Ich habe im Jahre 2007 vom August bis Dezember eini­ge Beiträge im Cash-Forum geschrie­ben. Ich war erstaunt, dass eine Mehrheit der akti­ven Forumsmitglieder eine Stock-Picking und Market-Timing betrei­ben. OK, für Anleger mit einer „lang­wei­li­gen“ Indexing-Strategie sind die meis­ten Informationen sol­cher Foren grund­sätz­lich bedeu­tungs­los. Trotz des emo­tio­na­len Themas Geldes hal­ten sich die meis­ten Mitglieder zu mei­ner Überraschung an die Verhaltensregeln. Für einen Börsenanfänger hal­te ich das Cash-Forum nicht als hilf­reich, es könn­te der Eindruck ent­ste­hen, dass ein gros­ser Teil der Mitglieder mit ihrem Vorgehen eine über­durch­schnitt­li­che Rendite ein­fah­ren. Leider ist das Risiko-/Renditeprofil der Mitglieder unbe­kannt, ich gehe von einem nega­ti­ven Sharp Ratio aus, d.h. Sie lesen wahr­schein­lich die Beiträge von Anlegern, die unter­durch­schnitt­li­che Renditen bei einem teil­wei­se hohen Risiko erzielen.

Viele Anleger sind der Meinung, dass mehr Information gleich höhe­rer Ertrag bedeu­tet. Das wis­sen­schaft­li­che Arbeitspapier „Information Acquistition and Portfolio Performance“ von Luigi Guiso und Tullio Japelli kommt zu einem ande­ren Resultat. Der Wert der gesam­mel­ten Informationen ver­führt den Anleger zu einer über­mäs­si­gen Selbstüberschätzung. Die bes­se­ren Resultate erzielt der Anleger ohne zeit­li­chen Aufwand, gegen über den akti­ven Investoren mit einem Zeitaufwand von eini­gen Stunden pro Woche. Die „bes­ser“ infor­mier­ten Anleger kau­fen und ver­kau­fen häu­fi­ger und ver­nach­läs­si­gen die Diversifikation ihres Portfolios.

In einem Forum wie dies des Cash hat es sehr vie­le unter 35-jäh­ri­ge Anleger. Ich bedau­re es, wenn sich sol­che Menschen von der Börsenwelt ver­füh­ren las­sen. Scheinbar haben vie­le das Gefühl, sie ver­fü­gen über beson­de­re Talente hin­sicht­lich ihrer Finanzinvestitionen. Mit tech­ni­scher Analyse und/oder fun­da­men­tal Daten ver­su­chen sie ein posi­ti­ves Sharp-Ratio zu erzielen.

Korrekterweise glau­ben nur weni­ge Tennisspieler der Welt, sie könn­ten die Nummer eins des Tennis schla­gen. Viele Anleger glau­ben sie hät­ten annäh­rend die Fähigkeiten eines Warren Buffett und könn­ten ähn­li­che Sharp-Ratios erzie­len. Wir akzep­tie­ren auch, bei einem angeb­li­chen Glücksspiel wie Poker, dass es erfolg­rei­che Spieler gibt, die wir kaum schla­gen kön­nen. Nur weil die Technik zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren auch für den Privatanleger ein­fach ist, soll­te wir uns nicht dazu ver­füh­ren las­sen uns mit den weni­gen über­durch­schnitt­li­chen Anlegern mes­sen zu wollen.

Was emp­fiehlt Warren Buffet dem Privatanleger (Questions and Answers with Warren Buffett), die Informationen wur­den [1] entnommen:

//www.youtube.com/watch?v=P‑PobeU4Ox0

  • If you are not a pro­fes­sio­nal inves­tor, if your goal is not to mana­ge money in such a way that you get a signi­fi­cant­ly bet­ter return than world, then I belie­ve in extre­me diver­si­fi­ca­ti­on. I belie­ve that 98 or 99 per­cent — may­be more than 99 per­cent — of peo­p­le who invest should exten­si­ve­ly diver­si­fy and not trade. That leads them to an index fund with very low cos­ts. All they’re going to do is own a part of America. They’ve made a decis­i­on that owning a part of America is wort­hwhile. I don’t quar­rel with that at all — that is the way they should approach it.
  • Wall Street makes its money on acti­vi­ty. You make your money on inac­ti­vi­ty. If ever­y­bo­dy in this room trades their port­fo­lio around every day with every other per­son, you’re all going to end up bro­ke. The inter­me­dia­ry is going to end up with all the money. On the other hand, if you all own stock in a group of avera­ge busi­nesses and just sit here for fif­ty years, you’ll end up with a fair amount of money and your bro­ker will be broke.

Viele Anleger beru­fen sich bei ihrer Strategie auf Warren Buffett und begrün­den damit ihr han­deln mit nur eini­gen Titeln. Der wohl erfolg­reichs­te Anleger der Welt emp­fiehlt dem „Amateur“ aber ein pas­si­ves Indexing und Diversifikation.

Ich glau­be fast jeder Mensch hat ein Talent, viel­leicht kann die­ses im Beruf zur Anwendung gebracht wer­den. Junge Menschen soll­ten sich auf ihre spe­zi­el­len Fähigkeiten kon­zen­trie­ren und die­ses mög­lichst sinn­voll und gewinn brin­gend ein­set­zen und nicht ihre Zeit mit irrele­van­ten Börseninformationen verbringen.

Beispielsweise lern­te ich einen hand­werk­li­chen Beruf, war aber schon in mei­ner Jungend fas­zi­niert von Computer und Software. Mit einer ent­spre­chen­den Weiterbildung, viel Einsatz und Freude konn­te ich mein Hobby zum Beruf machen. Ich habe mei­nen zeit­li­chen Aufwand in mei­ne bes­se­ren ent­wi­ckel­ten Fähigkeiten inves­tiert und habe das angeb­lich mühe­lo­se „reich wer­den“ mit der Börse völ­lig ignoriert.

[1] Get Rich Slowly

Bisher wur­den in dem Zeitschriften und Magazinen nur zöger­lich über die schlech­te Fonds-Performance 2007 berich­tet. Das Jahr 2007 war kein schlech­tes Börsenjahr, wie uns die Anlageberater und teil­wei­se Medien einen wol­len. Es gab genü­gend Asset-Klassen, wo mit einem gerin­gen Risiko eine zwei­stel­li­ge Rendite ein­ge­fah­ren wer­den konn­te. Leider ist das Konzept der tra­di­tio­nel­len Fonds für den Privatanleger völ­lig falsch. Wenn sich ein Privatanleger ein Portfolio von Aktienfonds zufäl­lig zusam­men­stellt, ver­nach­läs­sigt er dabei das Wichtigste, die Gewichtung der ein­zel­nen Asset-Klassen. Die Wahl eines ein­zel­nen Wertpapiers in einem Fond spielt gegen­über der Wahl und Gewichtung der Asset-Klassen eine unter­ge­ord­ne­te Rolle. Ich bin sehr erstaunt, dass die Finanzbranche mit ihren tra­di­tio­nel­len Fonds den Klienten immer noch ein Auslaufmodell ver­kau­fen will. Der Privatanleger hat also oft nur die Wahl zwi­schen trans­pa­ren­ten aber nicht zeit­ge­mäs­sen Fonds oder den intrans­pa­ren­ten struk­tu­rie­ren Produkten. Die meis­ten Fonds kön­nen nur auf stei­gen­de Kurse set­zen, ich set­ze dies gleich mit einem Auto ohne Rückwärtsgang. Auch wenn der Privatanleger die Portfoliooptimierung selbst durch­füh­ren könn­te, wird die Anpassung im selbst ver­wal­te­ten Portfolio auf Grund der Ausgabekommissionen der Fonds sehr teu­er. Als mög­li­cher Ausweg bie­tet sich ein ETF-Portfolio oder der fol­gen­de Wunschanlagefonds an:

Meine Anforderungen an einen Anlagefonds

Mein Wunschfonds kann in alle mög­li­chen Geld‑, Immobilien‑, Aktien‑, Obligationen‑, Rohstoffmärkte usw. der Welt inves­tie­ren. Ich über­las­se die Gewichtung der Asset-Klassen der Fähigkeit des Fondsmanagements. Natürlich kann der Fonds auch auf sin­ken­de Kurse set­zen. Eine sol­che Qualität wird wahr­schein­lich nur von gewis­sen Hede-Fonds ange­bo­ten. Die Absolute-Return-Fonds wer­den mei­nen Anforderungen auch nicht gerecht. Gemäss der Sonderbeilage der Bilanz vom Januar 2008 ver­moch­ten nur 15 der 53 in der Schweiz zuge­las­se­nen Absolute-Return-Fonds in den letz­ten sechs Monaten eine posi­ti­ve Performance zu erwirt­schaf­ten. Mit einer eini­ger­mas­sen kor­rek­ten Einschätzung der Märkte wäre eine posi­ti­ve Performance durch­aus mach­bar gewe­sen, lei­der sind die meis­ten Fondsmanager unfä­hig bzw. nur durchschnittlich.

Die systematische Irreführung durch die Fondsbranche und Vermögensverwalter

Der Abonnenten des Stocks 3/2008 kam in den Genuss des Swiss Fund Guide 2008. Es ist erstaun­lich, dass die Performance-Daten ab der Seite 98 nur bis zum 30.11.2007 auf­ge­führt wur­den. Es wäre sehr hilf­reich, wenn die Daten für das gesam­te Jahr 2007 vor­han­den wären, dies wür­de den Vergleich mit den Indizes wie SMI, MCSI World usw. erleich­tern. Nun im Dezember 2007 gaben die Kurse noch­mals leicht ab, viel­leicht woll­te man damit die Realität der schlech­ten Fonds Performance beschö­ni­gen. Hierzu zwei Beispiele:

Fondsname ISIN lfd. J. 30.11.07 lfd. J. 31.12.07
UBS 100 Index-Fund Switzerland CH0002788807 1.27% -0.97%
CS EF (Lux) Global Security R CHF LU0269899737 15.98% 11.94%

Die Angabe des Risikos der ein­zel­nen Fonds wird auch nicht auf­ge­führt, für ein Heft das im Handel Fr. 39.— kos­tet, erwar­te ich voll­stän­di­ge­re Angaben. Erstaunlicherweise ist die Bilanz sehr oft viel kri­ti­scher gegen­über den Finanzprodukten und Börse ein­ge­stellt als das Stocks Magazin. Vielleicht soll­ten sie bei der Stocks-Redaktion einen Blick auf die Zeitschrift Bilanz werfen.

Im Cashdaily vom 24.1.2008 wur­de Folgendes geschrie­ben: Viele Vermögensverwalter vor­ent­hal­ten ihrer Privatklientel oft­mals wich­ti­ge Daten wie Aktienrenditen. Noch grös­se­res Schweigen herrscht bei den Angaben über die ein­ge­gan­ge­nen Risiken. Einige Banken wie die Credit Suisse lie­fern hier­zu nur die von Gesetz vor­ge­schrie­be­nen Angaben, für wei­te­re Informationen muss zusätz­lich bezahlt wer­den. Solche Banken soll­te der Privatanleger meiden!

Bei mei­nem ers­ten Anlagegespräch bei einer der bei­den Schweizer Grossbanken im Oktober 2006 woll­te mir die Anlageberaterin einen, dass die Kurse in der Zukunft nie mehr stark fal­len wer­den. Meinen Einspruch gegen die­se Hypothese lehn­te sie kate­go­risch ab, ihre Quellen sei­nen schliess­lich die Profis ihrers Arbeitgebers. Für die­sen Markt hat­te sie auch das ent­spre­chen­de Produkt in einem Multi Reverse Convertible zur Hand. Mir waren damals die struk­tu­rier­ten Produkte nur wenig bekannt, habe die­se aber nach ein­ge­hen­der Recherche im Internet abge­lehnt. Seien Sie nicht über­rascht, wenn Ihr Kundenberater Ihnen am liebs­ten etwas ver­kau­fen will, was Sie nicht oder noch nicht ver­ste­hen. Bei Gelegenheit wer­de ich die­se Frau an ihre damals gemach­ten Äusserungen erinnern.

Prognosen der Anlageprofis für den US-Aktienmarkt

Ich bin ein regel­mäs­si­ger Leser des BusinessWeek, in der Spezialausgabe vom 31.12.2007/7.1.2008 gaben eini­ge Anlageprofis ihre Prognosen für das Börsenjahr im 2008 ab. Am 31.12.2007 lag der Schlusskurs beim S&P bei 1468.36 und beim Dow Jones Industrial Average (DJIA) bei 13264.82.

  DJIA Ende 2008 S&P 500 Ende 2008 Bemerkung
Ralph J. Acampora, New York Institure of Finance 13800 1530 10 — 20% Korrektion im Frühjahr möglich
Stuart T. Freeman, A.G. Dewards & Sons 14440 1575 Favorit: PepsiCo
Elaine Garzarelli, Garzarelli Capital 16000 1780 Aktien sind 25% unterbewertet
Ben Inker, GMO 13000 1440  
Robert Arnott, Research Affiliates 12500 1350 Portfolio soll­te maxi­mal 20% Aktien ent­hal­ten. TIPS und Rohstoffe
gegen Inflation
Laszlo Birinyi, Birinyi Associates 15000 1700 Rohstoffe wer­den bevorzugt

Wie man sieht, gibt es in den USA auch Profis, die für das Jahr 2008 sin­ken­de Kurse prophezeien.

Mein persönlicher Börsenausblick für die USA

Ich glau­be die Kreditkrise wird die Finanzmärkte noch lan­ge beschäf­ti­gen. Zuerst ein Rückblick auf eini­ge Ereignisse seit dem Beginn der Finanzmarktkrise im Jahr 2007.

Datum Ereignis
15. Juni Moody’s stuft 131 Ratings von Asset-Backed Securities (ABS) aus dem Subprime-Markt her­un­ter. Weitere  Überprüfungen wer­den angekündigt
20. Juni Zwei Hedgefonds der Bear Stearns ste­hen vor der Insolvenz
24. Juli Countrywide Financial Corporation berich­tet über Gewinnrückgang und Probleme für die Zukunft an
1. August IKB kün­digt Verlust von EUR 3.5 Milliarden an
1. Oktober CHF 4 Milliarden US-Subprime Abschreibung bei der UBS
10. Dezember USD 10 Milliarden US-Subprime Abschreibung bei der UBS

Die Medien wie bei­spiels­wei­se die Analysten in der SF-Börse wol­len uns immer wie­der zum Kauf von Aktien ani­mie­ren. Diese Analysten-Animateure spie­len die Kreditkrise her­un­ter und en von Marktübertreibungen. Die bis­he­ri­gen Ereignisse zei­gen, dass eine Finanzkrise nicht nach ein paar Tagen bzw. Monaten aus­ge­stan­den ist. Die Subprime-Blase wur­de schliess­lich auch nicht in kur­zer Zeit erschaf­fen, son­dern sie fand ihren Anfang im Jahre 2002.

Neulich wur­de ich von pri­va­ten Anlegern ange­spro­chen, dass 2008 ein US-Präsidentschaftswahljahr sei. Der US-Präsidentschaftszyklus ist einer der erstaun­li­chen Zyklen in der Finanzwelt. Nur weni­ge drit­te und vier­te Jahre der 4‑jährigen Amtsperiode wei­sen nega­ti­ve Ergebnisse an den Aktienmärkten aus. Auch die Anlageprofis argu­men­tie­ren jetzt mit die­sem Zyklus für das Anlagejahr 2008, so dass vie­len Privatanlegern die­ser Fakt bekannt ist. Dass es auch einen Zyklus gibt, der sich auf Jahreszahlen bezieht, die mit 7 enden, ist vie­len Privatanlegern unbe­kannt. Jahre, die mit der Zahl Sieben enden (1987, 1997, 2007 etc.), sind an den Aktienmärkten gese­hen auf die zwei­te Jahreshälfte Negativ-Jahre. Diese Tatsache ist den Privatanlegern viel weni­ger bekannt.

Da die meis­ten Fonds nur bei stei­gen­den Kursen posi­ti­ve Renditen erwirt­schaf­ten, wer­den ihre bezahl­ten Analysten auch in der Zukunft zu opti­mis­ti­sche Prognosen abge­ben. Der US-Präsidentschaftszyklus fin­det die­ses Jahr viel Erwähnung in den Medien, wäh­rend letz­tes Jahr der 7er-Jahr-Zyklus ver­schwie­gen wurde.

Die Gier und ihre Folgen

Oft wird die Softwareentwicklung noch heu­te als eine Kunst belä­chelt und nicht als Ingenieursdisziplin wahr­ge­nom­men. Sicherlich haben wir in der Softwareentwicklung nicht über­all den gewünsch­ten Reifegrad einer Ingenieursdisziplin. Trotzdem schafft es die Informatik bei sicher­heits­re­le­van­ten Anwendungen wie bei­spiels­wei­se in Autos, Bahn Flugzeugen usw. die gefor­der­te Qualität zu lie­fern. Scheinbar ist die Softwareentwicklung nicht über­all schlecht!

Bei eini­gen Grossbanken habe ich zur­zeit das Gefühl, das sie ihre Komplexität nicht mehr im Griff haben. Trotz der angeb­lich viel Talenten, wel­che das Zigfache ver­die­nen wie bei­spiels­wei­se die Ingenieure im Flugzeugbau. Die eit­len Bankmanager der obers­ten Hierarchiestufe und eini­ge Verwaltungsräte begrün­den ihre exor­bi­tan­ten Gehälter oft­mals auf Grund der hohen Gehälter die­ser Investmentbanking Talente.

Auch Eltern haben oft das Gefühl ihre Kinder sei­en Talente, nur weil sie bei­spiels­wei­se nicht mehr ver­ste­hen, wie ihre Kinder schein­bar mühe­los mit neu­zeit­li­chen Techniken umgehen.

Nun haben es die­se Finanztalente geschafft, unser Finanzsystem nahe­zu zum Absturz zu brin­gen. Die Zecke für die­se Geldgier müs­sen die Staaten, Nationalbanken und damit die Allgemeinheit bezah­len. Die Talente kre­ieren Prozesse, wel­che nach­her die betei­lig­ten Akteure selbst nicht mehr durch­schau­en kön­nen. Jeder Akteur in die­sen Prozessen nimmt sei­ne Rolle wahr ohne die gesam­te Prozesskette zu ken­nen und als Motivation winkt der Bonus.
Ich hof­fe, dass die Staaten aus die­sem gefähr­li­chen Finanzspiel der Investment Banken ihre Lehren zie­hen und den gesetz­li­chen Rahmen enger ste­cken und durch­set­zen werden.

Wahrscheinlich ist es nur so mög­lich, die Geldgier und den Risikohunger gewis­ser Bänker zu stoppen.

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Stabilität des inter­na­tio­na­len Finanzsystems

Das Börsenjahr 2007 war aus Sicht eines Schweizer Anlegers sehr inter­es­sant. Im inter­na­tio­na­len Vergleich lag der SMI mit dem Minus von ~3.4% im hin­te­ren Mittelfeld, wäh­rend der DAX über 22% zulegte.
Zuerst wer­den die Prognosen für das Jahr 2007, die Ende 2006 von drei Anlageprofis abge­ge­ben wur­den, mit der Realität ver­gli­chen. Im Anlegermagazin Stocks vom 26/2006 gaben drei Herren fol­gen­de Prognosen ab:

Sven Bucher, ZKB Gerd G. Ramsperger, Sarasin Mark Browne, Vontobel Realität ende 2007
Wirtschaftswachstum 1.8% 1.6% 2.3% ~2.6
Rendite 10‑j. CH-Bundesobli. 2.6% 2.75% 2.6% ~3.1
Zins 3 Mt. CHF-Libor 2.4% 2.0% 2.25% ~2.8
Inflation 0.9% 0.8 1.1% 0.7
Fr./USD 1.20 1.24 1.19 1.13
Fr./Euro 1.56 1.55 1.55 1.65
SMI Punkte 9250 9300 9690 8484.46
SPI Punkte 7250 k.A. 7420 6925.44

Es zeigt ein­mal mehr, dass Prognosen bezüg­lich Börse igno­riert wer­den kön­nen. Der Kursverlauf von Währungen ist wahr­schein­lich noch schwie­ri­ger zu pro­gnos­ti­zie­ren als der, der Aktien. Auch für kur­ze Zeiträume schaf­fen es die Anlageprofis nicht, eine annä­hernd zutref­fen­de Prognose abzugeben.

Auch im Jahre 2007 war es mög­lich, an der Börse über­durch­schnitt­li­che Renditen zu erzie­len. Hierzu eini­ge ETFs, die an der SWX gehan­delt werden:

Index Währung Performance in 2007
EASYETF S&P GSCI TM USD ~32%
iShares MSCI Emerging Markets USD ~38%
Lyxor ETF DAX EUR ~19%
ZKB Gold ETF CHF ~21%

Hierzu muss noch erwähnt wer­den, dass der USD im Jahre 2007 gegen­über dem CHF erheb­lich schwä­cher wur­de, dies redu­ziert natür­lich die Rendite.

In einem frü­he­ren Eintrag habe ich geschrie­ben: Über 90% der Rendite eines Portfolios wird von den ent­hal­te­nen Asset-Klassen bestimmt. Das Jahr 2007 hat die­se Aussage ein­mal mehr bestä­tigt, damit ist die Auswahl der Asset-Klassen mit deren Gewichtung das Schwierige und nicht die Wahl der dar­in ent­hal­te­nen Wertpapiere. Viele Anleger fokus­sie­ren bei der Zusammenstellung ihres Portfolios auf Fonds, die in der Vergangenheit erfolg­reich waren, und berück­sich­ti­gen die Korrelationen der ein­zel­nen Asset-Klassen zu wenig oder über­haupt nicht. Da 80% der Anlagefonds ihren Vergleichsindex nicht schla­gen, kann man ohne­hin ein Index-Produkt wäh­len. Ein nicht ver­sier­ter Privatanleger soll­te gera­de bei der Gewichtung und der Wahl der Asset-Klassen einen Anlageberater kon­sul­tie­ren und nicht unbe­dingt bei der Auswahl des bes­ten Länderfonds.

Ein ande­res Problem wird „Home Bias“ genannt. Viele Privatanleger nei­gen dazu Wertpapiere ihres Heimatlandes im Portfolio über­zu­ge­wich­ten. Mit die­ser Praxis hat­ten deut­sche Anleger im letz­ten Jahr wahr­schein­lich sehr viel Erfolg. In den letz­ten Jahren wur­den die bes­ten Renditen aus­ser­halb der Schweiz erzielt, wie bei­spiels­wei­se in den Schwellenländern. Ein Portfolio soll­te mög­lichst alle ver­nünf­ti­gen Asset-Klassen welt­weit beinhal­ten, damit erhält in der Regel ein bess­res Risiko/Rendite Verhältnis.

Ich arbei­te im Informatikbereich, daher glau­be ich die­ses Business ein biss­chen zu ken­nen. Trotzdem könn­te ich nie sagen ob Microsoft, Oracle, SAP oder XYZ in der Zukunft erfolg­rei­cher sein wird. Wenn ich in der Softwarebranche kurz­fris­tig eine Chance sehe, wür­de ich mei­nem Portfolio einen gerin­gen Anteil eines Sektor-ETF bei­mi­schen, wel­cher alle die­se Wertpapiere enthält.

Während ich im Jahr 2006 noch vor­wie­gend Stock-Picking betrieb, fand ich Ende 2006 mei­ne Strategie in Index Investing. Dabei beschäf­tig­te ich mich mit den ver­schie­de­nen Asset-Klassen, zu wel­chen selbst­ver­ständ­lich auch die Rohstoffe gehö­ren. In die­sem Jahr, dem 2007 haben die Rohstoffrenditen erheb­lich zuge­legt, wobei in der heu­ti­gen Zeit ein Privatanleger auch ohne Kenntnisse des Termingeschäftes in die­se Asset-Klasse inves­tie­ren kann.

Was spricht für Rohstoffe als Asset-Klasse:

  • Gemäss einer Studie von zwei Professoren der Yale University wei­sen Rohstoffe eine nega­ti­ve Korrelation zum Aktienmarkt und eine posi­ti­ve Korrelation zur Inflation aus. Damit gehö­ren Rohstoffe zur einen her­vor­ra­gen­den Diversifikation von Aktien/Obligationen Portfolios.
  • Rohstoffe und Aktien haben unge­fähr die glei­chen jähr­li­chen Renditen, jedoch ist die Standardabweichung bei Rohstoffen leicht niedriger.
  • Aktienkurse kön­nen auf Null fal­len, bei Rohstoffpreisen ist dies nicht möglich.
  • Die Geschichte zeigt, dass Kriege und poli­ti­sches Chaos die Rohstoffpreise lei­der nur noch mehr nach oben treiben.
  • Die Studie „Facts and Fantasies about Commodity Futures“ der bei­den Professoren Gary Gorton und K. Geert Rouwenhorst kommt zum Schluss, dass die Rendite weit höher liegt wenn in Rohstoff-Futures inves­tiert wird, als in die Aktien der­je­ni­gen Unternehmen, die die­se Rohstoffe produzieren.

Heute kön­nen ETFs oder Zertifikate auf den gän­gi­gen Rohstoff-Indizes gekauft wer­den. Um mein Wissen bezüg­lich der Rohstoffe zu ergän­zen, habe ich fol­gen­des Buch gelesen:


Rohstoffe, Jim Rogers
rogers-rohstoffe
Bei der Einführung erfährt der Leser, war­um es sich lohnt in Rohstoffe zu inves­tie­ren. Zudem erläu­tert Jim Rogers, wie er den Rohstoffbereich ent­deck­te. Es wird auch erwähnt, dass der Autor 1999 zu einer 3‑jährigen Weltreise auf­brach und wie der Rogers Internation Commodities Index ent­stand. Im Kapitel 1 erfolgt eine Gegenüberstellung von Rohstoffen zu ande­ren Asset-Klassen wie Aktien, Anleihen, Immobilien usw. Gemäss Jim Rogers gibt es Zeiten, wo Aktien nicht das bes­te Investment sind und der Zyklus der bes­ten Renditen bei den Rohstoffen liegt. In den 90er Jahren waren die Investoren zu stark auf den boo­men­den Aktienmarkt fokus­siert, die Produktion von Rohmaterialien wur­de ver­nach­läs­sigt. Damit gibt es heu­te ein Ungleichgewicht zwi­schen hoher Rohstoffnachfrage und der bestehen­den Rohstoff-Infrastruktur, wel­che die­ser Nachfrage noch nicht nach­kom­men kann. Gemäss his­to­ri­schen Vergleichen gibt es eine nega­ti­ve Korrelation zwi­schen der Preisentwicklung von Aktien und Rohstoffen. Im Kapitel „Aber…“ ver­sucht Jim Rogers eini­ge Mythen um Rohstoff-Investments wie „Aber mein Broker sagt, dass es ris­kant ist, in Rohstoffe zu inves­tie­ren“ zu wider­le­gen. Im Kapitel „Werden Sie fit für Rohstoffe“ geht es um Nachfrage und Angebot sowie der Art von Investments, die in Rohstoffe getä­tigt wer­den kön­nen. Der Autor bevor­zugt den direk­ten Kauf von Rohstoffen in irgend­ei­ner Form, er hält weni­ger von Aktien von Unternehmen, die Rohstoffe pro­du­zie­ren. In „Eine Einführung in die Rohstoffmärkte“ erfährt der Leser wie Futures gehan­delt wer­den. Das Kapitel „Notizen aus dem wil­den Osten“ ist eine Huldigung an die Wirtschaft Chinas, dort sieht Jim Rogers immensen Rohstoffhunger. Weniger gefal­len fand er wäh­rend sei­ner Reisen an Indien. In den rest­li­chen Kapiteln wer­den die Rohstoffe Öl, Gold, Blei, Zucker und Kaffee aus­führ­lich besprochen.
Die Schlussbemerkung ist eine wei­te­re Anpreisung des Rohstoff-Investments, dabei wird näher auf die Studie „Facts and Fantasies about Commodity Futures“ der bei­den Professoren Gary Gorton und K. Geert Rouwenhorst eingegangen.

Ich fand die­ses Buch inter­es­sant und ein­fach nach­voll­zieh­bar. Für mich war es das ers­te Rohstoff-Investmentbuch.

Aussagen in den Medien
In den letz­ten zwei Wochen des Jahres 2007 kom­men ver­mehrt die Anlageprofis mit ihren Börsenausblicken für das Jahr 2008 in den Medien. Die Wirtschaftsprognosen fal­len aus­schliess­lich posi­tiv aus und es gibt nur weni­ge pes­si­mis­ti­sche Prognosen bezüg­lich der Finanzmärkte. Hierzu ein Beispiel aus der Handelszeitung 51/52, wo vier Herren ihre Prognosen bezüg­lich Schweizer Aktien abgaben:

Person Finanzinstitut SMI Jahresende SPI Jahresende SMI-Favoriten
Roger M. Kunz Clariden Leu 10000 8200 ABB, Nestlé, Nobel Biocare, Swatch
Christian Gattiker-Ericsson Julius Bär   8100 ABB, Lonza
Alf Roelli Pictet & Cie 9500 7500 Nestlé, Novartis, Roche, Swatch, UBS
Thomas Steinemann Vontobel-Gruppe   5–9% ABB, Adecco, Holcim, Swatch
Sven Bucher ZKB   7600 Auf SLI set­zen. Aber inter­es­sant: Adecco, Geberit, Holcim, Roche,
Zurich FS

Es ist scha­de, dass sich der Ausblick auf die Schweizer Aktien redu­ziert ist. Die Schweizer sind sowie­so viel zu stark in den Heimmarkt inves­tiert. Zudem hal­ten ein Viertel aller Haushalte nur eine Aktie in Portfolio und im Durchschnitt sind es auch nur 3 bis 5 Titel.
Im UBS investor’s gui­de, steht unter ande­rem im Kapitel „Aktienmarkt: Eurozone“. Die Optimisten ent­geg­nen, dass die Bewertungen sehr attrak­tiv sind und euro­päi­sche Aktien auf Basis der Gewinnschätzung für 2008 ein KGV von gera­de ein­mal 12 aufweisen.

Mein per­sön­li­cher Börsenausblick für das 2008
Ich glau­be wir müs­sen uns im Jahre 2008 mehr an die Wörter Gewinnwarnung, Gewinneinbruch und Verlust gewöh­nen. Ich hal­te die Anlageprofis von Banken für zu opti­mis­tisch, jedoch erwar­te ich von ihnen auch kei­ne objek­ti­ve Aussage für die Börsenzukunft. Schliesslich hängt ein Teil ihres Einkommens indi­rekt von einer posi­ti­ven Börsenkursentwicklung ab. Hierzu zwei nega­ti­ve Beispiele einer Aktienempfehlung bzw. Markteinschätzung wäh­rend des Jahres 2007:

  • Ende August 2007, in der TV-Sendung Börsenstandpunkte riet der UBS-Chefökonom Klaus Wellershoff zum Kauf der UBS-Aktien. Warum ein UBS-Anlageprofi die Aktie sei­nes Arbeitgebers emp­fiehlt bleibt für mich unverständlich.
  • Noch in einer Ausgabe des UBS investor’s gui­de von Juli stand, dass die schwei­ze­ri­schen Finanzinstitute kaum in die Hypothekenkrise in den USA ver­wi­ckelt sind. In der Zwischenzeit wur­den wir eines esse­ren belehrt. 

Auch ein unter­durch­schnitt­li­ches KGV für das Jahr 2008, wel­ches auf Gewinnschätzungen beruht, ist für mich kein Indiz, dass sich die Kurse nächs­tes Jahr in Europa posi­tiv ent­wi­ckeln wer­den. Beispiel der rea­len KGVs aus Stocks 1/2008:

Landesindex Kurs 20.12.2007 KGV
Schweiz/SMI 8402.8 16.3
Schweiz/SPI 6847.8 16.7
Schweiz/SMIN 1801.8 18.2
Deutschl./DAX 7869.2 13.3
UK/FTSE 6345.6 12.4
USA/S&P 500 1460.1 16.1
USA/Nasdaq 2069.7 25.6
Japan/Nikkei 225 15031.6 36.8

Die Gewinne kön­nen sehr schnell ein­bre­chen und dann schnel­len die KGV’s in die Höhe. In den letz­ten Jahren hör­ten wir vor­wie­gen das Wort Gewinnsteigerung, dies hat sich aber in den letz­ten Monaten geän­dert. Die CEOs dür­fen jetzt auch wie­der die nega­ti­ven Wörter wie Gewinneinbruch benutz­ten ohne Gefahr zu lau­fen ihren Job zu ver­lie­ren, da wur­de sicher­lich in der Vergangenheit die buch­hal­te­ri­schen Möglichkeiten voll aus­ge­schöpft, um mög­lich gute Zahlen zu präsentieren.

Eine ande­re Frage dich sich mir stellt, haben nur die Banken die­se Collateralized Debt Obligation (CDO) und Asset Backed Securities (ABS) in ihren Depots. Ich habe das Gefühl die Letzten beis­sen die Hunde und die Banken die­se Papiere nicht mehr los wer­den konn­ten. Diese haben ihre Verluste teil­wei­se schon bekannt gege­ben. Ich erwar­te, dass auch Hedge Fonds, Versicherungen und Pensionskassen erheb­lich Verluste mit die­sen ver­brief­ten Forderungen erlit­ten haben und die­se mit dem Jahresabschluss 2007 bekannt geben müs­sen. Ich glau­be, dass die Kreditkrise noch eini­ge Überraschungen zu Tage för­dern wird und nicht so schnell aus dem Bewusstsein der Anleger ver­schwin­den wird.

Ich den­ke nach der Bekanntgabe der Jahresabschlüsse 2007, wird man erheb­lich Bessere Prognosen für das Börsenjahr 2008 anfer­ti­gen können.