Prognosen der Anlageprofis für den US-Aktienmarkt

Ich bin ein regel­mäs­si­ger Leser des BusinessWeek, in der Spezialausgabe vom 31.12.2007/7.1.2008 gaben eini­ge Anlageprofis ihre Prognosen für das Börsenjahr im 2008 ab. Am 31.12.2007 lag der Schlusskurs beim S&P bei 1468.36 und beim Dow Jones Industrial Average (DJIA) bei 13264.82.

  DJIA Ende 2008 S&P 500 Ende 2008 Bemerkung
Ralph J. Acampora, New York Institure of Finance 13800 1530 10 — 20% Korrektion im Frühjahr möglich
Stuart T. Freeman, A.G. Dewards & Sons 14440 1575 Favorit: PepsiCo
Elaine Garzarelli, Garzarelli Capital 16000 1780 Aktien sind 25% unterbewertet
Ben Inker, GMO 13000 1440  
Robert Arnott, Research Affiliates 12500 1350 Portfolio soll­te maxi­mal 20% Aktien ent­hal­ten. TIPS und Rohstoffe
gegen Inflation
Laszlo Birinyi, Birinyi Associates 15000 1700 Rohstoffe wer­den bevorzugt

Wie man sieht, gibt es in den USA auch Profis, die für das Jahr 2008 sin­ken­de Kurse prophezeien.

Mein persönlicher Börsenausblick für die USA

Ich glau­be die Kreditkrise wird die Finanzmärkte noch lan­ge beschäf­ti­gen. Zuerst ein Rückblick auf eini­ge Ereignisse seit dem Beginn der Finanzmarktkrise im Jahr 2007.

Datum Ereignis
15. Juni Moody’s stuft 131 Ratings von Asset-Backed Securities (ABS) aus dem Subprime-Markt her­un­ter. Weitere  Überprüfungen wer­den angekündigt
20. Juni Zwei Hedgefonds der Bear Stearns ste­hen vor der Insolvenz
24. Juli Countrywide Financial Corporation berich­tet über Gewinnrückgang und Probleme für die Zukunft an
1. August IKB kün­digt Verlust von EUR 3.5 Milliarden an
1. Oktober CHF 4 Milliarden US-Subprime Abschreibung bei der UBS
10. Dezember USD 10 Milliarden US-Subprime Abschreibung bei der UBS

Die Medien wie bei­spiels­wei­se die Analysten in der SF-Börse wol­len uns immer wie­der zum Kauf von Aktien ani­mie­ren. Diese Analysten-Animateure spie­len die Kreditkrise her­un­ter und en von Marktübertreibungen. Die bis­he­ri­gen Ereignisse zei­gen, dass eine Finanzkrise nicht nach ein paar Tagen bzw. Monaten aus­ge­stan­den ist. Die Subprime-Blase wur­de schliess­lich auch nicht in kur­zer Zeit erschaf­fen, son­dern sie fand ihren Anfang im Jahre 2002.

Neulich wur­de ich von pri­va­ten Anlegern ange­spro­chen, dass 2008 ein US-Präsidentschaftswahljahr sei. Der US-Präsidentschaftszyklus ist einer der erstaun­li­chen Zyklen in der Finanzwelt. Nur weni­ge drit­te und vier­te Jahre der 4‑jährigen Amtsperiode wei­sen nega­ti­ve Ergebnisse an den Aktienmärkten aus. Auch die Anlageprofis argu­men­tie­ren jetzt mit die­sem Zyklus für das Anlagejahr 2008, so dass vie­len Privatanlegern die­ser Fakt bekannt ist. Dass es auch einen Zyklus gibt, der sich auf Jahreszahlen bezieht, die mit 7 enden, ist vie­len Privatanlegern unbe­kannt. Jahre, die mit der Zahl Sieben enden (1987, 1997, 2007 etc.), sind an den Aktienmärkten gese­hen auf die zwei­te Jahreshälfte Negativ-Jahre. Diese Tatsache ist den Privatanlegern viel weni­ger bekannt.

Da die meis­ten Fonds nur bei stei­gen­den Kursen posi­ti­ve Renditen erwirt­schaf­ten, wer­den ihre bezahl­ten Analysten auch in der Zukunft zu opti­mis­ti­sche Prognosen abge­ben. Der US-Präsidentschaftszyklus fin­det die­ses Jahr viel Erwähnung in den Medien, wäh­rend letz­tes Jahr der 7er-Jahr-Zyklus ver­schwie­gen wurde.

Die Gier und ihre Folgen

Oft wird die Softwareentwicklung noch heu­te als eine Kunst belä­chelt und nicht als Ingenieursdisziplin wahr­ge­nom­men. Sicherlich haben wir in der Softwareentwicklung nicht über­all den gewünsch­ten Reifegrad einer Ingenieursdisziplin. Trotzdem schafft es die Informatik bei sicher­heits­re­le­van­ten Anwendungen wie bei­spiels­wei­se in Autos, Bahn Flugzeugen usw. die gefor­der­te Qualität zu lie­fern. Scheinbar ist die Softwareentwicklung nicht über­all schlecht!

Bei eini­gen Grossbanken habe ich zur­zeit das Gefühl, das sie ihre Komplexität nicht mehr im Griff haben. Trotz der angeb­lich viel Talenten, wel­che das Zigfache ver­die­nen wie bei­spiels­wei­se die Ingenieure im Flugzeugbau. Die eit­len Bankmanager der obers­ten Hierarchiestufe und eini­ge Verwaltungsräte begrün­den ihre exor­bi­tan­ten Gehälter oft­mals auf Grund der hohen Gehälter die­ser Investmentbanking Talente.

Auch Eltern haben oft das Gefühl ihre Kinder sei­en Talente, nur weil sie bei­spiels­wei­se nicht mehr ver­ste­hen, wie ihre Kinder schein­bar mühe­los mit neu­zeit­li­chen Techniken umgehen.

Nun haben es die­se Finanztalente geschafft, unser Finanzsystem nahe­zu zum Absturz zu brin­gen. Die Zecke für die­se Geldgier müs­sen die Staaten, Nationalbanken und damit die Allgemeinheit bezah­len. Die Talente kre­ieren Prozesse, wel­che nach­her die betei­lig­ten Akteure selbst nicht mehr durch­schau­en kön­nen. Jeder Akteur in die­sen Prozessen nimmt sei­ne Rolle wahr ohne die gesam­te Prozesskette zu ken­nen und als Motivation winkt der Bonus.
Ich hof­fe, dass die Staaten aus die­sem gefähr­li­chen Finanzspiel der Investment Banken ihre Lehren zie­hen und den gesetz­li­chen Rahmen enger ste­cken und durch­set­zen werden.

Wahrscheinlich ist es nur so mög­lich, die Geldgier und den Risikohunger gewis­ser Bänker zu stoppen.

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Stabilität des inter­na­tio­na­len Finanzsystems

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