Ich bin ein kla­rer Befürworter des EU- und Euroraumes. Europa war wäh­rend Jahrhunderten von krie­ge­ri­schen Auseinandersetzungen geprägt. Ich bin über­zeugt, dass mit der EU sehr viel mehr poli­ti­sche und wirt­schaft­li­che Stabilität in Europa Einzug hiel­ten. Die kon­ti­nu­ier­li­che Integration der euro­päi­schen Staaten in einen Staatenverbund erach­te ich in Europa als die bes­te Friedensförderung, dies sind sich eini­ge schwei­ze­ri­sche Bürger nicht bewusst. Der Euro fin­de ich schon nur ange­nehm, da die nicht von Landesgrenze zu Landesgrenze die Währung wechselt.

Natürlich wird es auf dem Weg zu die­ser Integration auch immer wie­der Rückschläge geben, es ist ein lang­fris­ti­ges Projekt mit Höhen und Tiefen.

Die Staatsschulden im Euroraum

Im Folgenden eine Grafik mit den Schulden eini­ger Euroländer im Vergleich mit Grossbritannien und den USA:

Quelle: Gefahr für unser Geld, Faz.net 16.02.2010

Staatsverschuldung von USA und Grossbritannien höher als Euroländer

Zurzeit ist der Fokus der Weltpresse auf den Staatsschulden des Euroraum gerich­tet. Obwohl die USA und auch Grossbritannien noch höhe­re Schuldenberge vor sich herschieben. 

Die bei­den Government Sponso Entities (GSE) Fannie Mae und Fdie Mac zeich­nen und garan­tie­ren zir­ka USD 5’500 Milliarden der US-Hypotheken. Das Fed kauf­te bis USD 1250 Milliarden Mortgage-backed secu­ri­ty (MBS) den bei­den GSE ab. Der US-Staat hat Kreditlimiten für die GSE auf­ge­ho­ben und sich ver­pflich­tet, die wei­tern Defizite, bis ins Jahr 2012 zu über­neh­men. China und Japan kau­fen wei­ter­hin die Anleihen der GSE, weil die­se von einer US-Staatsgarantie für die­se Wertpapiere aus­ge­hen. In der Staatsrechnung wur­den die­se Schuldverpflichtungen der GSE Engagement nur teil­wei­se auf­ge­führt. Würden die Schulden und Garantien voll­stän­dig in die US-Staatsrechnung über­nom­men, dann wür­de die Verschuldung der USA erheb­lich ansteigen. 

Euro-Bail-out

Wahrscheinlich dient die Rettungsaktion für den Euro dazu, den vom grie­chi­schen Staatsdefizit dro­hen­den Dominoeffekt auf wei­te­re Euroländer wie Spanien, Portugal usw. zu unterbinden.

Die Ideologie der amerikanischen Geldvermehrungsmaschinerie nun auch für den Euroraum

Nach dem ame­ri­ka­ni­schen Fed und der Bank von England will nun auch die Europäische Zentralbank (EZB) Staatsanleihen im Euroraum auf­kau­fen. Die fran­zö­si­schen und spa­ni­schen Banken bedank­ten sich am 10.05.2010 mit Kurssprüngen von 20%. Noch vor weni­gen Tagen war die­ser Ankauf von Staatsanleihen bei der EZB kein Thema – über das Wochenende wur­de nun beschlos­sen, die­se Geldvermehrungsmaschinerie auch für den EU-Raum zu starten.

Bis zu EUR 750 Milliarden wer­den für den Eurowährungsraum bereit­ge­stellt, wovon der Internationale Währungsfonds (IMF) EUR 250 bei­steu­ert. Unmittelbar ste­hen nur EUR 60 Milliarden zur Verfügung, für den grös­se­ren Teil von EUR 440 Milliarden müs­sen die Staaten erst noch ihre Rechtsgrundlage schaffen.

Griechenland und Banken sind auch Erpresser

Griechenland hat­te jah­re­lang fal­sche Angaben über sei­nen Schuldenstand gemacht und so das Ausmass sei­ner Haushaltskrise ver­schlei­ert, nun kön­nen sie dar­auf spe­ku­lie­ren geret­tet zu wer­den. Gemäss dem Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann ist dies Euro-Rettungspaket auch ein wei­te­res Bail-out für die Banken.


Quelle: ZDF, Retten wir den Euro oder die Spekulanten vom 13.05.2010

Interessant das der deut­sche Klaus Wellershoff ande­re Motive im Bail-out in den Vordergrund stellt:

Quelle: NZZ, Euro-Rettungsschirm vom 12.05.2010 — Ökonom Klaus Wellershoff

Wahrscheinlich lie­gen bei­de Herren rich­tig, die Banken müs­sen ein­mal mehr geret­tet wer­den und die Integration von Europa soll­te nicht auf Grund des der immensen Staatsschulden zurück­fal­len. Es ist nicht erstaun­lich, dass der schwei­ze­ri­sche Ackermann und der deut­sche Wellershoff die grund­sätz­li­che Motivation des Rettungspaktes unter­schied­lich ein­schät­zen. Dem Deutschen sind die ver­hee­ren­den euro­päi­schen Kriege gegen­über dem Schweizer wahr­schein­lich noch bes­ser in schlech­ter Erinnerung. 

Nur noch sparen in Europa der falsche Weg

Wer glaubt die aktu­el­le Finanz- und Wirtschaftskrise nur mit spa­ren unter Kontrolle zu brin­gen, gibt sich auf den ver­hee­ren­den Pfad der 1930-er Jahren. Sicherlich kön­nen die meis­ten Staaten in ihren über­di­men­sio­nier­ten Staatsapparaten spa­ren, die meis­ten Länder haben zu vie­le und zu teue­re Staatsbeamte. Trotzdem ist die Finanz- und Wirtschaftskrise noch längst nicht über­wun­den. Leider haben es die Staaten ver­passt, in wirt­schaft­lich bes­se­ren Perioden, einen Überschuss in ihrem Staatshaushalt zu erzielen.

Fazit

Wir Schweizer soll­ten die Probleme des EU-/Euro-Raums nicht nur mone­tär betrach­ten. Portugal, Spanien und ande­re Länder in Europa haben sich in den letz­ten 30 Jahren erheb­li­che wirt­schaft­lich und poli­tisch ver­bes­sert, davon pro­fi­tiert auch die Schweiz. 

Auch die Schweiz wür­de im Falle eines Euro-Zerfalls und Staatsbankrotten in Europa stark getrof­fen, sie­he dazu “Schweiz mit ihren zwei Grossbanken eine aggres­si­ve Spekulantin”.

Es dür­fen kei­ne Kosten und Anstrengungen gescheut wer­den, damit Europa nicht wie­der von Unruhen oder gar Krieg heim­ge­sucht wird!

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