Kritik an “kaufen und halten”

Wie oft wur­de in die­sem Jahr schon die Anlagestrategie “kau­fen und hal­ten” infra­ge gestellt.

Im Internet fin­det man zig Experten und ande­re, wel­che “kau­fen und hal­ten” in der heu­ti­gen Zeit nicht mehr als adäquat beur­tei­len. Es ist für mich nach­voll­zieh­bar, dass die Diskussion über die­se Strategie wahr­schein­lich öfters im Nachgang eines Börsencrashs erfolgt. Die ange­führ­ten Gründe gegen die­se simp­le Strategie sind teil­wei­se schon fragwürdig:

  1. Es wird zu mehr Bewegungen an den Märkten kom­men, da der Handel mit Wertpapieren in den letz­ten Jahren für die Privatanleger ver­ein­facht wur­de. Auch die Kommissionen sind tie­fer und mit den am Sekundärmarkt gehan­del­ten ETFs kann der Privatanleger einen Aktienkorb qua­si in Sekundenbruchteilen han­deln. Mit einem Anlagefonds ist der Handel natür­lich umständ­li­cher und erheb­lich teurer.
  2. In den letz­ten Jahren habe sich die Geschwindigkeit der Innovationen erhöht, dadurch kann ein Sektor viel eher in Bedrängnis gera­ten. Beispielsweise revo­lu­tio­niert Amazon zur­zeit den tra­di­tio­nel­len Retailhandel oder Apple hat in den letz­ten Jahren den Takt im Handel mit digi­ta­len Musikträgern vorgegeben.
  3. Einige Anleger haben mehr ein Buy-and-Forget als ein Buy-and-Hold betrie­ben und sich nicht um die Risiken ihres Portfolios geküm­mert. Die plötz­li­che Wahrnehmung des ent­ar­ten Portfolios kön­nen beim Anleger eine Überreaktion her­vor­ru­fen, was nicht sel­ten in Panikverkäufen endet.
  4. Die Asset-Meltdown-These (Abschmelzung vom Vermögenswerten) besagt, dass durch die Überalterung in der west­li­chen Gesellschaft, ein Verkaufsdruck auf die Kurse von Aktien ent­ste­hen würde.

Es gibt noch vie­le ande­re Kritiken an “kau­fen und hal­te???, wobei auch die­se leicht ent­kräf­tet wer­den kön­nen. Konzentrieren wir uns auf die oben auf­ge­führ­ten Punkte. Nur weil der Handel mit Wertpapieren ver­ein­facht wur­de, muss der Anleger längst nicht jeder Modeströmung für eine Assetklasse bzw. einen Sektor nach ren­nen, obwohl dies eini­ge Anleger oft­mals wenig erfolg­reich ver­su­chen. Diese Assetklassen-Rotation gab es wahr­schein­lich schon immer, nur das der Privatanleger heu­te es ein­fa­cher hat die­sen Strömungen zu fol­gen. Was ren­di­te­mäs­sig heu­te auf noch auf dem Gipfel steht, kann in eini­gen Wochen zum Träger der roten Laterne mutie­ren. Meistens schliesst sich der Privatanleger zu spät einem sol­chen Trend an und ver­passt den rech­zei­ti­gen Ausstieg. Zusätzlich kann mit einem diver­si­fi­zier­ten und read­jus­tie­ren Portfolio teil­wei­se auch von sol­chen Modeströmungen pro­fi­tiert wer­den auch Kritikpunkt 3 kann mit einem sol­chen Portfolio ent­geg­net wer­den. In eini­gen Schwellenländern hat sich die Demografie völ­lig anders ent­wi­ckelt als in den west­li­chen Ländern, das Durchschnittsalter der Bevölkerung ist dort erheb­lich tie­fer und auch die­se wer­den das Bedürfnis nach ren­ta­blen Investitionen haben – die Nachfrage nach Aktien wird daher nicht ein­fach zusammenbrechen.

Privatanleger sollte nicht kurzfristig handeln

Daytrading

Der Kleinanleger soll­te nicht die Übermacht der Hedgefonds oder eini­ger Banken wie Goldman Sachs her­aus­for­dern. Diese beschäf­ti­gen sehr intel­li­gen­te und erfolg­rei­che Menschen, haben einen Informationsvorsprung, schnel­le Computer usw. Diese Profis spie­len in einer ande­ren Liga als wir Kleinanleger. Wer glaubt, für meh­re­re Jahre gegen die­se Übermacht zu über­ste­hen muss schon sehr an Selbstüberschätzung leiden.
Weiterlesen

Punktestände per 3.10.2009

Die Aktienkurse eini­ger aus­ge­wähl­ten Indizes haben noch­mals in den letz­ten 3 Monaten zir­ka 20% zugelegt.

Index Punktestand 3.10.2009 Seit Jahresbeginn (YTD) Jahrestief Datum Jahrestief Punkte Seit Jahrestief
S&P 500 1025.21 13.50% 6.03.2009 666.79 53.75%
NASDAQ 2048.11 29.87% 9.03.2009 1265.62 61.82%
Dow Jones 9487.67 8.10% 6.03.2009 6470.11 46.64%
Dax 30 5467.90 13.67% 9.03.2009 3588.89 52.36%
SMI 6150.17 11.12% 9.03.2009 4234.96 45.22%
SPI 5308.94 16.23% 9.03.2009 3569.83 48.69%

Ich bin doch sehr erstaunt über die­sen noch­ma­li­gen Aktienkursanstieg.

Prognosen der Aktienstrategen

In der let­zen Zeit habe ich nur weni­ge Prognosen der Aktienstrategen zusam­men getra­gen, mein Blog hat glaub­lich nun zu genü­ge gezeigt, dass die­se Prognosen der Profis nicht viel taugen.

16–22. September 2009, Handelszeitung Nr. 38 “Hausse hängt an dünnen Faden”

  • Christoph Riniker, Aktienstratege, Julius Bär: Er ver­gleicht den Zugewinn in die­sem Jahr mit den US-Indizesanstiegen in den Jahren 1974 und 1982. Nach dem Debakel um die Investmentbank Lehman Brothers kennt der Optimismus der Anleger kei­ne Grenzen. Die Stimmung sei noch höher als auf der Höhe der Dotcom-Blase, dies ver­heisst wenig Gutes für die Märkte. 
  • Jörg Zeugner, Chefökonom, VP Bank: Im 3. Quartal wer­den von den Firmen viel erwar­tet. Die Bilanzzahlen soll­ten gegen­über dem letz­ten Jahresviertel noch­mals zu legen. Firmengewinne sind für Aktienpapiere drin­gend nötig, ist doch ihre Bewertung wegen der Hausse schon deut­lich über den lang­jäh­ri­gen Durchschnitt.
Bank Kursprognose bis Jahresende SMI-Stand Jahresende Aktien-Tipps
Credit Suisse Kurzzeitige Konsolidierung nicht ausgeschlossen 6400* Georg Fischer, Dufry
Julius Bär Konsolidierung 6200 Geberit, Swatch
UBS Moderater Rückgang k.A. Nestlé, SGS
Vontobel Keine Korrektur 6400 Tecan, Bucher
VP Bank Korrektur mög­lich, kei­ne dau­er­haf­ter Einschnitt 6500 Kühne+Nagel, Syngenta**

* 12-Monatskursziel, per 21.8.2009
** Mittelfristig Outperformance gegen­über Sektor

27.09.2009: Sonntagszeitung “Die SMI-Party geht weiter”

sz_prognose200904

Die meis­ten von der Sonntagszeitung befrag­ten Analysten geben sich opti­mis­tisch. Stellvertretend für die Mehrheit der posi­tiv gestimm­ten Marktbeobachter gibt sich Philipp Bärtschi, Chefstratege der Bank Sarasin: “Die glo­ba­le Wirtschaft ist wie­der am Wachsen und alle Makrodaten deu­ten dar­auf hin, dass sich der Aufschwung an den Börsen fort­setzt”. Er sieht den SMI bis zum Jahresende bei 6700 Punkten.

Mein Portfolio

portfolio20091003

Die Jahresperformance im Jahre 2009 mei­nes Portfolios hat sich in den letz­ten 3 Monaten kaum ver­än­dert, ich habe daher kaum von der Aktienrally pro­fi­tiert. Wäre ich mei­ner ursprüng­li­chen Strategie treu geblie­ben, so hät­te ich doch eini­ge Prozente mehr an posi­ti­ver Rendite ein­fah­ren kön­nen. Da ich aber seit anfangs 2008 eine posi­ti­ve Rendite auf­wei­se, stört mich die bis­he­ri­ge gerin­ge Rendite des 2009 nicht beson­ders. Die Börse hat mich daher auch noch kein Lehrgeld gekos­tet, obwohl ich viel gelernt habe, zudem ist es müs­sig, über ent­gan­ge­ne Gewinne zu lamen­tie­ren. Inzwischen habe ich noch eine exak­te­re Vorstellung eines für mich “idea­len” Portfolios. Zudem wer­de ich mei­ne Strategie/n in ein quan­ti­ta­ti­ves System umsetz­ten, in eini­gen Monaten wird dann hof­fent­lich die­ses imple­men­tier­te System die Kauf- und Verkaufsentscheidungen in mei­nem Portfolio tref­fen. Als Informatiker ist es viel span­nen­der, ein Handelssystem oder Ähnliches zu pro­gram­mie­ren, wel­ches einem die läs­ti­ge Arbeit der Marktbeobachtung abnimmt, als sei­ne Zeit mit dem aktu­el­len Börsengeschehen zu vergeuden.

Mein Anlagehorizont ist meh­re­re Jahre, daher wird die­ses System dar­auf opti­miert sein, nur weni­ge Verkauf- bzw. Kaufsignale zu lie­fern. Damit ist alles ande­re als ein Daytradinghandelssystem und ich “spie­le” nicht gegen die Monstercomputer der Hedgefonds oder gewis­ser Banken mit ihren aus­ge­klü­gel­ten Algorithmen erschaf­fen von Mathematikern, Physikern und Informatiker. Gegen die­se mate­ri­el­le und intel­lek­tu­el­le Übermacht wird jeder Daytrader frü­her oder spä­ter zum Verlierer.

Transaktionen

In den letz­ten drei Monaten habe ich mei­ne Aktienpositionen sowohl long wie auch short redu­ziert. Der gröss­te Teil der Euros wur­den in einen Lyxor ETF EuroMTS Inflation Linked (FR0010174292) inves­tiert, wobei der Anleihenanteil noch immer aus 2/3 Firmenanleihen besteht.

Fremdwährungen

waehrungen20091003

Währungspaar Mittelkurs am 2.10.2009
EUR/CHF 1.5078
GBP/CHF 1.6499
USD/CHF 1.0352

Jegliche Rendite auf Anleihen oder auch Aktien wur­den durch die Fremdwährungsverluste kom­pen­siert. Mein Portfolio reagiert sehr stark auf Währungsschwankungen. Mit dem Verkauf der GBP habe ich nahe­zu einen Verlust von 28% ein­ge­fah­ren. In den letz­ten 3 Monaten hat der USD über 5% abge­ge­ben, dies macht sich natür­lich sofort in mei­nem Portfolio bemerkbar.

Meine Prognose

Wachstum?

Am Aktienmarkt scheint es so, als ob der die gröss­te Kreditblase der Weltgeschichte nie statt­ge­fun­den hät­te, obwohl bei den Banken das Kreditvolumen an den Privatsektor geschrumpft ist. Ein Anstieg der pri­va­ten Nachfrage kommt durch stei­gen­de Saläre oder höhe­re Verschuldung bzw. tie­fe­re Sparquoten zu Stande, zur­zeit ist kei­ne die­ser Bedienungen erfüllt, woher kommt das Wachstum?

Aktien teuer?

Den Aktienmarkt hal­te ich für eher teu­er, gemäss “Is the Stock Market Cheap?” von dshort liegt das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) bei 19.1 für den S&P 500 oder gar bei 137.3. Wobei das durch­schnitt­li­che KGV von fast 137.3 auf den berei­nig­ten Nettogewinn auf den ver­gan­ge­nen vier Quartalen berech­net wird. Nach star­ken Konjunkturwenden kann die­se Berechnung des KGV zu wenig sinn­vol­len Werten füh­ren. Es gibt noch das “Shiller-KGV” (P/E10), benannt nach Robert Shiller, die­ses basiert auf den durch­schnitt­li­chen Gewinn der letz­ten 10 Jahre. Dabei liegt die­ses KGV bei 19.1 bei einem läng­jäh­ri­gen Mittelwert von 16.3. Am 7.10.2009 wird Alcoa Inc. als Erste des Dow Jones Industrial sei­ne 3Q Unternehmenszahlen 2009 bekannt geben. Die Gewinne des 3Q müs­sen um mehr als 15% stei­gen damit dies gemäss P/E10 wie­der “fair” bewer­tet sind, andern­falls müss­ten die Aktienkurse ent­spre­chend sinken.

Analysten haben nochmals tiefgestapelt

Die Konsensusschätzung für das drit­te Quartal 2009 in den USA liegt der­zeit noch 7% unter dem im zwei­ten Quartal rea­li­sier­ten Gewinnen. Diese nicht gera­de hohen Gewinnerwartungen könn­ten die Unternehmen durch­aus noch­mals mehr­heit­lich über­tref­fen. Zudem war der USD im 3Q ziem­lich schwach, was sich posi­tiv in den Bilanzen der US-Unternehmen nie­der­schla­gen soll­te. Die Aktienkurse kön­nen durch­aus noch­mals stei­gen, auf Grund der bes­ser als erwar­te­ten Resultate.

Weitere Einschätzungen sie­he, “Hohe Erwartungen an zu tie­fe Erwartungen” der NZZ Online vom 7.10.2009.