Meine Definition

Strukturierte Produkte ist eine Kombination von Derivaten mit her­kömm­li­chen Finanzanlagen wie Aktien und Obligationen, durch die­se Komposition ent­steht ein eige­nes Produkt mit einem eigen­stän­di­gen Risiko- und Renditeprofil. Dabei wird zwi­schen Renditeoptimierungs- und Kapitalschutzprodukte unterschieden.

Einige Eigenschaften von strukturierten Produkten (SP):

  • Viele struk­tu­rier­te Produkte haben den Namenszusatz Zertifikat, nicht alle Zertifikate wie bsw. Index-Tracker sind struk­tu­rier­te Produkte
  • SP sind Schuldverschreibungen der Bank, geht die­se Pleite ist die Investition verloren
  • SP wer­den meis­tens an der Börse gehan­delt, haben aber oft­mals eine gerin­ge Liquidität

Meine persönliche Einstellung gegenüber SP

  • Gemäss einer Sonderbeilage der Bilanz decken Deutschland, Italien und die Schweiz rund 80% des Marktes der SP ab. Mir stellt sich dabei die Frage: Warum haben SP in den sonst bezüg­lich Finanzprodukten sehr inno­va­ti­ven USA und Grossbritannien kaum Marktanteile errun­gen? Auch war das Angebot der Zertifikate in den Benelux-Staaten, Portugal und Frankreich in den Jahren 2005 und 2006 rück­läu­fig. In Deutschland sind die Zertifikate zur Absicherung sehr ver­brei­tet, han­delt es sich hier­bei um ein Angsthaseninvestment?
  • Die Deutsche Schutzvereinigung (DSW) und das Frankfurter Institut für Vermögensaufbau (IVA) ermit­tel­ten in einer Zertifikatstudie das SP im Zeitraum von 1/1999 bis 12/2006 eine höchst durch­schnitt­li­che Rendite abge­wor­fen haben.
  • Eine Mehrrendite mit SP setzt eine kla­re eige­ne Marktmeinung vor­aus. Mit einer Marktmeinung wür­de ich aber eine Direktinvestition vorziehen.
  • Anders als bei Aktien oder Obligationen ist der Verkäufer auf die Seriosität und Bereitschaft der Emissionsbank ange­wie­sen, fai­re Kurse zu stellen. 
  • Ich habe das Gefühl die SP sind gewollt inef­fi­zi­ent, damit die Vergleichbarkeit der ver­schie­de­nen Produkte nicht mög­lich ist. Obwohl mit sehr vie­len Kenntnissen der theo­re­ti­sche Preis ermit­telt wer­den kann, befürch­te ich hohe ver­deck­te Kosten.
  • Garantiezertifikate kön­nen vom Privatanleger nach­ge­baut wer­den. Damit erspart mach sich den Aufpreis des Emittenten für die Konstruktion des Zertifikates.

Um SP bes­ser zu ver­ste­hen und um die Transparenz zu erhö­hen habe ich neu­lich fol­gen­des Buch gelesen:

Strukturierte Produkte, Steffen Tolle, Boris Hutter, Patrik Rüthemann und Hanspeter Wohlwend, 2. Auflage

strukturierte-produkte
Im Kapitel 1 geht es um deri­va­ti­ve Finanzinstrumente, wie Forwards, Futures, Swaps und Optionen. In die­sen zir­ka 70 Seiten wird sehr viel Wissen ver­mit­telt, trotz der Mathematik bleibt der Stoff nach­voll­zieh­bar. Zudem unter­stüt­zen durch die vie­len far­bi­gen Grafiken wird das Geschriebene noch ver­steh­ba­rer. Der wohl am schwers­ten ver­ständ­lichs­te Teil die­ses Kapitels ist die Erklärungen zur Preisbildung von Optionen mit­tels dem Binomial- und Black-Scholes-Modell. Im Kapitel 2 wird die Funktionsweise wie auch die Zusammensetzung der Maximalrendite- und Kapitalschutz-Produkte aus­führ­lich erklärt. Obwohl Index-Zertifikate nicht zur Kategorie von SP gehö­ren, wird auch des­sen Implementierung dar­ge­legt. Nach die­sem Kapitel kennt der Leser den Aufbau und die Funktionsweise von Index‑, Basket- Discount-Zertifikate sowie Reverse Convertibles und Plain-Vanilla-Kapitalschutz-Produkten. Im Kapitel „Der Anlageprozess“ geht es um die Anlegeranalyse, Strategische Asset Allocation, Taktische Asset Allocation und um die Umsetzung in ein Portfolio. Dabei wird für den Privatanleger ein Core/Satellite-Ansatz umge­setzt, wobei das Kernportfolio nicht aus­schliess­lich pas­siv ver­wal­tet wird. Das Kapitel wird mit dem Reporting-Prozessschritt abge­schlos­sen, nur mit Reporting ist die ein­ge­schla­ge­ne Strategie letzt­end­lich beur­teil­bar. Im letz­ten Kapitel geht es um den Einsatz von SP in der Vermögensverwaltung. Es wird dar­ge­legt, dass in einem Wertschriftenportfolio das inhä­ren­te Risiko durch den Einsatz von SP ent­we­der erhöht, gesenkt oder eli­mi­niert wer­den kann und dass für die Ermittlung des Risikos eines Derivates, des­sen Zerlegung in sei­ne Einzelteile verlangt.

Das Buch ver­mit­telt sehr ver­ständ­lich die Grundlagen von SP dabei ist die Gliederung wie auch die Gestaltung vor­bild­lich. Auch wenn die Materie nicht immer ein­fach ist, gelingt es den Autoren die wich­ti­gen Aspekte begreif­lich hin­über­zu­brin­gen. Wer sich ein­ge­hen­der mit SP beschäf­ti­gen will, dem kann ich die­ses Buch wärms­tens empfehlen.

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