Meine letzten bedeutenden Transaktionen

Bis zur Lehman Brother Insolvenz war mein Portfolio 3% im Plus. Am 16.9.2008 ver­kauf­te ich mei­ne letz­ten Anteile am ETF Proshare Short S&P 500.
Am 26.9.2008 kauf­te ich den iShares MSCI World, dies weil der MSCI World um mehr als 25% unter sei­nem bis­he­ri­gen Höchststand lag. Diese 25%-Regel habe ich mir anfangs Jahr auferlegt.

Ich habe nicht damit gerech­net, dass der MSCI World noch wei­ter so stark ein­bre­chen wür­de. Der iShares MSCI World erreich­te sei­nen bis­he­ri­gen Tiefstand am 27.10.2008 mit USD 17.75. Damit kauf­te ich bei der ers­ten Transaktion zu vie­le Anteile die­ses ETF.

Zwischenzeitlich lag die Performance mei­ne Portfolios fast 5% im Minus, auch weil die Obligationen die ich hal­te, teil­wei­se sehr stark ein­ge­bro­chen sind. Mein Portfolio hat sich seit dem Tief zum Teil erholt und ich bin zur­zeit knapp 2% im Minus. Diese nega­ti­ve Rendite gefällt mir über­haupt nicht, ich habe den Anspruch in jedem Jahr eine posi­ti­ve Rendite über einer siche­ren Anlage zu erzie­len. Jedoch muss ich kurz­zei­tig eine nega­ti­ve Rendite akzep­tie­ren, da ich bei fal­len­den Kursen mein Aktienportfolio aus­baue, den Boden wer­de auch ich nicht fin­den. Anfangs Jahr habe ich beschlos­sen nicht einen Benchmark als Massstab für mei­ne eige­ne Performance zu neh­men, weil ich nicht von stei­gen­den Aktienkursen ausging.

Marktlage

In die Märkte, wel­cher der Privatanleger direkt inves­tie­ren kann, gab es in den letz­ten Jahren bzw. Monaten eini­ge Blasenbildungen. Letztlich gab es in die­sem Jahr bei­spiels­wei­se noch die Rohstoffblase, die dann auch platzte.

Blase Geplatzt Datum Ereignis
US-Hypothekenmarkt Juni 2007 Moody’s stuft 131 Ratings von Asset-Backed Securities (ABS) aus dem Subprime-Markt her­un­ter. Weitere Überprüfungen wer­den angekündigt.
Aktien Oktober 2007 Höchststände wur­den erreicht.
Öl und Soft Commodities Juli 2008 Höchststände wur­den erreicht.
Corporate Bonds September 2008 Obligationen wie bei­spiels­wei­se von GE oder BMW sind stark gefallen.
Carry Trades September 2008 Nach der Lehman Brother Insolvenz, leg­te der JPY gegen­über den ande­ren Währungen stark zu — wahr­schein­lich auf Grund der Auflösung von Carry Trades.
Immobilien Oktober 2008 Einige Immobilienfonds Europas wur­den “ein­ge­fro­ren”, d.h. kei­nen Handel mehr.

Aus mei­ner Sicht war der JPY gegen­über den ande­ren wich­ti­gen Währungen zu schwach, die­se Verzerrung ist jetzt mit dem Auflösen der Carry Trades ver­schwun­den. Auch Gold wur­de sei­nem Ruf als Asset für die Krise nicht gerecht. Fast alle Asset Klassen kor­re­lie­ren seit dem Lehman Brother Bankrott sehr stark zuein­an­der und die von den Finanzmathematikern gern ver­wen­de­te Normalverteilung ist für die momen­ta­ne Marktlage untaug­lich. Damit ist auch die Portfolio-Optimierung die auf nor­mal ver­teil­te Vermögenswerte basiert hin­fäl­lig. Somit ist die Asset Allokation in die­sem Marktumfeld nicht unbe­dingt der Schlüssel zum Erfolg.

In den letz­ten Wochen über­ge­wich­ti­ge ich Firmenanleihen in mei­nem Portfolio, da ich die­se als güns­tig erach­te. Ob dies wirk­lich so ist, wird die Zukunft zei­gen, viel­leicht wer­den die Ausfälle bei die­ser Asset Klasse sehr stark zulegen.

Marktausblick

Die Konjunktur hat sich seit dem Sommer 2008 welt­weit abge­kühlt auch die Stimmung unter den Unternehmen und Verbrauchen ist stark in das Negative abge­rutscht. Die Konjunkturaussichten sind schlecht, sie­he “Steht die Weltwirtschaft vor einer Rezession”? Ich erwar­te wei­te­re nega­ti­ve Wirtschaftsnachrichten, was die Aktienkurse stark nach unten trei­ben könn­te, die­se Krise wird uns noch ein paar Monate oder gar Quartale beglei­ten. Wenn ich die jet­zi­gen Krise mit der Dotcom-Blase in Relation setz­te, so haben wir den Boden bei den Aktien noch lan­ge nicht gese­hen. Weiter hat es an den Aktienmärkten noch immer zu vie­le Zocker, solan­ge die­se nicht ver­schwun­den sind und das Medieninteresse an den Aktienmärkten so hoch ist, glaub ich nur an Bärenmarktrally. Zudem sind vie­le Experten der Meinung, dass die US-Häuserpreise wei­ter fal­len wer­den, sie­he “Home Prices Seem Far From Bottom”. Ich bin immer noch der Meinung: Sinkende Häuserpreise = sin­ken­de Aktienkurse. Damit wird die US-Konsummaschinerie nicht so schnell wie­der auf Hochtouren lau­fen, um so mehr müss­ten die Asiaten und Europäer ihren Konsum sehr stark aus­wei­ten, um die­ses Konsumdefizit der US-Amerikaner wenigs­tens teil­wei­se aus­glei­chen zu können.

Meine Strategie

Ich bin der aktu­el­len Finanzkrise auch ein biss­chen dank­bar, sie zeigt mir die Grenze mei­ner Risikobereitschaft auf. Aus die­sem Grund habe ich mir auch für die kom­men­den Monate eine kla­re Strategie auferlegt:

Mein letz­ter Aktienkauf wird bei 60–64% unter dem MSCI-World Höchststand erfol­gen, dabei muss die inves­tier­te Summe ein Drittel mei­nes maxi­ma­len Aktienanteils sein. Wenn die Indizes danach wei­ter fal­len wür­den, hät­te ich immer noch genü­gend Mittel den Kurszerfall in mei­nem Depot mit Short-ETFs ein­zu­däm­men. Falls die­ser oben genann­te Tiefstand nicht erreicht wür­de, kann ich den maxi­ma­len Aktienanteil in mei­nem Portfolio nicht aus­schöp­fen. Bis zu die­sem Tiefstand erfol­gen wei­te­re Zukäufe jeweils 5% — 10% unter den bis dahin gel­ten­den Tiefständen. Dabei inves­tie­re ich vor­wie­gend in Indizes der Industrieländer. Ich glau­be, dass die Investoren vor­wie­gend aus den west­li­chen Industrieländern kom­men und die­se zuerst in ihren Heimatländern nach Investitionen suchen, dabei wird wahr­schein­lich der Emerging Market zweit­ran­gig behan­delt. Ich wer­de die Indizes des Emerging Market aber genau beob­ach­ten, und wenn die vor­her gemach­te Aussage nicht zutrifft, wer­den ich im Gegenteil Investitionen in die­sen Markt getä­tigt. Aus mei­ner Sicht liegt die Zukunft in eini­gen asia­ti­schen Ländern wie China und Südkorea und/oder in den roh­stoff­rei­chen Ländern von Südamerika wie Brasilien und Chile.

Die Industrieländer müs­sen zuerst die nächs­te Blase erfin­den und dies kann eini­ge Zeit dau­ern. Die Wirtschaften der USA und des bri­ti­schen Königreiches sind direkt von der Dotcom-Blase in die Hypotheken-Blase über­ge­gan­gen, ich bin mir sicher die Investmentbanker arbei­ten schon am nächs­ten Hype.

Meine Fremdwährungen wie JPY, USD, EUR und GBP sind momen­tan nicht die Schuldigen mei­ner nega­ti­ven Rendite, der USD hat erheb­lich zuge­legt ist und ich habe mich vor eini­gen Monaten zusätz­lich mit güns­ti­gen USD ein­ge­deckt. Meine USD habe ich aber voll­stän­dig in Aktien inves­tiert, ich müss­te daher in der Zukunft wei­te­re USD kau­fen oder auf EUR-ETF aus­wei­chen bzw. aus­bau­en. Die Korrelationen der Aktien-Indizes in Europa und USA sind zur­zeit sehr hoch, daher wer­de ich wahr­schein­lich mei­ne noch vor­han­den EUR in die nächs­ten ETF-Transaktionen ein­flies­sen lassen.

Meine Empfehlungen

Wie Sie sehen, ver­langt mei­ne Strategie kein hohes Börsenwissen, viel­mehr sind Geduld und Disziplin ver­langt, weil ich oft­mals nicht mit der Herde ren­ne. Mein Portfolio basiert vor­wie­gend auf Anleihen, Immobilienfonds und ETF. Von Strukturieren Produkten hal­te ich wenig, da die­se meis­tens ein kom­pli­zier­tes asym­me­tri­sches Auszahlungsprofil haben. Mit Short-ETFs kann ich zudem auch auf fal­len­de Kurse setz­ten, was soll­te ich mir mehr wünschen?

Indem Sie Ihr Geld in einen Fonds geben, ver­su­chen Sie den Zufall zu kau­fen, dies kön­nen Sie selbst auch und erst noch güns­ti­ger. Diese Fondsmanager kön­nen es nicht bes­ser als ein gedul­di­ger und dis­zi­pli­nier­ter Anleger. Zudem kann nur ich mei­ne Strategie umsetz­ten, ich kau­fe in fal­len­de Märkte, ein Fondsmanager kann dies nur zu einem klei­nen Teil ris­kie­ren. Fonds haben vie­le wei­te­re Nachteile — aktu­ell zie­hen vie­le Anleger ihr Geld aus den Fonds zurück, damit gerät ein Fond unter Druck und muss nicht sel­ten wie der TargetReturn der Credit Suisse schlies­sen, sie­he “Credit Suisse liqui­diert Fonds” .

Was wir nicht brauchen

Die Fehlprognosen der Börsenprofis wie Christian Gattiker-Ericsson, Philipp Bärtschi usw. Diese Herren erschei­nen immer wie­der in den Medien um die Privatanleger mit ihren teils absur­den Prognosen zu ver­wir­ren. Sie sind der bes­te Beweis, dass die Börsenkurse nicht pro­gnos­ti­ziert wer­den kön­nen. Ich habe schon dar­über nach­ge­dacht, eine öffent­li­che Datenbank mit den Fehlprognosen die­ser Herren auf­zu­bau­en. Vielleicht könn­te man sie so zum Schweigen brin­gen. In mei­nem Weblog kön­nen Sie sich ein Bild ihrer Prognosen machen.

Nachtrag vom 15.11.2008

Gemäss UBS investor’s gui­de vom 14.11.2008 haben über 80% der Unternehmen im S&P 500 ihre Zahlen für das 3. Quartal vor­ge­legt. Die Gewinne sind um fast 14% gegen­über dem Vorjahr gesun­ken. Die Sektoren Finanz und Energie hat­ten sehr unter­schied­li­chen Einfluss auf die Gewinne. Ohne den Finanzsektor wären die Gewinne des S&P 500 um 10% gestie­gen, ohne den Energiesektor dage­gen um 27% gesunken.

Ich per­sön­lich mache bewusst kei­ne Devisen-Spekulationen, ich kauf­te Devisen bis vor 2 Monaten unge­ach­tet ihrer Stärke bzw. Schwäche gegen­über dem CHF. In der Zukunft wer­de ich aber mein Portfolio bezüg­lich Fremdwährungen bewuss­ter bewirt­schaf­ten. Damit wer­de ich ver­su­chen den USD bzw. EUR zu güns­ti­ge­ren Zeitpunkten zu kau­fen oder den ETF zu wäh­len, von wel­chen ich die Devisen schon habe und nicht teu­er am Markt kau­fen muss. Oftmals gibt es die Alternative von meh­re­ren ETFs mit hoher Korrelation in den bei­den Fremdwährungen EUR oder USD. Ich wer­de wei­ter­hin nicht mit Fremdwährung spe­ku­lie­ren. Prognosen in die­ser Asset-Klasse hal­te ich als fragwürdig.

Warum habe ich überhaupt Fremdwährungen?

In der fol­gen­den Tabelle sind mei­ne Fremdwährungsrenditen ersicht­lich, die­se mögen wenig begeistern.

Währung Kurs vom 23.05.2008 Meine Rendite
EUR/CHF 1.6143 +0.15%
GBP/CHF 2.063 -16.62%
USD/CHF 1.0239 -9.92%

Auch als ich noch ein­zel­ne Aktientitel in mei­nem Portfolio hat­te, war ich nie mit einem Titel so in der Verlustzone wie mit dem bri­ti­schen Pfund.

Am gerings­ten war bis­her mein Währungsrisiko beim Euro, da sich der Frankenkurs lang­fris­tig an der euro­päi­schen Gemeinschaftswährung orientiert.
Das Ziel mei­ner Anlagestrategie besteht im Aufbau eines Indexing Weltportfolio. Zu die­sem Zweck benö­ti­ge ich genü­gend USD und EUR. Den Kauf von GBP erach­te ich aus heu­ti­ger Sicht als unnö­tig, ein wei­te­rer Anfängerfehler. Ich hät­te mich nach dem Verkauf der Aktientitel gleich­zei­tig auch vom GBP ver­ab­schie­den sollen.

Anleger, die vor­wie­gend in Schweizer Titel inves­tie­ren, könn­ten mir nun vor­wer­fen, wer in aus­län­di­sche Wertschriften inves­tiert, muss eben auch das Währungsrisiko tra­gen. Natürlich haben sie damit Recht, nun hal­te ich dage­gen, dass ein SMI, SLI oder SMIM über­kauft sind und somit zu teu­er. Wenn ich ein Länderindex kau­fen woll­te, wür­de ich den DAX oder der CAC 40 bevorzugen.

Es gibt noch andere Gründe, die für Fremdwährungen sprechen

  • Auf lan­ge Sicht ist der sal­dier­te Effekt aus allen Wechselkursveränderungen in einem gut diver­si­fi­zier­ten Portfolio, das meh­re­re Fremdwährungen ent­hält, aller Wahrscheinlichkeit nach nicht nen­nens­wert nega­tiv. Vielmehr ist auf lan­ge Sicht von einem neu­tra­len (Null-) Einfluss aus­zu­ge­hen, weil Wechselkurse lang­fris­tig um den Mittelwert, die so genann­te Kaufkraftparität, her­um schwan­ken. (Buch: Souverän inves­tie­ren, Gerd Kommer).
  • Der Einsatz von Währungen kann für ein Portfolio einen sta­bi­li­sie­ren­den Effekt haben: Da die Korrelation zu ande­ren Anlageklassen sehr gering ist, kön­nen Währungsstrategien sehr gut zur Risikostreuung genutzt werden.

Was zu berück­sich­ti­gen ist; gera­de in Krisenzeiten suchen inter­na­tio­na­le Investoren noch immer den siche­ren Hafen der Schweizer Währung, was die­se in die Höhe treibt. Diesen Fakt habe ich unterschätzt.

Mein Portfolio

Zurzeit habe ich mühe eine Rendite von 3% und mehr zu erzie­len. Ich habe sehr gros­se Währungsschwankungen, ich bin short auf dem S&P 500 damit wird die USD-Schwäche gegen­über dem CHF abschwächt. Wie aus dem fol­gen­den Kursdiagramm ersicht­lich, wei­sen der S&P 500 Short und der Wechselkurs USD/CHF schein­bar eine nega­ti­ve Korrelation aus.

USD CHF und Proshare Short S&P 500

Auch für den EasyETF S&P GSCI und dem Wechselkurs USD/CHF habe ich ein Diagramm erstellt.

USD CHF und GSCI

Zudem habe ich, die Korrelationen des Short S&P 500, USD/CHF und des EasyETF S&P GSCI auf der täg­li­chen Basis seit Jahresbeginn berechnet.

Proshare Short S&P500 EasyETF S&GSCI
USD/CHF -0.43 -0.15
Proshare Short S&P500 0.086

Es bestä­tigt sich, dass bei sin­ken­den USD gegen­über CHF, der Short S&P zulegt. Es geht schon fast in Richtung Null-Summen-Spiel. Interessanter erscheint mir die leicht nega­ti­ve Korrelation zwi­schen dem USD/CHF und dem EasyETF S&P GSCI, damit erreicht man eine sehr gute Diversifikation.

Achtung: Korrelationen kön­nen sehr schnell ändern bei­spiels­wei­se ver­lor der USD auch in den letz­ten 5 Jahren kon­ti­nu­ier­lich an Wert gegen­über dem CHF, trotz­dem stieg der S&P 500 an.

Seit anfangs 2006 kau­fe und ver­kau­fe ich aktiv Wertschriften an der Börse. In die­ser Zeit habe ich zir­ka 28 Bücher zu Finanzanlagen gele­sen. Zudem hat­te ich auch eini­ge Beratungsgespräche bei ver­schie­de­nen Banken geführt. Neulich habe ich eini­ge mir im September und Oktober 2006 durch die Banken emp­foh­le­ne Finanzprodukte auf ihre Renditen geprüft. Die Rendite die­ser Produkte ist weit­aus schlech­ter aus­ge­fal­len als mein self mana­ged Portfolio. Zugegeben die­ser Renditevergleich hinkt ein biss­chen, ich bin eher ein defen­si­ver Anleger und das aktu­el­le Börsenumfeld hat die defen­si­ven Anleger belohnt bzw. weni­ger bestraft.

Heute bin ich der Meinung das mit einem mini­ma­len zeit­li­chen Aufwand und wenig Börsenwissen die glei­che Rendite wie durch die so genann­ten Anlageprofis erzielt wer­den kann.

Mein Rezept

  • Lesen Sie das Buch “Souverän inves­tie­ren mit Indexfonds, Indexzertifikaten und ETFs??? von Gerd Kommer. Andere Bücher müs­sen Sie nicht gele­sen haben.
  • Legen Sie auf Grund des oben genann­ten Buches Ihre per­sön­li­che Strategie fest, wel­che Sie dann kon­se­quent umsetzen.
  • Suchen Sie eine für Sie güns­ti­ge Börsenonline-Handelsplattform, sie­he dazu: Die bes­te Börsenonline-Handelsplattform gibt es nicht!
  • Kümmern Sie um Asset-Klassen und Portfoliomanagement und nicht um ein­zel­ne Aktientitel.

Für wenn eignet sich dieses Rezept nicht

  • Für den Anleger, der sich ger­ne von Gewinnen und Verlusten in ein psy­chi­sches Hoch bzw. Tief ver­set­zen lässt.
  • Für den Anleger, wel­cher bei sei­nen Kollegen nach den heis­sen Börsentipps nachfragt.
  • Für den Anleger, der bei sei­nen Kollegen über gemach­te Börsengewinne prah­len will.
  • Für den Spieler, der sich den Kick an der Börse holen will.
  • Für den Anleger, der das schnel­le Geld sucht.
  • Für den Anleger, wel­cher das täg­li­che Börsenrauschen nicht igno­rie­ren kann.
  • Für den Anleger, der mehr als CHF 5‘000‘000 in Wertschriften anle­gen will. Wahrscheinlich wird die­sem Anleger eine Privatbank sehr gute Konditionen und Produkte anbie­ten kön­nen, wel­che güns­ti­ger aus­fal­len wer­den als ein Portfolio bestehend aus ETFs.

Aus dem obi­gen Ausführen wird ersicht­lich, dass es sehr viel Disziplin ver­langt, um uns nicht von unse­rem Steinzeitgehirn ver­füh­ren zu las­sen. Der Erfolge oder Misserfolg führt über die Psyche des Anlegers und viel weni­ger über das Börsenwissen.

Ich wer­de zukünf­tig weni­ger Einträge zur Börse schrei­ben. Erstens möch­te ich mich wich­ti­ge­ren Angelegenheiten wid­men, zudem möch­te ich das aktu­el­le Börsengeschehen nur wenig kom­men­tie­ren. Mit die­sem Blog woll­te ich bis­her Folgendes zum Ausdruck bringen:

  • Die Umsetzung eines self-mana­ged Portfolios ist leich­ter als man denkt.
  • Die Anlageprofis kön­nen es nicht bes­ser als der gedul­di­ge und demü­ti­ge Amateuranleger.
  • Viele Kundenbetreuer der Finanzindustrie opti­mie­ren vor­wie­gend ihre Saläre und inter­es­sie­ren sich in zwei­ter Linie um den Sharp-Ratio ihres Kundenportfolios.

Diese Woche und die nächs­ten 2 oder 3 Wochen wer­den mit Sicherheit sehr span­nen­de Börsenwochen. Im Monat November habe ich mei­ne Long-ETFs ver­kauft und habe ange­fan­gen Short-ETFs wie bei­spiels­wei­se den Short S&P 500 ProShares zu kau­fen. Diesen und ande­re habe ich am 14. und 17. März ver­kauft. Ich habe dabei nicht gegen mei­ne Börsenstrategie gehan­delt. Im letz­ten November habe ich kei­ne güns­ti­gen Märkte mehr gefun­den und habe mich daher für Obligationen und Short-ETFs ent­schie­den. Nun könn­te man mei­nen ich hät­te damit eine gute Rendite erzielt, dem ist lei­der nicht so. Der Zerfall des USD, GBP und teil­wei­se auch EUR mei­ner über­ge­wich­te­ten Fremdwährungsanleihen ver­nich­te­ten den gröss­ten Teil mei­ner Short-Gewinne.

Warum der kurzfristige Ausstieg aus den Short-Produkten?

In den letz­ten acht Monaten hat die US-Notenbank die Fed Fund Rates um 300 Basispunkte (Bp) gesenkt. Mit der letz­ten FOMC-Sitzung gab es eine Zinssenkung von 75 Bp. Zudem kön­nen nun auch Primärhändler, wie Investmentbanken min­des­tens sechs Monate lang das Diskontfenster nut­zen. Hiermit wird klar, wie dra­ma­tisch die Situation des Finanzsystems ist. Das Fed ver­sucht mit allen Mitteln das Finanzsystem zu sta­bi­li­sie­ren, dabei nimmt sie das Risiko einer Inflation und den wei­te­ren Zerfall des USD in Kauf. Damit hat das Fed “aus allen Rohren geschos­sen” und dies könn­te noch­mals in einer Aktienrally enden. Auch haben die Rohstoffe die­se Woche stark abgegeben.

Viel Geld an der Seitenlinie

Damit hat es sehr viel Cash an der Seitenlinie, die­ses wird sicher wie­der in die Märkte inves­tiert. Ich beob­ach­te seit dem letz­ten Jahr ein star­kes Herdenverhalten, bei­spiels­wei­se stie­gen im Spätsommer des letz­ten Jahres auf ein­mal die Werte der Informatikbranche, spä­ter kam ein Anstieg der Rohstoffmärkte usw. Obwohl ich am letz­ten Donnerstag wie­der den Short S&P 500 ProShares kauf­te, bin ich mir mei­ner Sache über­haupt nicht sicher.

Mein längerfristiger Ausblick

In der Handelszeitung Nr 12. Las ich erstaun­li­che Aussagen von Fondsmanager. Herr Thomas Buri, Portfoliomanager des Vontobel Swiss Equities Fonds (Performance 2007: 2.6%), sagt: „Wir stu­fen den Aktienmarkt Schweiz als güns­tig ein, da bereits viel schlech­te Nachrichten wie die mög­li­che Rezession in den USA oder die Verlangsamung in Europa eskom­piert sind“. Ein Herr Peter J. Lehner Manager Saraselect-Fonds, Bank Sarasin hält gros­se Stücke auf Industriewerte und sagt: „Die kon­junk­tu­rel­le Abschwächung ist längst ein­ge­preist“. Ich fin­de die Wörter ein­ge­preist und eskom­piert soll­ten von seriö­sen Profis nur mit Vorsicht wenn über­haupt in ihren Aussagen benutzt wer­den. Niemand weiss, ob es eine Rezession gibt und wie stark die­se aus­fal­len wird, dar­aus schlies­se ich, dass die obi­gen Aussagen der bei­den Herren sehr unpro­fes­sio­nell sind.

Ich möch­te natür­lich den Aufschwung nicht ver­pas­sen und mich mit einem oder meh­re­ren Short-ETFs auf den fal­schen Fuss erwi­schen las­sen. Ich kann mir eine Aktienrally für die nächs­ten 2 oder 3 Wochen durch­aus vor­stel­len, län­ger­fris­tig sehe ich aber kein abrei­sen der nega­ti­ven Nachrichten, die­se wer­den die Kurse wie­der nach unten drü­cken. Ausserdem wer­den nun lau­fend die Wachstumsprognosen nach unten kor­ri­giert. Allerdings gibt mir mei­ne Strategie vor, dass ich ab einer bestimm­ten Unterschreitung des MSCI-World Kurses mich mit Long-ETFs ein­de­cken wer­de, die­se Grenze wur­de bis­her knapp nicht erreicht.

Ich stel­le mir die Frage: Hat das Fed noch mehr Tricks auf Lager um auch die nächs­te mög­li­che Krise glaub­wür­dig zu bewäl­ti­gen? Übrigens sind die Massnahmen des Fed für mich frag­los, die­se wis­sen viel­mehr um die kri­ti­schen Zustände des Finanzsystems als dies der “Normalbürger”. Auch fin­de ich die teil­wei­se Schuldzuweisung der aktu­el­len Krise an die US-Notenbank wegen ihrer frü­he­ren Zinspolitik völ­lig falsch, das Subprime Desaster war eine Spekulation der Finanzinstitute auf immer höhe­re stei­gen­de Immobilienpreise.

Ich habe im Jahre 2007 vom August bis Dezember eini­ge Beiträge im Cash-Forum geschrie­ben. Ich war erstaunt, dass eine Mehrheit der akti­ven Forumsmitglieder eine Stock-Picking und Market-Timing betrei­ben. OK, für Anleger mit einer „lang­wei­li­gen“ Indexing-Strategie sind die meis­ten Informationen sol­cher Foren grund­sätz­lich bedeu­tungs­los. Trotz des emo­tio­na­len Themas Geldes hal­ten sich die meis­ten Mitglieder zu mei­ner Überraschung an die Verhaltensregeln. Für einen Börsenanfänger hal­te ich das Cash-Forum nicht als hilf­reich, es könn­te der Eindruck ent­ste­hen, dass ein gros­ser Teil der Mitglieder mit ihrem Vorgehen eine über­durch­schnitt­li­che Rendite ein­fah­ren. Leider ist das Risiko-/Renditeprofil der Mitglieder unbe­kannt, ich gehe von einem nega­ti­ven Sharp Ratio aus, d.h. Sie lesen wahr­schein­lich die Beiträge von Anlegern, die unter­durch­schnitt­li­che Renditen bei einem teil­wei­se hohen Risiko erzielen.

Viele Anleger sind der Meinung, dass mehr Information gleich höhe­rer Ertrag bedeu­tet. Das wis­sen­schaft­li­che Arbeitspapier „Information Acquistition and Portfolio Performance“ von Luigi Guiso und Tullio Japelli kommt zu einem ande­ren Resultat. Der Wert der gesam­mel­ten Informationen ver­führt den Anleger zu einer über­mäs­si­gen Selbstüberschätzung. Die bes­se­ren Resultate erzielt der Anleger ohne zeit­li­chen Aufwand, gegen über den akti­ven Investoren mit einem Zeitaufwand von eini­gen Stunden pro Woche. Die „bes­ser“ infor­mier­ten Anleger kau­fen und ver­kau­fen häu­fi­ger und ver­nach­läs­si­gen die Diversifikation ihres Portfolios.

In einem Forum wie dies des Cash hat es sehr vie­le unter 35-jäh­ri­ge Anleger. Ich bedau­re es, wenn sich sol­che Menschen von der Börsenwelt ver­füh­ren las­sen. Scheinbar haben vie­le das Gefühl, sie ver­fü­gen über beson­de­re Talente hin­sicht­lich ihrer Finanzinvestitionen. Mit tech­ni­scher Analyse und/oder fun­da­men­tal Daten ver­su­chen sie ein posi­ti­ves Sharp-Ratio zu erzielen.

Korrekterweise glau­ben nur weni­ge Tennisspieler der Welt, sie könn­ten die Nummer eins des Tennis schla­gen. Viele Anleger glau­ben sie hät­ten annäh­rend die Fähigkeiten eines Warren Buffett und könn­ten ähn­li­che Sharp-Ratios erzie­len. Wir akzep­tie­ren auch, bei einem angeb­li­chen Glücksspiel wie Poker, dass es erfolg­rei­che Spieler gibt, die wir kaum schla­gen kön­nen. Nur weil die Technik zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren auch für den Privatanleger ein­fach ist, soll­te wir uns nicht dazu ver­füh­ren las­sen uns mit den weni­gen über­durch­schnitt­li­chen Anlegern mes­sen zu wollen.

Was emp­fiehlt Warren Buffet dem Privatanleger (Questions and Answers with Warren Buffett), die Informationen wur­den [1] entnommen:

//www.youtube.com/watch?v=P‑PobeU4Ox0

  • If you are not a pro­fes­sio­nal inves­tor, if your goal is not to mana­ge money in such a way that you get a signi­fi­cant­ly bet­ter return than world, then I belie­ve in extre­me diver­si­fi­ca­ti­on. I belie­ve that 98 or 99 per­cent — may­be more than 99 per­cent — of peo­p­le who invest should exten­si­ve­ly diver­si­fy and not trade. That leads them to an index fund with very low cos­ts. All they’re going to do is own a part of America. They’ve made a decis­i­on that owning a part of America is wort­hwhile. I don’t quar­rel with that at all — that is the way they should approach it.
  • Wall Street makes its money on acti­vi­ty. You make your money on inac­ti­vi­ty. If ever­y­bo­dy in this room trades their port­fo­lio around every day with every other per­son, you’re all going to end up bro­ke. The inter­me­dia­ry is going to end up with all the money. On the other hand, if you all own stock in a group of avera­ge busi­nesses and just sit here for fif­ty years, you’ll end up with a fair amount of money and your bro­ker will be broke.

Viele Anleger beru­fen sich bei ihrer Strategie auf Warren Buffett und begrün­den damit ihr han­deln mit nur eini­gen Titeln. Der wohl erfolg­reichs­te Anleger der Welt emp­fiehlt dem „Amateur“ aber ein pas­si­ves Indexing und Diversifikation.

Ich glau­be fast jeder Mensch hat ein Talent, viel­leicht kann die­ses im Beruf zur Anwendung gebracht wer­den. Junge Menschen soll­ten sich auf ihre spe­zi­el­len Fähigkeiten kon­zen­trie­ren und die­ses mög­lichst sinn­voll und gewinn brin­gend ein­set­zen und nicht ihre Zeit mit irrele­van­ten Börseninformationen verbringen.

Beispielsweise lern­te ich einen hand­werk­li­chen Beruf, war aber schon in mei­ner Jungend fas­zi­niert von Computer und Software. Mit einer ent­spre­chen­den Weiterbildung, viel Einsatz und Freude konn­te ich mein Hobby zum Beruf machen. Ich habe mei­nen zeit­li­chen Aufwand in mei­ne bes­se­ren ent­wi­ckel­ten Fähigkeiten inves­tiert und habe das angeb­lich mühe­lo­se „reich wer­den“ mit der Börse völ­lig ignoriert.

[1] Get Rich Slowly

Während ich im Jahr 2006 noch vor­wie­gend Stock-Picking betrieb, fand ich Ende 2006 mei­ne Strategie in Index Investing. Dabei beschäf­tig­te ich mich mit den ver­schie­de­nen Asset-Klassen, zu wel­chen selbst­ver­ständ­lich auch die Rohstoffe gehö­ren. In die­sem Jahr, dem 2007 haben die Rohstoffrenditen erheb­lich zuge­legt, wobei in der heu­ti­gen Zeit ein Privatanleger auch ohne Kenntnisse des Termingeschäftes in die­se Asset-Klasse inves­tie­ren kann.

Was spricht für Rohstoffe als Asset-Klasse:

  • Gemäss einer Studie von zwei Professoren der Yale University wei­sen Rohstoffe eine nega­ti­ve Korrelation zum Aktienmarkt und eine posi­ti­ve Korrelation zur Inflation aus. Damit gehö­ren Rohstoffe zur einen her­vor­ra­gen­den Diversifikation von Aktien/Obligationen Portfolios.
  • Rohstoffe und Aktien haben unge­fähr die glei­chen jähr­li­chen Renditen, jedoch ist die Standardabweichung bei Rohstoffen leicht niedriger.
  • Aktienkurse kön­nen auf Null fal­len, bei Rohstoffpreisen ist dies nicht möglich.
  • Die Geschichte zeigt, dass Kriege und poli­ti­sches Chaos die Rohstoffpreise lei­der nur noch mehr nach oben treiben.
  • Die Studie „Facts and Fantasies about Commodity Futures“ der bei­den Professoren Gary Gorton und K. Geert Rouwenhorst kommt zum Schluss, dass die Rendite weit höher liegt wenn in Rohstoff-Futures inves­tiert wird, als in die Aktien der­je­ni­gen Unternehmen, die die­se Rohstoffe produzieren.

Heute kön­nen ETFs oder Zertifikate auf den gän­gi­gen Rohstoff-Indizes gekauft wer­den. Um mein Wissen bezüg­lich der Rohstoffe zu ergän­zen, habe ich fol­gen­des Buch gelesen:


Rohstoffe, Jim Rogers
rogers-rohstoffe
Bei der Einführung erfährt der Leser, war­um es sich lohnt in Rohstoffe zu inves­tie­ren. Zudem erläu­tert Jim Rogers, wie er den Rohstoffbereich ent­deck­te. Es wird auch erwähnt, dass der Autor 1999 zu einer 3‑jährigen Weltreise auf­brach und wie der Rogers Internation Commodities Index ent­stand. Im Kapitel 1 erfolgt eine Gegenüberstellung von Rohstoffen zu ande­ren Asset-Klassen wie Aktien, Anleihen, Immobilien usw. Gemäss Jim Rogers gibt es Zeiten, wo Aktien nicht das bes­te Investment sind und der Zyklus der bes­ten Renditen bei den Rohstoffen liegt. In den 90er Jahren waren die Investoren zu stark auf den boo­men­den Aktienmarkt fokus­siert, die Produktion von Rohmaterialien wur­de ver­nach­läs­sigt. Damit gibt es heu­te ein Ungleichgewicht zwi­schen hoher Rohstoffnachfrage und der bestehen­den Rohstoff-Infrastruktur, wel­che die­ser Nachfrage noch nicht nach­kom­men kann. Gemäss his­to­ri­schen Vergleichen gibt es eine nega­ti­ve Korrelation zwi­schen der Preisentwicklung von Aktien und Rohstoffen. Im Kapitel „Aber…“ ver­sucht Jim Rogers eini­ge Mythen um Rohstoff-Investments wie „Aber mein Broker sagt, dass es ris­kant ist, in Rohstoffe zu inves­tie­ren“ zu wider­le­gen. Im Kapitel „Werden Sie fit für Rohstoffe“ geht es um Nachfrage und Angebot sowie der Art von Investments, die in Rohstoffe getä­tigt wer­den kön­nen. Der Autor bevor­zugt den direk­ten Kauf von Rohstoffen in irgend­ei­ner Form, er hält weni­ger von Aktien von Unternehmen, die Rohstoffe pro­du­zie­ren. In „Eine Einführung in die Rohstoffmärkte“ erfährt der Leser wie Futures gehan­delt wer­den. Das Kapitel „Notizen aus dem wil­den Osten“ ist eine Huldigung an die Wirtschaft Chinas, dort sieht Jim Rogers immensen Rohstoffhunger. Weniger gefal­len fand er wäh­rend sei­ner Reisen an Indien. In den rest­li­chen Kapiteln wer­den die Rohstoffe Öl, Gold, Blei, Zucker und Kaffee aus­führ­lich besprochen.
Die Schlussbemerkung ist eine wei­te­re Anpreisung des Rohstoff-Investments, dabei wird näher auf die Studie „Facts and Fantasies about Commodity Futures“ der bei­den Professoren Gary Gorton und K. Geert Rouwenhorst eingegangen.

Ich fand die­ses Buch inter­es­sant und ein­fach nach­voll­zieh­bar. Für mich war es das ers­te Rohstoff-Investmentbuch.