationsgefahr und hiel­ten zu lan­ge an ihrer “Lower for Longer”-Strategie fest. Noch 2021 bezeich­ne­ten FED-Chef Jerome Powell und EZB-Präsidentin Christine Lagarde die Inflation als “vor­über­ge­hend” und “tran­si­to­risch”. Diese Fehleinschätzung hat­te schwer­wie­gen­de Folgen. Als die Inflation sich als hart­nä­cki­ger erwies als erwar­tet, muss­ten die Zentralbanken abrupt ihre Politik ändern. Die FED hob die Zinsen zwi­schen 2022 und 2023 um 525 Basispunkte an – eine der aggres­sivs­ten Zinszyklen der Geschichte.

Leitzinsen von 2003 - 2005

Die EZB hink­te deut­lich hin­ter­her und begann erst im Juli 2022 mit Zinserhöhungen, obwohl die Inflation bereits zwei­stel­li­ge Werte erreicht hat­te. Diese Verzögerung ver­stärk­te die infla­tio­nä­ren Erwartungen und erschwer­te die spä­te­re Bekämpfung.

Folgen der verspäteten Reaktion

Der Vertrauensverlust in die Inflationsbekämpfung war beträcht­lich. Umfragen zeig­ten, dass die Bevölkerung das Vertrauen in die Kompetenz der Zentralbanken ver­lo­ren hat­te. Die müh­sam auf­ge­bau­te Glaubwürdigkeit der letz­ten Jahrzehnte wur­de bin­nen weni­ger Monate zer­stört. Die abrup­ten Zinserhöhungen führ­ten zu schwe­ren Verwerfungen an den Finanzmärkten. Bankenkrisen in den USA (Silicon Valley Bank, First Republic Bank) demons­trier­ten die Fragilität eines auf nied­ri­ge Zinsen ange­wie­se­nen Systems. Auch in Europa gerie­ten Institute wie die Credit Suisse unter Druck.

Die aggres­si­ve Zinspolitik erhöh­te das Rezessionsrisiko erheb­lich. Viele Ökonomen pro­gnos­ti­zier­ten für 2023 einen deut­li­chen Konjunktureinbruch, der zwar aus­blieb, aber die Unsicherheit verstärkte.

Ausblick: Die Zukunft der Zentralbanken

Fundamentale Herausforderungen

Die Zentralbanken ste­hen vor einem Dilemma: Sie müs­sen gleich­zei­tig die Inflation bekämp­fen und die Finanzstabilität sichern. Diese bei­den Ziele kön­nen sich wider­spre­chen, ins­be­son­de­re wenn Zinserhöhungen sys­te­mi­sche Risiken aus­lö­sen. Die hohe Schuldenlast vie­ler Staaten begrenzt den Spielraum für eine nor­ma­le Zinspolitik erheb­lich. Italien bei­spiels­wei­se wür­de bei deut­lich höhe­ren Zinsen schnell in Finanzierungsprobleme gera­ten. Dies zwingt die EZB zu einem schwie­ri­gen Balanceakt zwi­schen Inflationsbekämpfung und Stabilität.

Die poli­ti­sche Unabhängigkeit der Zentralbanken gerät zuneh­mend unter Druck. Politiker for­dern nied­ri­ge­re Zinsen zur Konjunkturstützung, wäh­rend die Bevölkerung Massnahmen gegen die Inflation ver­langt. Diese wider­sprüch­li­chen Erwartungen erschwe­ren eine kon­sis­ten­te Politik.

Neue Instrumente und Paradigmen

Einige Zentralbanken expe­ri­men­tie­ren mit “grü­ner Geldpolitik” und berück­sich­ti­gen Klimarisiken in ihrer Strategie. Die EZB kauft bevor­zugt Anleihen von Unternehmen mit bes­se­rer Klimabilanz, wäh­rend die Bank of England Klimastress-Tests für Banken durchführt.

Digitale Zentralbankwährungen (CBDCs) könn­ten die Geldpolitik revo­lu­tio­nie­ren. Sie wür­den den Zentralbanken direk­te­ren Zugang zu den Bürgern ver­schaf­fen und neue Instrumente wie “Helikoptergeld” ermög­li­chen. Doch die Implementierung wirft schwie­ri­ge Fragen bezüg­lich Datenschutz und Finanzstabilität auf.

Rückkehr zur Normalität oder neue Ära?

Die ent­schei­den­de Frage lau­tet: Können die Zentralbanken zu einer “nor­ma­len” Geldpolitik zurück­keh­ren oder sind sie zu Dauerinterventionisten gewor­den? Die Erfahrungen der letz­ten Jahre deu­ten dar­auf hin, dass die Märkte ohne Unterstützung kaum mehr funk­ti­ons­fä­hig sind. Eine Normalisierung wür­de mas­si­ve Bewertungskorrekturen an den Finanzmärkten erfor­dern. Viele Geschäftsmodelle, die auf nied­ri­ge Zinsen ange­wie­sen sind, wür­den kol­la­bie­ren. Die gesell­schaft­li­chen und poli­ti­schen Kosten einer sol­chen Bereinigung wären immens. Wahrscheinlicher ist daher eine neue Ära per­ma­nen­ter Interventionen mit gele­gent­li­chen Versuchen der Normalisierung. Die Zentralbanken wer­den zwi­schen Inflationsbekämpfung und Finanzstabilität lavie­ren müs­sen, ohne lang­fris­tig eines der bei­den Ziele nach­hal­tig zu erreichen.

Fazit

Die ver­gan­ge­nen 25 Jahre haben die Zentralbanken von Hütern der Preisstabilität zu akti­ven Marktinterventionisten ver­wan­delt. Was mit dem Greenspan Put als Notfallmassnahme begann, ent­wi­ckel­te sich zu einem dau­er­haf­ten System der Marktunterstützung.

Die FED, EZB und SNB haben zwei­fel­los Stabilität in Krisenzeiten geschaf­fen und grös­se­re Verwerfungen ver­hin­dert. Doch der Preis für die­se Politik wird immer deut­li­cher sicht­bar: Vermögenspreisinflation, Marktverzerrungen, sin­ken­der Reformdruck und eine gefähr­li­che Abhängigkeit der Märkte von zen­tral­bank­li­cher Unterstützung.

Die Inflation der Jahre 2021–2023 war ein Weckruf, der die Grenzen die­ser Politik auf­zeig­te. Die ver­spä­te­te und dann umso aggres­si­ve­re Reaktion der Zentralbanken demons­trier­te, wie schwie­rig der Umgang mit den Nebenwirkungen ihrer eige­nen Politik gewor­den ist.

Die Zukunft wird zei­gen, ob die Zentralbanken den Weg zurück zu einer markt­kon­for­me­ren Politik fin­den oder ob sie zu per­ma­nen­ten Interventionisten wer­den. Die Erfahrungen der letz­ten Jahre las­sen ver­mu­ten, dass letz­te­res wahr­schein­li­cher ist. Die Märkte sind zu abhän­gig gewor­den, die Schuldenlasten zu hoch und die poli­ti­schen Kosten einer Normalisierung zu gross. Was als tem­po­rä­re Krisenbekämpfung gedacht war, ist zur neu­en Normalität gewor­den. Die Frage ist nicht mehr, ob die Zentralbanken inter­ve­nie­ren, son­dern nur noch wann und wie mas­siv. Diese Entwicklung unter­gräbt lang­fris­tig die Fundamente der Marktwirtschaft und schafft neue, noch grös­se­re Risiken für die Zukunft.

Wenn ich die­sen Bericht im Jahr 2023 schrei­be, ist die Inflation in fast allen west­li­chen Ländern zu hoch. Durch Leitzinserhöhungen ver­su­chen die Zentralbanken, die Inflation in den vor­ge­ge­be­nen Zielkorridor zu drü­cken. Vor die­sem Hintergrund sind Kryptowährungen ver­trau­ens­wür­di­ger, bei ihnen gibt es kei­ne expan­si­ve Geldpolitik einer Zentralbank, die einen sol­chen Wertverlust mit­ver­ant­wor­ten muss. Es stellt sich daher die Frage, ob der Anleger auf die Anlageklasse der Kryptowährungen noch ver­zich­ten kann.

Krypto- versus Fiatwährung

Für mich ist die Unabhängigkeit der Kryptowährungen vom Staat die attrak­tivs­te Eigenschaft. In den letz­ten zwei Jahrzehnten haben wir gese­hen, wie Zentralbanken mit ihrer Geldpolitik den Markt stark beein­flusst haben. Da vie­le Regierungen ihre Haushalte nicht im Griff haben, muss­te die expan­si­ve Geldpolitik der Zentralbanken her­hal­ten, um das Wirtschaftswachstum anzu­kur­beln. Dies kann frü­her oder spä­ter zu einer zu hohen Inflation füh­ren. Sicherlich sind auch die Corona-Krise und der Ukraine-Krieg Treiber der aktu­el­len Inflation. Andererseits waren die Staaten wäh­rend der Corona-Krise sehr gross­zü­gig mit ihrer Wirtschaftshilfe.

Andere Vorteile von Kryptowährungen

  • Grenzüberschreitende Transaktionen: Kryptowährungen ermög­li­chen schnel­le und kos­ten­güns­ti­ge grenz­über­schrei­ten­de Transaktionen ohne Zwischenhändler wie Banken. Dies ist beson­ders nütz­lich in Ländern mit ein­ge­schränk­tem Bankenzugang oder insta­bi­len Währungen.
  • Finanzielle Inklusion: Bitcoin ermög­licht Menschen den Zugang zum Finanzsystem, die bis­her davon aus­ge­schlos­sen waren. In Regionen ohne gut aus­ge­bau­te Bankinfrastruktur kann Bitcoin als Ersatz für tra­di­tio­nel­le Bankdienstleistungen dienen.
  • Dezentralisierung: Kryptowährungen basie­ren auf dezen­tra­len Technologien wie der Blockchain, bei der kei­ne zen­tra­le Behörde die Kontrolle hat. Dies kann mehr finan­zi­el­le Autonomie und Unabhängigkeit bieten.

Was treibt den Kurs von Bitcoin

Es ist bekannt, dass ein Notenbanker mit sei­nen Äusserungen den Kurs sei­ner Fiat-Währung und auch die Kurse von Wertpapieren bewe­gen kann. Ausser in Krisenzeiten füh­ren sol­che Aussagen oder Einschätzungen von Notenbankern nur zu gerin­gen Kurssprüngen. Anders beim Bitcoin, wo bei­spiels­wei­se Elon Musk schon mehr­fach für Kursbewegungen in die eine oder ande­re Richtung gesorgt hat. Während Währungshüter Überraschungen mög­lichst ver­mei­den, sieht das bei einer Person wie Elon Musk anders aus. Man muss berück­sich­ti­gen, dass eine ein­zel­ne Person bei Kryptowährungen eine gros­se Kursbewegung aus­lö­sen kann. Hierzug gibt es bei 99bitcoins eini­ge hilf­rei­che Informationen »Bitcoin Historical Price & Events«.

Kryptowährungen sehr volatil

Die Preise von Kryptowährungen kön­nen stark schwan­ken, was zu erheb­li­chen Verlusten oder Gewinnen füh­ren kann. Die hohe Volatilität erschwert die Verwendung als sta­bi­les Wertaufbewahrungsmittel. Anderseits braucht es auch manch­mal viel Geduld, bis sich die Spekulation in eine Kryptowährung lohnt.

Andere Nachteile von Kryptowährungen

  • Regulatorische Unsicherheit: Die recht­li­che und regu­la­to­ri­sche Situation von Kryptowährungen ist oft unklar und kann von Land zu Land stark vari­ie­ren. Dies kann zu Unsicherheit bei Nutzern und Investoren führen.
  • Umweltbelastung: Das Schürfen von Bitcoin erfor­dert gros­se Mengen an Energie, was Bedenken hin­sicht­lich der Umweltauswirkungen auf­wirft. Die Kritik am Energieverbrauch von Bitcoin könn­te zukünf­ti­ge Regulierungsmassnahmen beeinflussen.

Bitcoin das neue Gold?

Sowohl Bitcoin als auch Gold haben ein begrenz­tes Angebot. Bei Bitcoin ist die maxi­ma­le Anzahl der Coins auf 21 Millionen begrenzt, wäh­rend die Menge an Gold auf der Erde eben­falls begrenzt ist. Darüber hin­aus kön­nen sowohl Bitcoin als auch Gold als Inflationsschutz betrach­tet wer­den, da sie nicht belie­big ver­mehrt wer­den kön­nen. Schliesslich wer­den weder Gold noch Bitcoin von einer zen­tra­len Behörde kon­trol­liert, was vor staat­li­cher Willkür schüt­zen soll­te. Andererseits kann die Regierung eines Staates wie der USA den Handel mit bei­den Finanzinstrumenten erheb­lich erschwe­ren. Gegen Bitcoin als Wertaufbewahrungsmittel spre­chen die bis­her hohe Volatilität und die recht­li­chen Unsicherheiten. Von Anlegern, die von Kryptowährungen begeis­tert sind, höre ich oft, dass Anleger auf den Verlust ihrer gesam­ten Investition in Kryptowährungen vor­be­rei­tet sein soll­ten. Nicht gera­de die bes­te Voraussetzung für ein Wertaufbewahrungsmittel.

Wie dezentral sind Altcoins?

Altcoins sind im Allgemeinen weni­ger dezen­tra­li­siert als Bitcoin. Dies liegt dar­an, dass die meis­ten Altcoins von einer klei­nen Gruppe von Entwicklern oder Unternehmen gegrün­det wur­den, die die Kontrolle über die Blockchain und das Münzangebot behalten.

  • Konzentration des Münzangebots: In vie­len Fällen hal­ten eine klei­ne Anzahl von Personen oder Unternehmen einen gros­sen Anteil an den Münzen einer bestimm­ten Altcoin. Dies kann dazu füh­ren, dass die­se Personen oder Unternehmen einen erheb­li­chen Einfluss auf den Preis und die Entwicklung des Altcoins haben.
  • Entwicklergemeinschaft: Eine star­ke und breit gefä­cher­te Entwicklergemeinschaft kann die Dezentralisierung för­dern. Wenn nur weni­ge Entwickler die gesam­te Entwicklung und Wartung einer Kryptowährung kon­trol­lie­ren, ist sie weni­ger dezentral.
  • Mining-Zentralisierung: Viele Altcoins ver­wen­den Proof-of-Work-Konsensmechanismen, bei denen Miner Transaktionen vali­die­ren und neue Coins erzeu­gen. Wenn das Mining von weni­gen gros­sen Pools oder Unternehmen kon­trol­liert wird, kann dies die Dezentralisierung gefährden.
  • Verwaltung und Governance: Die Art und Weise, wie Entscheidungen über Upgrades und Änderungen im Protokoll getrof­fen wer­den, kann die Dezentralisierung beein­flus­sen. Wenn Entscheidungen von einer zen­tra­len Behörde oder einer klei­nen Gruppe getrof­fen wer­den, ist die Kryptowährung weni­ger dezentral.

Jeder der oben genann­ten Punkte soll­te vor einer Investition in eine Kryptowährung geprüft wer­den. Je dezen­tra­ler eine Altcoin ist, des­to gerin­ger ist das Risiko staat­li­cher Eingriffe oder der Bereicherung durch eine ein­zel­ne Person oder Organisationen.

Meme-Kryptowährungen

Ich glau­be, dass es bei eini­gen Menschen unter 40 Jahren den Wunsch gibt, im Lotto zu gewin­nen, ohne selbst Lotto zu spie­len. Zum rich­ti­gen Zeitpunkt in Bitcoin oder Ethereum zu inves­tie­ren hat eini­ge Anleger sehr reich gemacht. Doch die­se Zeit der gros­sen Gewinne könn­te für alter­na­ti­ve Kryptowährungen vor­bei sein. Stattdessen gibt es Meme-Kryptowährungen, die auf humor­vol­le oder sati­ri­sche Art und Weise geschaf­fen wur­den. Diese haben oft kei­ne wirk­li­che Funktion, aus­ser Aufmerksamkeit zu erre­gen und Gewinne für ihre Besitzer zu gene­rie­ren. Auch wenn die­se Projekte als unter­halt­sa­me Experimente dar­ge­stellt wer­den, sind die meis­ten Besitzer wahr­schein­lich dar­auf aus, mög­lichst viel Geld zu gewin­nen. Hinter die­sen Meme-Kryptowährungen ver­ber­gen sich wahr­schein­lich vie­le betrü­ge­ri­sche und unse­riö­se Projekte.

Fazit

Bisher habe ich nur ein paar Hundert Schweizer Franken in Bitcoins inves­tiert. Ich habe damit auch eini­ge Zahlungen getä­tigt. Aus Sicht eines schnel­len Gewinns wür­de ich eher in Hebelinstrumente für Aktien, Rohstoffe, Obligationen oder Fiatwährungen inves­tie­ren. Wie oben erwähnt, schei­nen mir Gold, Silber oder auch Immobilien bzw. Anteile an Immobilienfonds als Wertaufbewahrungsmittel die bes­se­re Wahl zu sein. Ausserdem habe ich bis heu­te nicht her­aus­ge­fun­den, was den Kurs von Bitcoin bewegt. In den letz­ten zwei bis drei Jahren ist die Volatilität des Bitcoins zurück­ge­gan­gen und damit auch die rea­len Verluste und Gewinne. Für eini­ge Investoren wird Bitcoin dadurch inter­es­san­ter, für ande­re lang­wei­li­ger und damit weni­ger bedeut­sam. Ich als eher defen­si­ver Investor wer­de ich Kryptowährungen wei­ter­hin beobachten.

Aus gutem Grund dis­ku­tiert die­ser Blog grund­sätz­lich kei­ne Einzeltitel von Aktien. In die­sem Beitrag mache ich eine Ausnahme. Die Credit Suisse Group (CS) ist ein Beispiel, wie viel ein lang­fris­tig ori­en­tier­ter Anleger mit der fal­schen Einzeltitelwahl ver­lie­ren kann. Seit der Finanzkrise oder spä­tes­tens mit dem Jahr 2009 ging der Aktienkurs der CS kon­ti­nu­ier­lich nach unten wäh­rend sich der Swiss Market Index (SMI) in Richtung sei­nes Allzeithochs bewegte.

CS SMI Vergleich von 01.01.2000-16.06.2016

Im Februar 2011 war so ziem­lich der letz­te Zeitpunkt um sich von der Aktie der CS zu tren­nen. Damals wur­de letzt­ma­lig ein Gewinn von über 5 Milliarden bekannt gege­ben. Was ist schiefgelaufen?

Der Auf- und Abstieg der europäischen Finanzinstitute

Bis weni­ge Jahre vor der Jahrtausendwende war die Investition in ein Finanzinstitut eher lang­wei­lig. Danach kann der stei­le Aufstieg der Geldhäuser mit anstei­gen­den Jahresgewinnen bis zum Wendepunkt im Jahre 2008, sie­he STOXX® Europe 600 Banks:

Stoxx Europe 600 Bank von 1987 - 2016
Quelle: STOXX® Europe 600 Banks

Mit mini­ma­ler Kapitaldecke maxi­ma­le Rendite ein­fah­ren war die Strategie vie­ler Grossbanken. Bei der CS funk­tio­nier­te die­ses teil­wei­se bis zwei Jahre nach der Finanzkrise von 2008. Danach viel der Reingewinn bei der CS dramatisch:

CS Reingewinn 2009-2015

Seither ist die Regulierung ver­stärkt wor­den und in der Folge redu­zie­ren vie­le Finanzinstitute in Europa ihre Bilanzen. Damit ver­rin­gern sich die Chancen auf Erträge, wobei sich die Kosten nicht im glei­chen Masse reduzierten.

Die Investoren sind nach der Finanzkrise miss­traui­scher gewor­den und ver­lan­gen heu­te mehr Information und Transparenz. Kommt hin­zu das in Europa das Geschäft mit den unver­steu­er­ten Vermögen durch Regulierungen ziem­lich aus­ge­höhlt wur­de. Zusätzlich muss­ten die Banken über die letz­ten Jahre teils saf­ti­ge Strafzahlungen für ihre Vergehen in der Vergangenheit bezahlen.

Spitzenlöhne, Kapitalerhöhungen und Risikoreduzierung

In bin der Meinung, dass die Mitarbeiter erst­klas­sig bezahlt wer­den. Dieser Devise wird die CS mit einem Durchschnittslohn von CHF 226’000 im Jahr 2015 sicher­lich gerecht. Natürlich gibt es dar­un­ter ein paar Prozente der Mitarbeiter die eine oder meh­re­re Millionen erhal­ten. Die Vergütung von Brady Dougan ist bis auf das ver­lust­rei­che Jahr 2015 auch bekannt, wobei er damals im Juni aus­schied. Überdies wur­de Ende März 2010 ver­kün­det, dass Dougan zur Vergütung von 19.2 Mio. zusätz­lich ein 70.9 Mio. Franken Bonus erhielt.

Dougan Vergütung 2009 - 2015

Wenn etwas bei der CS miss­glückt, so wird bei ihren Aktionären die hoh­le Hand gemacht. Im 2012 und 2015 gab es bei der CS Kapitalerhöhungen. Damit sank der Gewinn pro Aktie von über 5 Franken im Jahr 2009 auf unter einem.

CS Gewinn pro Aktie 2009 - 2015

Alle Jahre im Februar

Im Folgenden fin­de ich es inter­es­sant wie Brady Dougan bzw. Tidjane Thiam das ver­gan­ge­ne Geschäftsjahr kom­men­tier­ten. Offensichtlich lässt sich aus die­sen Statements nicht die Zukunft ableiten.

Geschäftsjahr 2010

Im 2010 war Brady Dougan noch sehr über­zeugt von sei­nem Business Modell. Der dama­li­ge Reingewinn lag noch über 5 Milliarden und dies ergab eine Eigenkapitalrendite von 15%. Er brüs­tet sich mit der angeb­lich wenig risi­ko­rei­chen Strategie:

Quelle: NZZ Impluse, 10.02.2011: Brady Dougan, CEO der Credit Suisse “Unser Modell ist durch­aus glaubwürdig”

Geschäftsjahr 2011

Im 2011 gab es einen gewal­ti­gen Gewinneinbruch von 62% gegen­über dem Vorjahr. Der CS-Chef Dougan war sehr ent­täuscht. Leider erwähn­te er nicht, dass die­ser Jahresgewinn von 2 Milliarden eher der Zukunft ent­sprach als die 5 Milliarden aus dem Vorjahr. Erstmals spricht er von der Reduzierung der Kosten und Risiken:

Quelle: SRF, Tagesschau vom 9.02.2012 — Credit Suisse mit Gewinneinbusse

Geschäftsjahr 2012

Der Gewinn redu­zier­te sich gegen­über dem Vorjahr noch­mals. Brady Dougan sprach von einem Umbau ihres Geschäftsmodells. Scheinbar war die gelob­te Strategie aus dem Jahr 2010 doch nicht zukunftsfähig:

Quelle: SRF, Tagesschau vom 7.02.2013 — Credit Suisse mit schwar­zen Zahlen im 2012

Geschäftsjahr 2013

Brady Dougan war 2013 mit der Kapitalrendite von 9 % zufrie­den, der Gewinn stieg wie­der auf über 3 Milliarden. Leider wur­de die­ser anfäng­lich mit­ge­teil­ter Jahresgewinn cir­ca 2 Monate spä­ter von 3’069 Mrd. auf 2’326 Mrd. nach unten korrigiert:

Quelle: SRF, SF-Börse, 6.02.2014: Credit Suisse-Chef Brady Dougan ist zufrie­den mit dem Geschäftsjahr 2013

Geschäftsjahr 2014

Obwohl sich der Gewinn zum Vorjahr auf 1’785 Millionen redu­zier­te, war Dougan dar­über erfreut:

Quelle: SRF-Börse vom 12.02.2015

Geschäftsjahr 2015

Im 2015 wur­de die CS von der Vergangenheit ein­ge­holt. Offensichtlich hat Supermanager Brady Dougan über Jahre hin­weg die Altlasten vor sich hin­ge­scho­ben. Wobei er natür­lich nicht der Alleinschuldige ist, es gäbe dazu vie­le Namen wie bei­spiels­wei­se die Verwaltungsratspräsidente Walter Kieholz, Hans-Ulrich Doerig und Urs Rohner. Im Jahr 2000 wur­de für knapp CHF 20 Milliarden die Investmentbank Donaldson, Lufkin & Jenrette (DLJ) ein­ge­kauft. Mit dem Jahresabschluss wur­de der Goodwill auf die­sem Posten um 3.8 Milliarden abgeschrieben:

Quelle: SRF-Tagesschau vom 4.2.2016 — CS macht Milliarden-Verlust

Fazit

Für die Strategie »Kaufen und hal­ten« waren Aktien der schwei­ze­ri­schen Grossbanken eine schlech­te Wahl. Wer 1998 in die Finanzriesen inves­tier­te, hät­te die Hälfte und mehr des Geldes ver­lo­ren. Beide Banken erwar­ben im Jahre 2000 eine US-Investmentbank und folg­ten danach einer risi­ko­be­haf­te­ten Strategie.

Aus mei­ner Sicht ver­brei­te­te der CS-Chef Dougan ab dem Jahr 2012 sehr vie­le Durchhalteparolen, er war nicht bereit für eine Strategieumkehr. Für die Aktionäre war auf­grund sei­ner opti­mis­ti­schen Kommunikation nicht sofort offen­sicht­lich, dass die fet­ten Jahre der Vergangenheit angehörten.

Ein Kleinanleger mit nur ein paar Einzeltitel in sei­nem Portfolio, war län­ger­fris­tig mit den zwei schwei­ze­ri­schen Grossbanken schlecht bera­ten. Ich habe schon eini­ge Bedenken beim Kauf eines ETF auf den SMI oder den Swiss Performance Index (SPI). Bei Ersteren domi­nie­ren die Schwergewichte Nestlé, Roche und Novartis über 60 % des Index, bei Zweiterem immer­hin noch etwa 50 %. Eine Alternative dazu ist der Swiss Leader Index (SLI). Bei die­sem beträgt die maxi­ma­le Gewichtung 9 % an der Gesamtgewichtung.

Gemäss Richard Forster von der Yale School of Managment hat sich die durch­schnitt­li­che Lebensspanne von Unternehmen im Standard & Poor’s 500 (S&P) Börsenindex von 67 in den 1920ern auf etwa 15 Jahre in den 2010ern Jahren redu­ziert. Wobei die meis­ten Firmen durch Übernahmen oder Fusionen ster­ben. Zudem ist die Lebensdauer sehr kul­tur­ab­hän­gig, in Japan ist die Mortalitätsrate der Unternehmen viel gerin­ger. Dies macht deut­lich, dass die Wahl eines zukünf­tig erfolg­rei­chen Einzeltitels sehr schwie­rig ist. Natürlich kann der Aktionär oft­mals von Kursgewinnen am über­nom­men Unternehmen profitieren.

Einen wei­te­ren Teil zum Thema CHF woll­te ich schon Ende Dezember schrei­ben. Durch die Ereignisse der let­zen Woche muss­te ich die­sen Beitrag ändern bzw. ergän­zen. Seitdem hat der Titel die­ser Serie fast wie­der sei­ne unein­ge­schränk­te Berechtigung.
Letzte Woche wur­den sicher­lich die meis­ten von der Aufgabe des Euro-Franken-Mindestkurses über­rascht. Anderseits wur­de seit cir­ca einem Monat die SNB-Politik des Mindestkurses teil­wei­se kri­ti­siert. Offensichtlich getrie­ben durch den Anstieg des USD gab es erneut Vorschläge das Regime eines Mindestkurses an einen Währungskorb zu bin­den oder den Mindestkurs zu redu­zie­ren. In den Schweizer Medien häuf­ten sich die Schlagzeilen über den schein­bar schwa­chen EURO.

War der EURO wirklich so schwach?

Ende Dezember und Anfangs Januar waren in der Schweiz die Schlagzeilen fast täg­lich vom angeb­lich schwä­cheln­den Euro geprägt. Dabei ver­ein­fach­ten unse­re US-ame­ri­ka­nisch gerich­te­ten Medien ein­mal mehr, indem sie sich bei ihrer Bewertung aus­schliess­lich am USD orientierten.


Quelle: SRF, Rendez-Vous vom 5.01.2015 — Anhaltendes Euro-Tief

Im fol­gen­den Chart ist der CHF-Kursverlauf, vor dem 14.01.2015, zu eini­gen wich­ti­gen Währungen wäh­rend eines hal­ben Jahres abgebildet:

CHF Währungsvergleich 6 Monate bis 14.01.2015
Quelle: Google Finance

Daraus ist erkenn­bar, dass vor­wie­gend der USD gegen­über dem EUR zuleg­te. Andere Währungen wie bei­spiels­wei­se die nor­we­gi­sche und schwe­di­sche Krone haben sogar eini­ge Prozente ein­ge­büsst. Die Entscheidung für den Ausstieg aus dem Euro-Mindestkurs lässt sich bis am 14.01.2015 kaum nur mit dem Erstarken des USD begründen.

SNB kündigt Negativzins auf Giroguthaben an

Im Dezember star­te­te eine wei­te­re Periode mit dem Erstarken des USD. Teilweise ver­ur­sacht durch die Zuspitzung der Krise in Russland. Diese Unsicherheit an den Finanzmärkten führ­te zu einem Aufwertungsdruck des CHF. Daher kün­de­te der SNB-Präsident am 18.12.2014 einen Negativzins auf Giroguthaben ab 22.01.2015 an:


Quelle: SRF vom 18.12.2014 — Nationalbank-Präsident Thomas Jordan an der Medienkonferenz

Allein im Dezember 2014 haben die Devisenstände der SNB um CHF 32.4 Milliarden auf CHF 495.1 Milliarden zuge­nom­men. Hierzu ein klei­nes Rechenbeispiel um sich der Devisenreserve zu ver­ge­gen­wär­ti­gen. Die Schweiz hat cir­ca 8.1 Millionen Einwohner, wür­de die SNB ihre Devisenreserve unter dem Volk auf­tei­len, so ergä­be dies einen Betrag von über CHF 60‘000 pro Kopf. Die gesam­te Bilanzsumme der SNB näher­te sich zuse­hends dem schwei­ze­ri­schen Bruttoinlandsprodukt von cir­ca CHF 600 Milliarden. Die US-Zentralbank (Fed) wur­de oft kri­ti­siert für ihre Gelddruckerei, jedoch beträgt deren Bilanz cir­ca USD 4.5 Billionen bei einem BIP von cir­ca USD 16.8 Billionen. Natürlich hinkt die­ser Vergleich, die Fed kauf­te ame­ri­ka­ni­sche Staatsschulden auf, wäh­rend­des­sen die SNB das Geld für Fremdwährungskäufe druckte.

Schneider-Ammann und seine Einschätzung im 2011 zu Negativzins

Schon im Jahre 2011 wur­de der Negativzins vor der Einführung der Kursuntergrenze dis­ku­tiert. Damals äus­ser­te sich Bundesrat Schneider-Ammann sehr distan­ziert zu die­ser Massnahme. Offensichtlich hat die Direktion der SNB bezüg­lich der posi­ti­ven Wirkungsweise die­ses Instruments eine ande­re Einschätzung als Wirtschaftsminister Schneider-Ammann:


Quelle: SRF, Samstagsrundschau vom 6.08.2011 — Schneider-Ammann: «Keine Negativ-Zinsen»
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Diesmal erfolgt der Rückblick auf die Prognosen der Analysten für das 2012 ziem­lich spät, jedoch ändert nichts an der Tatsache, dass die Mehrheit der Finanzspezialisten weit dane­ben lagen. Entgegen den Voraussagen war das 2012 für die Aktienbesitzer ein sehr erfreu­li­ches Jahr.

Börsenerfolg zu 90 Prozent Glück

Rolf Dobelli und Konrad Hummler äus­sern sich über das Glück des Börsenerfolges:

Quelle: Bilanz Standpunkte vom 24.03.2013 — Die gröss­ten Denkfehler in der Wirtschaft

Der ehe­ma­li­ge Banker Hummer bejaht, dass die Finanzindustrie mit dem Anpreisen ihrer Expertisen betref­fend Vorhersagen nicht ehr­lich ist. Zudem bestä­ti­gen bei­de Herren, dass der Börsenerfolg vom Glück bestimmt wird.

Devisenkurse und Währungsabwertungen

Der JPY gab im 2012 deut­lich ab, dies fand sei­ne Fortsetzung im 2013:

Währungspaar Wechselkurs 31.12.2012 Kursänderung im 2012
EUR/CHF 1.2072 -0.9
USD/CHF 0.9126 -2.9%
JPY/CHF 1.0617 -12.3%

Die IMF-Chefin Christine Lagarde lob­preist die Notenbankpolitik:


Quelle: SRF Trend vom 20.04.2013 — Christine Lagarde

Einige Experten befürch­ten ein Wettrennen der Regierungen und Zentralbanken um die Abwertungen ihrer Währungen. Ich fin­de in die­sem Zusammenhang die skep­ti­sche Äusserungen von Oswald Grübel gegen­über Währungsabwertungen erwähnenswert.

Anleihen

Die Zentralbanken kau­fen noch immer Anleihen, ins­be­son­de­re die US-Notenbank Fed. Mit die­ser lockern Geldpolitik stei­gen die Aktien- und Immobilienpreise. Der dadurch künst­lich erzeug­te Wohlstand soll letzt­end­lich das Konsumverhalten der Wirtschaftssubjekte ankurbeln.

Index Währung Netto Rendite 2012 Netto Rendite 2011
SBI Domectic Goverment 3–7 CHF 1.2% 5.7%
Markit iBoxx EUR Sovereigns 3–7 EUR 9.3% 3.3%
Markit iBoxx Euro Sovereigns Inflation-Linked Index EUR 16.8% -0.7%
Markit iBoxx US Treasuries 3–7 USD 2.1% 8.4%
J.P. Morgan Emerging Markets Bond Fund Global Core Index USD 18.6% 8.0%

Die Anleihen der euro­päi­schen „Krisenländer“ erhol­ten sich im 2012 und leg­ten teil­wei­se über 20% zu. Im Durchschnitt aller Euroländer und über alle Laufzeiten gerech­net, beträgt der Jahresertrag mit Staatsanleihen cir­ca 11 Prozent. Konnten die Schweizer Anleihen im Jahr 2011 den Anleger noch erfreu­ten, schmel­zen im letz­ten Jahr die Erträge dahin. Viel Anziehungskraft hat­ten die Anleihen des Emerging Markets, zah­len die­se doch noch höhe­re Zinsen. Wobei auch in die­sen Ländern in der nähe­ren Zukunft nicht mehr mit Erträgen von 15 % und mehr gerech­net wer­den kann.
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Die Echtzeit-Berichterstattung von SRF ist kaum nach­hal­tig ins­be­son­de­re bei den Börsenmeldungen.

Die Nachhaltigkeit des Wirtschaftsjournalismus tendiert gegen Null

Seit dem Jahre 2010 ver­öf­fent­licht der Forschungsbereich Öffentlichkeit und Gesellschaft / Universität Zürich ein Jahrbuch über die Qualität der Medien. Einer der Mitautoren ist der Medienwissenschaftler Kurt Imhof, hier­zu ein Ausschnitt sei­ner Kritik an der Wirtschaftsberichterstattung:

Quelle: SRF Trend vom 23.10.2010 — Kurt Imhof: Wirtschaftsjournalismus in der Krise?

SRF bestä­tigt lei­der Herr Imhofs Darstellungen, all­zu oft ver­folgt das SRF das Geschehn im Rhythmus der Aktienkurse. Hierzu drei Beispiele aus einer Vielzahl von einer angeb­lich plau­si­blen Bewertung eines Ereignisses durch die Finanzmärkte. Dabei ori­en­tiert sich die Berichterstattung von SRF meis­tens an den Tageskursen von Aktien – die Medien sind sehr kurz­at­mig geworden.

Finanzmärkte und die oberflächliche Wirtschaftsredaktion von SRF

Für die Überhöhung eines Themas ver­greift sich die Wirtschaftsredaktion von SRF ger­ne bei den Tageskursen der Finanzmärkte.

Fernsehen SRF und Aktienkurse

Ich schaue nur noch sehr sel­ten die Tagesschau oder 10vor10 der Schweizer Fernsehen. Ich kann mich wenig anfreun­den mit den auf Show aus­ge­leg­ten Nachrichtensendungen. In die­sen Nachrichtenmagazinen wer­den gewis­se Ereignisse öfters von soge­nann­ten inter­nen oder exter­nen Experten auf­grund von spe­ku­la­ti­ven Informationen ober­fläch­lich bewer­tet. Gerade das täg­li­che Auf und Ab an den Finanzmärkten, bevor­zugt der Aktienmärkte, wird völ­lig miss­bräuch­lich angewendet:

Quelle: SRF, 10vor10 vom 26.02.2013 — Chaos-Wahlen in Italien

Am 24. und 25. Februar 2013 wähl­ten die Italiener die bei­den Kammern ihres Parlamentes neu. Die dabei ent­stan­de­nen unkla­ren Mehrheitsverhältnisse erschwe­ren die Regierungsbildung. Das 10vor10 miss­braucht den Tageskurs des Deutschen Aktienindex DAX vom 26.02.2013 für die Wertung des Wahlergebnisses in Italien.

Dax MIB 26.02.2013

Wird der DAX über den Zeitraum von cir­ca einem Monat um den 26.02.2013 betrach­tet, so ist kei­ne nega­ti­ve oder posi­ti­ve Auswirkung der Wahlergebnisse von Italien auf den DAX ersicht­lich. Die Kausalität des Wahlergebnisses auf den ita­lie­ni­sche Leitindex FTSE MIB trifft sicher­lich zu. Leider ist SRF dies­be­züg­lich nicht lern­fä­hig und über­be­wer­tet die kurz­fris­ti­ge Preisbildung an den Finanzmärkten in ihrer Berichterstattung. Das Radio von SRF ist nicht bes­ser, hie­zu das nächs­te Beispiel.
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