Es ist wie­der ein­mal an der Zeit die Prognosen der Börsenprofis in Kurzform auf­zu­lis­ten. Auf der Heimfahrt von mei­ner Arbeit lese ich oft­mals im Zug das Cash dai­ly. Seit eini­gen Monaten habe ich eini­ge Artikel mit den Prognosen auf­be­wahrt. Im Folgenden habe ich auch noch Artikel von der Sonntagszeitung, stocks und der Handelszeitung hin­zu­ge­nom­men. Ich wer­de die­se Prognosen nicht wei­ter kom­men­tie­ren, für mich haben sie das­sel­be Niveau wie Horoskope.

17.04.2008: Cash dai­ly „Prognosen: SMI-Jahr endet im Minus“
Claude Zehnder, Leiter Prokerage Research, ZKB: Die Kreditkrise sei noch nicht aus­ge­stan­den, doch das Schlimmste lie­ge hin­ter uns. Zudem sind die noch zu erwar­ten­den nega­ti­ven Nachrichten schon in den Kursen enthalten.
Prognosen für den Punktestand des SMI Ende 2008:

Bank Datum der Schätzung 16.4.08 Datum der Schätzung 13.2.08 Datum der Schätzung 20.12.07
Clariden Leu 8200 9400 10000
Credit Suisse 9400 10100 10100
Julius Bär 8500 9100 10000
Sal. Oppenheim 8200 offen 9200
Bank Sarasin 8200 9300 9300
Bank Vontobel 8600 8750 9300
Zürcher Kantonalbank 7900 8400 9200
Durchschnitt 8429 9175 9586
SMI Schlussstand 7251 7537 8402

4.05.2008: Sonntagszeitung „Die Bullen sind zurück“

  • Ralf Rybarczyk, Fondsmanager bei DWS: „Gerade im Bankensektor haben schlech­te Neuigkeiten kei­ne nega­ti­ven Kursreaktionen zur Folge. Das ist ein kla­res Zeichen, dass der Tiefpunkt hin­ter uns liegt“. 8500 Punkte für den SMI Ende Jahr sei realistisch.
  • Credit-Suisse-Banker Philipp Vorndran: 8600 für den SMI Ende Jahr, gemäss ihm sei der Tiefpunkt durchschritten.
  • Roger Kunz, Clariden Leu: Aktien sei­en gar „sehr günstig“.
  • Philipp Bärtschi, Bank Sarasin: Es bestehe kein Grund zur Eile. Im Sommer wür­den sich an der Börse gute Einstiegschancen bieten.
  • UBS: Sieht für die nächs­ten Monate ein Umfeld mit erhöh­ten wirt­schaft­li­chen Risiken. 

16.–29.5.08 stocks, Seite 34, Matthias Wirz, Basler Kantonalbank: Gemäss ihm wür­de der SMI zum Jahresende auf 7800 bis 8000 Punkte klettern.

9.06.2008: Cash dai­ly „Börse auf dem tiefs­ten Stand seit drei Jahren“
Der SMI schmolz am 8.06.2008 zeit­wei­se auf 6661 Punkte.
Beat Grunder, Charttechniker Credit-Suisse: „Der SMI wird bei rund 6000 Punkte Boden finden“

27.6–10.7.08 stocks, Seite 20, “Verhalten optimistisch”

  • Willy Hautle, Leiter Economics & Strategy Research: Der Höhepunkt der Kreditkrise sei zwar durch­schrit­ten, jedoch sei der hohe Erdölpreis ein Störfaktor. 
  • Marco Durer, CEO Valiant Privatbank: Im zwei­ten Halbjahr soll­ten die vor­lau­fen­den Indikatoren wie­der auf eine Aufhellung am Konjunkturhimmel hin­deu­ten. Zudem wer­de sich in den nächs­ten Monaten die Finanzkrise abschwä­chen, dann könn­ten die Investmentbanken zu ihrer wah­ren Ertragskraft zurückkehren.

stocks142008

31.7–21.8.08 stocks, Seite 30, “Pessimismus ist übertrieben”
Ein Interview mit Herrn James W. Paulsen, Chefstratege Wells Fargo
Es kommt also bald zum Börsenaufschwung?
Viele befürch­ten, dass wir in eine Rezession stür­zen und die Finanzkrise noch lan­ge nicht vor­über ist. Beides kann ein­tre­ten. Aber die Börse hat sol­che Albträume bereits in die Bewertung der von mir genann­ten Sektoren ein­ge­preist. Wenn Angst der­art wei­te Kreise zieht, kommt es zu einer Börsenrally, selbst wenn die Konjunktur nur ein wenig bes­ser läuft als angenommen.

Wo steht der S&P‑500-Index Ende Jahr?
Ich sehe ihn bei rund 1680 Punkten.

8.08.2008: Cash dai­ly „Historisch gese­hen ist der Trendwende da“
Im Schnitt ver­lor der US-Leitindex S&P 500 in einer Rezession 24 Prozent. Seit dem Oktober 2007 ver­lor er 22 Prozent, daher könn­te der Tiefpunkt erreicht sein.

  • Studienautor Bernd Hartmann: Das Ende der Krise ist nun viel näher als ihr Anfang. Wir erwar­ten des­halb eine im zwei­ten Halbjahr eine Erholung.
  • Aktienstratege VP: Die Bank glaubt, dass die US-Börse klar bes­ser abschnei­den wird als die Eurozone, denn die Abschwächung sei in den USA wei­ter fortgeschritten.


22.08.08: Cash dai­ly „Juli Tiefs wer­den noch­mals erreicht“

Dieter Lohrmann, Chef der Firma Worldwide Equity Research: Er geht davon aus, dass die Tiefs vom Juli bei rund 6500 noch­mals erreicht oder gar unter­schrit­ten wer­den. „Wir befin­den uns nach wie vor in einem lang­fris­ti­gen Bärenmarkt“ In den nächs­ten Wochen wer­de der SMI deut­lich Abwärtsdruck erleben.

27.08.2008: Handelszeitung Nr. 35 „Herbst ver­spricht Potenzial“
Vom Zwischenhoch Mitte Mai bei 7785 Punkten bis zum Jahrestiefststand im Juli (6422 Punkten) hat der SMI bei­na­he 18% verloren.

  • Christoph Riniker, Aktienmarktstratege Julius Bär: Er ist nicht opti­mis­tisch, er sagt: „Wir befin­den uns in einer Bear-Markt-Rally, es dau­ert noch min­des­tens bis ins 4. Quartal, bis es bes­ser würde“.
  • Philipp Bärtschi, Analyst Basler Privatbank: Das Kursziel sieht er für den SMI bei 8200 Punkten. Es gibt Anzeichen, dass sich die US-Wirtschaft stabilisiert.
Aktienmarkt Credit Suisse UBS Vontobel ZKB Sarasin Clariden Leu Julius Bär
Schweiz
USA
Europa West: →, Emerging: ↑
Schwellenländer
Sektoren Pharma, Nahrunsmittel, Chemie Pharma, nicht zykli­sche Konsumgüter, Telekommunikation Gesundheit, Versorger, Grundstoffe Derzeit noch die eher defen­si­ven Sektoren wie Gesundheit und nicht­zy­kli­scher Konsum Telekom, Gesundheit, Energie Energie, Pharma, Nahrungsmittel nicht zykli­scher Konsum, Gesundheit, Energie/Grundstoffe
Aktien Roche, Nestlé, Lonza Swatch, Zürich Financial, Nobel Biocare Schindler, Advanced Digital Broadcast, Romande Energie Geberit, Nestlé, Synthes Synthes, Sulzer, Nestlé Sulzer, Nestlé, Roche Nestlé, Lonza, Geberit

Prognosen der Anlageprofis für den US-Aktienmarkt

Ich bin ein regel­mäs­si­ger Leser des BusinessWeek, in der Spezialausgabe vom 31.12.2007/7.1.2008 gaben eini­ge Anlageprofis ihre Prognosen für das Börsenjahr im 2008 ab. Am 31.12.2007 lag der Schlusskurs beim S&P bei 1468.36 und beim Dow Jones Industrial Average (DJIA) bei 13264.82.

  DJIA Ende 2008 S&P 500 Ende 2008 Bemerkung
Ralph J. Acampora, New York Institure of Finance 13800 1530 10 — 20% Korrektion im Frühjahr möglich
Stuart T. Freeman, A.G. Dewards & Sons 14440 1575 Favorit: PepsiCo
Elaine Garzarelli, Garzarelli Capital 16000 1780 Aktien sind 25% unterbewertet
Ben Inker, GMO 13000 1440  
Robert Arnott, Research Affiliates 12500 1350 Portfolio soll­te maxi­mal 20% Aktien ent­hal­ten. TIPS und Rohstoffe
gegen Inflation
Laszlo Birinyi, Birinyi Associates 15000 1700 Rohstoffe wer­den bevorzugt

Wie man sieht, gibt es in den USA auch Profis, die für das Jahr 2008 sin­ken­de Kurse prophezeien.

Mein persönlicher Börsenausblick für die USA

Ich glau­be die Kreditkrise wird die Finanzmärkte noch lan­ge beschäf­ti­gen. Zuerst ein Rückblick auf eini­ge Ereignisse seit dem Beginn der Finanzmarktkrise im Jahr 2007.

Datum Ereignis
15. Juni Moody’s stuft 131 Ratings von Asset-Backed Securities (ABS) aus dem Subprime-Markt her­un­ter. Weitere  Überprüfungen wer­den angekündigt
20. Juni Zwei Hedgefonds der Bear Stearns ste­hen vor der Insolvenz
24. Juli Countrywide Financial Corporation berich­tet über Gewinnrückgang und Probleme für die Zukunft an
1. August IKB kün­digt Verlust von EUR 3.5 Milliarden an
1. Oktober CHF 4 Milliarden US-Subprime Abschreibung bei der UBS
10. Dezember USD 10 Milliarden US-Subprime Abschreibung bei der UBS

Die Medien wie bei­spiels­wei­se die Analysten in der SF-Börse wol­len uns immer wie­der zum Kauf von Aktien ani­mie­ren. Diese Analysten-Animateure spie­len die Kreditkrise her­un­ter und en von Marktübertreibungen. Die bis­he­ri­gen Ereignisse zei­gen, dass eine Finanzkrise nicht nach ein paar Tagen bzw. Monaten aus­ge­stan­den ist. Die Subprime-Blase wur­de schliess­lich auch nicht in kur­zer Zeit erschaf­fen, son­dern sie fand ihren Anfang im Jahre 2002.

Neulich wur­de ich von pri­va­ten Anlegern ange­spro­chen, dass 2008 ein US-Präsidentschaftswahljahr sei. Der US-Präsidentschaftszyklus ist einer der erstaun­li­chen Zyklen in der Finanzwelt. Nur weni­ge drit­te und vier­te Jahre der 4‑jährigen Amtsperiode wei­sen nega­ti­ve Ergebnisse an den Aktienmärkten aus. Auch die Anlageprofis argu­men­tie­ren jetzt mit die­sem Zyklus für das Anlagejahr 2008, so dass vie­len Privatanlegern die­ser Fakt bekannt ist. Dass es auch einen Zyklus gibt, der sich auf Jahreszahlen bezieht, die mit 7 enden, ist vie­len Privatanlegern unbe­kannt. Jahre, die mit der Zahl Sieben enden (1987, 1997, 2007 etc.), sind an den Aktienmärkten gese­hen auf die zwei­te Jahreshälfte Negativ-Jahre. Diese Tatsache ist den Privatanlegern viel weni­ger bekannt.

Da die meis­ten Fonds nur bei stei­gen­den Kursen posi­ti­ve Renditen erwirt­schaf­ten, wer­den ihre bezahl­ten Analysten auch in der Zukunft zu opti­mis­ti­sche Prognosen abge­ben. Der US-Präsidentschaftszyklus fin­det die­ses Jahr viel Erwähnung in den Medien, wäh­rend letz­tes Jahr der 7er-Jahr-Zyklus ver­schwie­gen wurde.

Die Gier und ihre Folgen

Oft wird die Softwareentwicklung noch heu­te als eine Kunst belä­chelt und nicht als Ingenieursdisziplin wahr­ge­nom­men. Sicherlich haben wir in der Softwareentwicklung nicht über­all den gewünsch­ten Reifegrad einer Ingenieursdisziplin. Trotzdem schafft es die Informatik bei sicher­heits­re­le­van­ten Anwendungen wie bei­spiels­wei­se in Autos, Bahn Flugzeugen usw. die gefor­der­te Qualität zu lie­fern. Scheinbar ist die Softwareentwicklung nicht über­all schlecht!

Bei eini­gen Grossbanken habe ich zur­zeit das Gefühl, das sie ihre Komplexität nicht mehr im Griff haben. Trotz der angeb­lich viel Talenten, wel­che das Zigfache ver­die­nen wie bei­spiels­wei­se die Ingenieure im Flugzeugbau. Die eit­len Bankmanager der obers­ten Hierarchiestufe und eini­ge Verwaltungsräte begrün­den ihre exor­bi­tan­ten Gehälter oft­mals auf Grund der hohen Gehälter die­ser Investmentbanking Talente.

Auch Eltern haben oft das Gefühl ihre Kinder sei­en Talente, nur weil sie bei­spiels­wei­se nicht mehr ver­ste­hen, wie ihre Kinder schein­bar mühe­los mit neu­zeit­li­chen Techniken umgehen.

Nun haben es die­se Finanztalente geschafft, unser Finanzsystem nahe­zu zum Absturz zu brin­gen. Die Zecke für die­se Geldgier müs­sen die Staaten, Nationalbanken und damit die Allgemeinheit bezah­len. Die Talente kre­ieren Prozesse, wel­che nach­her die betei­lig­ten Akteure selbst nicht mehr durch­schau­en kön­nen. Jeder Akteur in die­sen Prozessen nimmt sei­ne Rolle wahr ohne die gesam­te Prozesskette zu ken­nen und als Motivation winkt der Bonus.
Ich hof­fe, dass die Staaten aus die­sem gefähr­li­chen Finanzspiel der Investment Banken ihre Lehren zie­hen und den gesetz­li­chen Rahmen enger ste­cken und durch­set­zen werden.

Wahrscheinlich ist es nur so mög­lich, die Geldgier und den Risikohunger gewis­ser Bänker zu stoppen.

Links

Stabilität des inter­na­tio­na­len Finanzsystems

Die täg­li­che Flut von Börseninformationen die auf die Anleger nie­der­pras­selt, opti­miert vor­wie­gend die Gewinne der Finanzbranche und der Wirtschaftsmedien. Für den Investor wird das Heraushören den für ihn wich­ti­gen Meldungen aus dem unnö­ti­gen Datenlärm erschwert. Zudem scheint eine seriö­se Berichterstattung mit dem Ziel den Privatanleger mit wahr­heits­ge­treu­en Informationen zu ver­sor­gen nur zweit­ran­gig zu sein. Wie kann man sich dem ent­zie­hen? Ich den­ke für einen mit­tel- oder lang­fris­ti­gen Anlagezeitraum ab 2 Jahren, die­se soll­te der Zeitrahmen für den nor­ma­len Privatanleger sein, darf die­ses Börsenrauschen igno­riert wer­den. Ich habe mein Investmentwissen vor­wie­gend aus den Büchern gewon­nen, hier gibt es eini­ge Perlen, die durch ihr wis­sen­schaft­li­chen die Datenanalyse her­vor­ste­chen. Für die Vorstellung von neu­en Produkten oder die all­ge­mei­nen Markttendenzen genü­gen mir die wöchent­li­chen oder zwei­wö­chent­li­chen Informationsquellen. Die Börseninformationen des Fernsehers benö­ti­ge ich nicht!

Bücher

In mei­nem Beruf Informatiker sind die Sachbücher der Informatik sehr wich­tig, wobei pro­dukt­spe­zi­fi­sche Bücher eine sehr kur­ze Halbwertszeit haben. In mei­nem Büchergestell befin­den sich eini­ge Informatikbücher, die ich nie gele­sen habe, zum Zeitpunkt des Kaufes war das Interesse an einer bestimm­ten Technologie sehr gross, doch die Motivation es durch­zu­le­sen fehlt oft­mals, weil ein nach­fol­gen­des Anwenden des gelern­ten sel­ten gege­ben ist.

Heute zäh­le ich 19 Bücher über Geldanlagen in mei­nem Büchergestell. Mit der aus­na­he eines Buches habe ich alle von vor­ne bis hin­ten durch­ge­le­sen. Ich fin­de Investmentbücher mit Abstand die bes­ten Wissensvermittler. In der Finanzbranche gibt es seit meh­re­ren Jahrzehnten Daten, die wis­sen­schaft­lich aus­wer­tet, wer­den kön­nen. Beispielsweise wur­de 1926 der S&P 500 eta­bliert, der Kursindex der 500 nach Marktkapitalisierung bedeu­tends­ten Unternehmen.

Natürlich könn­ten nicht ein­fach die gefun­de­nen Muster aus den his­to­ri­schen Daten auf den heu­ti­gen Markt ange­wen­det wer­den. Wenn jemand eine Marktstrategie ent­wi­ckelt, besteht aber die Möglichkeit die­se anhand von his­to­ri­schen Daten zu prü­fen. Ich habe eini­ge Bücher gele­sen, die sta­tis­ti­schen Auswertungen zitie­ren, wel­che Strategien bzw. Börsenweisheiten als unbrauch­bar bzw. unwahr enttarnten.

Zeitschriften

Ich lese das alle zwei Wochen erschei­nen­de schwei­ze­ri­sche Anlegermagazin Stocks. Der Inhalt ist breit gefä­chert und kon­zen­triert sich nicht nur auf Stock-Picking. Es gibt schon Headlines wie:

  • Auf wel­che Aktien Sie jetzt set­zen können
  • 8 Aktien, mit denen Sie Ihr Geld verdoppeln
  • 8 Aktien, denen der Höhenflug noch bevorsteht
  • Heisse Aktien

Es hat aber auch vie­le Beiträge, die mich interessieren:

  • Asset Allocation
  • Zertifikate vs. Fonds
  • Online-Trading, Courtage für Teilausführung
  • Fonds ver­sus ETF
  • 1x1 der Fonds

Ich weiss nicht, wie vie­le Anleger Stock-Picking betrei­ben, wahr­schein­lich die Mehrheit, zudem ist es für ein Magazin, das doch alle zwei Wochen erscheint, unum­gäng­lich einen inten­si­ven Fokus auf Einzeltitel zu haben. Stocks beur­teilt auch ein­zel­ne Sektoren oder Länder, was mich schon eher anspricht.

Die bei­den deut­schen Magazine „Der Aktionär“ und „Börse Online“ habe ich nur gele­gent­lich gekauft, mir schei­nen bei­de Magazine sehr Stock-Picking orientiert.

Zusätzlich bin ich noch in einem Verteiler von Investmentformationen bei einer gros­sen Schweizerbank. Das alle zwei Wochen erschei­nen­de klei­ne Heft ent­hält Daten zur Konjunktur, den Devisen, den ver­schie­de­nen wich­ti­gen Aktienmärkten und Obligationenmärkten.

Internet

Die pull Technologie des Internets fin­de ich per­sön­lich ein her­vor­ra­gen­des Medium für die Beschaffung von Informationen. Ich bezie­he alle Aktienkurse über das Internet zudem gibt es gra­tis auch sehr wert­vol­le Investmentinformationen. Beispielsweise woll­te ich mit einem Rohstoff-ETF eine bes­se­re Diversifikation mei­nes Portfolios errei­chen. Mich inter­es­sier­te dabei auch, wie die­ser ETF in die Rohstoffe inves­tiert, dabei wur­de ich bei Goldman Sachs fün­dig. Für Anleger, die sich stark an den Fundamentaldaten ori­en­tie­ren, ist die Beschaffung von Geschäftsberichten mit dem Internet zu einem Kinderspiel geworden.

Sicherlich haben vie­le Gratisinformationen sel­ten die Qualität eines guten Buches noch ist die Objektivität vorausgesetzt.

Fernsehen

Die n‑tv-Telebörse habe ich eine Zeit lang unre­gel­mäs­sig geschaut, doch seit ich die­sen Sender nicht mehr emp­fan­ge, bemer­ke ich kein Informationsdefizit.

Seit Mitte 2006 bin ich regel­mäs­si­ger Leser des Schweizer Anlegermagazin Stocks, eines was mir an die­sem Magazin miss­fällt ist der Börsenkompass. Im November 2005 (23/2005) wur­de die­ser ein­ge­führt, er lie­fert Kauf- und Verkaufsempfehlungen basie­rend auf den fol­gen­den 5 Indikatoren:

Börsenkompass Indikatoren
Dollar: Ein 7‑Wochen-Hoch beim Dollar gegen­über dem Franken bedeu­tet ein Kauf- ein 7‑Wochen-Tief ein Verkaufssignal.

Zinsen: Ein 38-Wochen-Hoch respek­ti­ve –Tief (10-jäh­ri­ge Bundesanleihe und/oder US-T-Bond) gilt als Verkaufs bzw. resp. Kaufsignal. Das Zinssignal dreht, wenn ent­we­der die Staatsanleihen Zinsen (SA‑Z) und/oder die Geldmarktzinsen (GM‑Z) dre­hen. Somit müs­sen jeweils 3 der 5 Märkte (USA, D, GB, CH, JP) ein Kaufsignal liefern.

Erdöl: Ein 8‑Wochen-Hoch beim Ölpreis bedeu­tet ein Verkaufs‑, ein 8‑Wochen-Tief ein Kaufsignal für die Börsen.

Märkte: Bei der 12-Wochen-Indizies-Methode der 77 wich­tigs­ten Börsen muss das Verhältnis der Märkte drei­mal posi­tiv sein.

Saison: (bis Heft 11/2007) Mitte Okt. bis Mitte April sind die sta­tis­tisch die bes­ten Börsenmonate. Diese Zeit lie­fert ein Kauf‑, die ande­ren ein Verkaufssignal.
Saison: (ab Heft 12/2007) Mitte Okt. bis Mitte Juli sind sta­tis­tisch die bes­ten Börsenmonate. Diese Zeit lie­fert ein Kauf‑, die ande­ren ein Verkaufssignal. 

Historie
Im Heft vom 18/2006 behaup­tet Stocks, dass die Methoden von Statistikspezialist Uwe Lang nach­ge­wie­sen wur­den. Diese sta­tis­ti­schen Nachweise wür­de ich ger­ne sehen und über­prü­fen. Dass er im Herbst 1999 vor dem Aktiencrash im Jahre 2000 warn­te, macht ihn mit sei­nen Methoden noch lan­ge nicht zum unfehl­ba­ren Propheten.

Gemäss der Definition von Stocks soll der Börsenkompass ein makro­öko­no­mi­sches Bild über die kurz­fris­ti­gen Chancen und Gefahren für die Aktienmärkte wie­der­ge­ben. Im Heft 18/2006 bemerkt Stocks: „Der Börsenkompass ist nicht dazu in der Lage, zu sagen, WANN eine Korrektur kommt. Der Börsenkompass sagt nur, OB eine Korrektur fäl­lig ist oder nicht“. Die bei­den wider­sprüch­li­chen Aussagen allei­ne unter­streicht die Unbrauchbarkeit des Börsenkompasses.

Im Heft 19/2006 das ers­te Eingeständnis, das der Kompass dies­mal in der Tat falsch lag.

Heft 12/2007 das zwei­te Eingeständnis, dass der Kompass die letz­ten vier Wochen mit 1:4, also „uzie­ren“, falsch lag. Nun sol­len es die ers­ten Flicken am Saisonsignal und viel­leicht spä­ter am Zinssignal ange­bracht werden.

Warum wird der Kompass nie funktionieren?
Ich und wahr­schein­lich die meis­ten Stocksleser igno­rie­ren den Börsenkompass. Ich emp­feh­le den Stocks-Redakteuren, sich in das Buch „Das zählt an der Börse“ von Ken Fisher hin­ein zu lesen. Dieses Buch wider­legt 4 von 5 Indikatoren, die Stocks für den Börsenkompass verwendet.

Zu Thema schwa­chen Dollar gibt es eini­ges in die­sem Buch zu erfah­ren. Das Wichtigste: Eine schwa­che Währung weist nicht auf einen schwa­chen Börsenertrag hin, nicht in den USA und auch nicht in der Schweiz.

Ab Seite 72 wird auf den Zinssatz-Hokupokus ein­ge­gan­gen. Es ist zu lesen, dass die Erhöhung der Leitzinsen um ein Viertel oder hal­ben Prozentpunkt kaum ein Ereignis ist, wel­ches die Märkte bewegt.

Bezüglich Öl ist zu erfah­ren, dass es einen Korrelationskoeffizienten von ‑0.11 zu Aktien auf­weist. Ein R‑Quadrat von 0.01 ist dahin­ge­hend zu inter­pre­tie­ren, dass nur ein Prozent der Aktienbewegungen, auf die Veränderungen des Ölpreises zurück­zu­füh­ren sind.

Beim Saisoneffekt gibt es eini­ges ab der Seite 209 zu lesen. Stocks hat aber schon selbst erkannt, dass die­ses Signal bis­her nicht funk­tio­nier­te. Wobei inner­halb von zwei Wochen die Statistik auf ein­mal von Mitte Okt. bis Mitte April auf Mitte Okt. auf Mitte Juli geän­dert wur­de. Es erstaunt mich, wie doch sta­tis­ti­sche nach­ge­wie­se­ne Daten plötz­lich so schnell ändern. Im Buch von Ken Fisher sind die monat­li­chen Renditen des S&P 500 von 1926 – 2005 auf­ge­führt, wel­chen sta­tis­ti­schen Daten unter­liegt der Saisoneffekt des Stocks-Magazins?

Wäre der Magnetkompass zur Bestimmung der Nordrichtung auf dem­sel­ben tie­fen Funktionsniveau wie der Stocks-Börsenkompass, so wäre Italien manch­mal in der nörd­li­chen Richtung von Bern. Es wäre schön, wenn Stocks in der Zukunft auf die­sen Hokuspokus ver­zich­tet oder den Nachweis erbringt, dass die Signale in der Vergangenheit jemals funk­tio­niert haben.