Jeder in der Schweiz gebo­re­ne, der wie ich schon 55 Jahre und mehr auf dem Pukel trägt, erin­nert sich an eine Zeit, als die Wirtschaft noch nach ande­ren Gesetzmässigkeiten funk­tio­nier­te. Der Briefträger hat­te Zeit für einen Schwatz, an jeder Ecke stand ein Kiosk, und wenn man Rechnungen bezah­len woll­te, ging man zum Bank- oder Postschalter. Dort war­te­te ein Angestellter, der einem half. Ein ein­zi­ges Einkommen reich­te aus, um eine Familie zu ernäh­ren und sich den Traum vom Eigenheim zu erfüllen.

Heute, im Jahr 2025, fra­ge ich mich oft: Was ist mit die­ser Welt gesche­hen? Wir arbei­ten heu­te nicht viel weni­ger Stunden als damals, trotz­dem scheint es für einen Arbeiter viel schwie­ri­ger gewor­den zu sein, sich ein Haus als Eigentum zu erwer­ben. Der tech­ni­sche Fortschritt war gigan­tisch – seit 1984 erober­ten Computer lang­sam die Firmen, spä­ter das Internet, dann Smartphones und heu­te spre­chen alle von künst­li­cher Intelligenz. Trotzdem oder gera­de des­we­gen stellt sich die Frage: Welche Bevölkerungsschicht hat in den letz­ten 40 Jahren von die­sem tech­ni­schen Fortschritt wirt­schaft­lich profitiert?

Die Schweiz meiner Jugend (1960er-1980er)

Als ein Lohn noch reichte

In den 1960er und 1970er Jahren war die Schweiz ein ande­res Land. Meine Kindheit war geprägt von einer Wirtschaft, in der ein Familienernährer aus­reich­te. Die Frauen waren deut­lich weni­ger in bezahl­ten Berufen tätig, was heu­te ger­ne als rück­stän­dig bezeich­net wird, aber einen ent­schei­den­den Effekt hat­te: Das ver­füg­ba­re Arbeitskräfteangebot war klei­ner, die Löhne ent­spre­chend höher.

Ein Durchschnittsverdiener konn­te damals tat­säch­lich davon träu­men, ein Haus zu kau­fen. Die Immobilienpreise stan­den in einem ver­nünf­ti­gen Verhältnis zu den Löhnen. In den frü­hen 1980er Jahren kos­te­te ein durch­schnitt­li­ches Einfamilienhaus in der Schweiz etwa das Vier- bis Fünffache eines Jahresgehalts eines Facharbeiters. Bei einem Jahreseinkommen von 40’000 Franken kos­te­te ein Haus rund 180’000 Franken. Mit Eigenkapital von 20 Prozent und einer Hypothek war ein Hauskauf für nor­ma­le Arbeitnehmerfamilien durch­aus machbar.

Die Welt der persönlichen Dienstleistungen

Der Briefträger kann­te jeden in der Nachbarschaft und hat­te Zeit für ein Gespräch. An jeder Strassenecke gab es einen Kiosk, oft geführt von einer Familie, die dort ihr Auskommen fand. Diese klei­nen Geschäfte waren mehr als nur Verkaufsstellen – sie waren sozia­le Treffpunkte der Quartiere.

Bei der Bank oder Post war­te­te ech­tes Personal. Wenn man Rechnungen bezah­len woll­te, ging man zum Schalter, füll­te einen Einzahlungsschein aus, und ein Angestellter erle­dig­te den Rest. An der Tankstelle bedien­te ein Angestellter die Pumpe, im Supermarkt scann­ten Kassiererinnen alle Waren. Diese Dienstleistungen waren selbst­ver­ständ­lich und kos­te­ten nichts extra.

Bescheidener Luxus und lokale Ferien

Luxus war damals noch beschei­den und über­schau­bar: ein teu­re­res Auto, ein grös­se­res Haus, viel­leicht eine klei­ne Segelyacht. Die Möglichkeiten, Geld aus­zu­ge­ben, waren begrenzt. Es gab schlicht nicht das brei­te Angebot an Luxusgütern, das heu­te existiert.

Die Ferien waren noch beschei­den und lokal geprägt. Das Auto brach­te die Familie ins Tessin, nach Österreich oder an die fran­zö­si­sche Mittelmeerküste. Eine zwei­wö­chi­ge Fahrt mit dem VW Käfer oder Opel Kadett nach Italien war der Höhepunkt des Jahres. Übernachtet wur­de im Zelt oder in ein­fa­chen Pensionen.

Die Freizeitgestaltung war weni­ger kom­mer­zia­li­siert: Sonntagsausflüge in die nahen Berge, Spaziergänge, Besuche bei Verwandten. Sport bedeu­te­te den ört­li­chen Fussballclub oder Turnverein, nicht das teu­re Fitness-Studio mit Personal Trainer.

Das Familienbudget der 1980er Jahre

1980 gaben Schweizer Haushalte noch einen gros­sen Anteil ihres Einkommens für Lebensmittel aus – etwa 15 bis 20 Prozent. Die Wohnkosten belie­fen sich auf rund 20 Prozent des Budgets. Gesundheitskosten waren mar­gi­nal, da die Krankenkassenprämien deut­lich tie­fer lagen und vie­le teu­re medi­zi­ni­sche Behandlungen noch nicht existierten.

Familien leb­ten auf etwa 34 Quadratmetern pro Person und in Haushalten mit durch­schnitt­lich 2.8 Personen. Die Fixkosten waren über­schau­bar, ein gros­ser Teil des Einkommens blieb für Sparen und gele­gent­li­che Anschaffungen übrig.

Die Schweiz von heute (2025)

Der Doppelverdiener-Zwang

Parallel zum Produktivitätswachstum eta­blier­te sich ein neu­es Familienmodell: der Doppelverdiener-Haushalt. Frauen dräng­ten mas­siv in den Arbeitsmarkt, was gesell­schaft­lich als Fortschritt gefei­ert wur­de. Aus öko­no­mi­scher Sicht hat­te die­se Entwicklung jedoch eine Kehrseite: Das Arbeitskräfteangebot ver­dop­pel­te sich prak­tisch, was den Lohndruck verstärkte.

Was als Emanzipation begann, wur­de zur Notwendigkeit. Heute müs­sen in den meis­ten Familien bei­de Partner arbei­ten, um den­sel­ben Lebensstandard zu errei­chen, den frü­her ein Einkommen ermög­lich­te. Der ver­meint­li­che Fortschritt ent­pupp­te sich als Hamsterrad: Mehr Arbeit für das glei­che Ergebnis.

Eigenheim als Luxusgut

Heute kos­tet das­sel­be Haus in ver­gleich­ba­rer Lage oft das Zehn- bis Fünfzehnfache eines Jahresgehalts. Bei einem durch­schnitt­li­chen Facharbeiterlohn von 70’000 Franken müss­te man für ein Haus mit 900’000 Franken rech­nen – und das wäre noch güns­tig. In belieb­ten Regionen sind Preise von über einer Million Franken die Regel.

Ein Facharbeiter kann heu­te mit sei­nem Jahreslohn nur noch etwa 7 Prozent eines durch­schnitt­li­chen Einfamilienhauses finan­zie­ren, wäh­rend es 1980 noch 25 Prozent waren. Wohneigentum ist für nor­ma­le Arbeitnehmerfamilien prak­tisch uner­reich­bar geworden.

Die Selbstbedienungs-Gesellschaft

Heute tippt der Kunde selbst sei­ne Daten ins Online-Banking. An der Tankstelle macht jeder Autofahrer die Bedienung selbst. Im Supermarkt gibt es Selbstbedienungskassen. Die Briefträger wir­ken gehetzt, het­zen von Haus zu Haus und haben kaum Zeit für mensch­li­che Kontakte.

Die Unternehmen ver­kau­fen die­se Entwicklung als Fortschritt: “Mehr Flexibilität für den Kunden”, “Rund um die Uhr ver­füg­bar”, “Keine Wartezeiten”. In Wirklichkeit han­delt es sich um eine gigan­ti­sche Kostenverlagerung. Die Arbeit wird nicht ein­ge­spart, son­dern gra­tis an die Kunden aus­ge­la­gert. Die ein­ge­spar­ten Lohnkosten flos­sen nicht in nied­ri­ge­re Preise, son­dern in höhe­re Gewinne.

Luxusindustrie für die einen, Kostenfalle für die anderen

Für Superreiche gibt es heu­te ein völ­lig neu­es Universum des Luxus. Megayachten kos­ten nicht mehr eine Million, son­dern 500 Millionen Franken. Privatjets wer­den zu flie­gen­den Palästen umge­baut. Häuser wer­den zu 100-Millionen-Anwesen mit 20 Schlafzimmern, Helikopter-Landeplätzen und unter­ir­di­schen Garagenstädten.

Diese Luxusindustrie schafft künst­lich immer neue Bedürfnisse für die Reichen. Plötzlich reicht die 50-Meter-Yacht nicht mehr, man braucht eine 100-Meter-Yacht. Jeff Bezos baut sich eine Yacht für 500 Millionen Dollar, also muss Elon Musk eine für 600 Millionen bau­en. Dieser Luxuswettbewerb erklärt, war­um die Gier nach immer höhe­ren Kapitalrenditen nie aufhört.

Die neuen Kostenfallen des Alltags

Heute ver­schlingt allein das Wohnen oft 30 bis 40 Prozent des Haushaltsbudgets. Die Krankenkassenprämien fres­sen wei­te­re 10 bis 15 Prozent. Hinzu kom­men neue Kostenkategorien, die 1980 noch nicht exis­tier­ten: Handy-Abos, Internet, Streaming-Dienste, Software-Lizenzen.

Besonders per­fi­de ist der Wandel vom Eigentum zum Abonnement. Früher kauf­te man eine Schreibmaschine und nutz­te sie jahr­zehn­te­lang. Heute mie­tet man Software monat­lich. Früher kauf­te man Schallplatten, heu­te abon­niert man Musik-Streaming. Diese Abo-Modelle gene­rie­ren kon­ti­nu­ier­li­che Einnahmen für die Unternehmen, belas­ten aber die Haushaltsbudgets permanent.

Ein wei­te­rer Kostentreiber ist die dra­ma­ti­sche Veränderung der Haushaltsstrukturen. 1980 leb­ten in der Schweiz durch­schnitt­lich 2.8 Personen pro Haushalt, heu­te sind es nur noch etwa 2.2 Personen. Gleichzeitig explo­dier­te die Zahl der Singlehaushalte. Alleine zu leben ist ein teu­rer Luxus, da die Fixkosten für Miete, Heizung und Strom von einer Person allein getra­gen wer­den müssen.

Parallel dazu stieg die durch­schnitt­li­che Wohnfläche pro Person mas­siv an. Lebte 1980 ein Schweizer auf etwa 34 Quadratmetern, sind es heu­te über 50 Quadratmeter. Mehr Platz bedeu­tet höhe­re Miet- oder Eigentumskosten, höhe­re Heizkosten und mehr Möbelbedarf.

Gesundheitskosten und das teure Geschenk der Langlebigkeit

Ein beson­ders dras­ti­sches Beispiel ist das Gesundheitswesen. Die Pro-Kopf-Ausgaben für Gesundheit stie­gen in der Schweiz seit 1980 infla­ti­ons­be­rei­nigt um über 300 Prozent. Die gestie­ge­ne Lebenserwartung wird oft als rei­ner Gewinn gefei­ert, doch sie hat auch mas­si­ve Kostenfolgen. 1980 betrug die Lebenserwartung in der Schweiz etwa 73 Jahre, heu­te liegt sie bei über 83 Jahren – zehn zusätz­li­che Lebensjahre.

Diese zehn Jahre sind jedoch nicht ein­fach zehn gesun­de Jahre mehr. Oft sind es Jahre mit chro­ni­schen Krankheiten, Pflegebedürftigkeit und inten­si­ver medi­zi­ni­scher Betreuung. Die teu­ers­ten Jahre im Leben eines Menschen sind typi­scher­wei­se die letz­ten bei­den – und davon gibt es heu­te deut­lich mehr.

Fernreisen als neue Normalität

Heute sind Flugreisen zur Normalität gewor­den. Wochenendtrips nach Barcelona, Skiferien in Kanada, Badeferien auf den Malediven – die geo­gra­fi­schen Horizonte haben sich dra­ma­tisch erwei­tert. Parallel dazu explo­dier­te das kom­mer­zi­el­le Freizeitangebot. Fitness-Studios, Wellness-Zentren, Adventure Parks, Konzerte, Festivals – für jede Minute der Freizeit gibt es heu­te kos­ten­pflich­ti­ge Angebote.

Die Ausgaben für Ferien und Freizeit stie­gen über­pro­por­tio­nal zum Einkommen. Während eine Familie 1980 viel­leicht 5 Prozent ihres Jahresbudgets für Ferien aus­gab, sind heu­te 10 bis 15 Prozent nor­mal. Diese Entwicklung offen­bart ein Paradox: Obwohl die Menschen kla­gen, weni­ger Geld zu haben, geben sie gleich­zei­tig mehr für Freizeit aus als je zuvor.

Warum sich alles verändert hat – Die Ursachen

Die Shareholder-Revolution der 1980er Jahre

Ein ent­schei­den­der Wendepunkt war die Durchsetzung des Shareholder-Value-Prinzips in den 1980er Jahren. Davor ori­en­tier­ten sich Unternehmen am Stakeholder-Modell: Sie berück­sich­tig­ten die Interessen aller Beteiligten – Aktionäre, Angestellte, Kunden und die Gesellschaft.

Mit dem Aufkommen neo­li­be­ra­ler Wirtschaftstheorien setz­te sich die Idee durch, Unternehmen hät­ten pri­mär den Aktionärswert zu maxi­mie­ren. Diese Philosophie, impor­tiert aus den USA, revo­lu­tio­nier­te die Schweizer Wirtschaft grund­le­gend. Plötzlich stan­den nicht mehr lang­fris­ti­ge Unternehmensziele im Vordergrund, son­dern kurz­fris­ti­ge Gewinnmaximierung.

Aktienrückkäufe statt Lohnerhöhungen

Die Folgen waren dra­ma­tisch. Statt Gewinne in höhe­re Löhne, bes­se­re Arbeitsbedingungen oder Forschung zu inves­tie­ren, schüt­te­ten Unternehmen immer grös­se­re Summen an ihre Aktionäre aus. Ein beson­ders per­fi­des Instrument wur­den Aktienrückkäufe: Unternehmen kauf­ten eige­ne Aktien zurück, um deren Kurs zu stüt­zen und die Rendite je Aktie künst­lich zu erhöhen.

Schweizer Grosskonzerne wie Nestlé, Novartis oder die UBS gaben in den letz­ten zwei Jahrzehnten Dutzende von Milliarden für Aktienrückkäufe aus – Geld, das theo­re­tisch für Lohnerhöhungen ver­füg­bar gewe­sen wäre. Allein Nestlé schüt­te­te seit 2000 über 100 Milliarden Franken an die Aktionäre aus, wäh­rend die Löhne der Angestellten real stagnierten.

Diese Entwicklung war kein Naturgesetz, son­dern das Resultat bewuss­ter Entscheidungen. Gewerkschaften wur­den geschwächt, Tarifverhandlungen unter­gra­ben, Arbeitsplätze ins Ausland ver­la­gert. Gleichzeitig explo­dier­ten die Managergehälter: Verdiente ein CEO 1980 etwa das 20-fache eines Durchschnittsarbeiters, sind es heu­te oft das 200-fache.

Die grosse Produktivitäts-Lohn-Schere

Betrachtet man die Entwicklung der letz­ten vier Jahrzehnte nüch­tern, wird ein fun­da­men­ta­ler Bruch sicht­bar. Die Arbeitszeit hat sich kaum ver­än­dert – ein Vollzeitbeschäftigter arbei­tet heu­te etwa gleich vie­le Stunden wie 1980. Die Produktivität ist jedoch explodiert.

Ein Arbeiter pro­du­ziert heu­te dank Computer, auto­ma­ti­sier­ten Maschinen und opti­mier­ten Prozessen ein Vielfaches des­sen, was sein Kollege 1980 schaff­te. Doch die­se enor­men Produktivitätssteigerungen spie­geln sich nicht in ent­spre­chend höhe­ren Löhnen wider.

In der Schweiz stieg die Produktivität je Beschäftigten zwi­schen 1980 und 2020 um rund 60 Prozent. Die Reallöhne leg­ten im glei­chen Zeitraum nur etwa 20 Prozent zu. Die Differenz – 40 Prozent – floss an ande­re Akteure: an Kapitaleigner, Aktionäre und Immobilienbesitzer. Diese Umverteilung war nicht zufäl­lig, son­dern sys­te­ma­tisch. Gleichzeitig stie­gen die Dividendenausschüttungen der SMI-Unternehmen von etwa 10 Milliarden Franken im Jahr 2000 auf über 40 Milliarden Franken 2023. Das ist eine Vervierfachung in nur zwei Jahrzehnten.

Warum Kapital gewinnt und Arbeit verliert

Die Gründe für die­se Entwicklung sind sys­te­misch und erklä­ren, war­um Kapitalbesitzer die abso­lu­ten Gewinner der letz­ten 40 Jahre wur­den. Kapital ist mobil, Arbeit ist lokal gebun­den. Kapital kann sich den bes­ten Standort aus­su­chen, Arbeiter sind an ihren Wohnort gefes­selt. Kapital kann sich gegen Inflation schüt­zen durch Sachwerte, Lohnarbeiter sind der Geldentwertung hilf­los ausgeliefert.

Vor allem aber: Kapital ver­mehrt sich expo­nen­ti­ell, Arbeitskraft nicht. Ein Franken, klug inves­tiert, wird zu zwei, vier, acht Franken. Ein Arbeiter kann nicht expo­nen­ti­ell pro­duk­ti­ver wer­den – die mensch­li­chen Grenzen sind erreicht.

Der Schweizer Aktienindex SMI stieg von 1000 Punkten im Jahr 1988 auf über 12’000 Punkte heu­te – eine Verzwölffachung. Wer 1980 100’000 Franken in Schweizer Aktien inves­tier­te, besitzt heu­te über 1.2 Millionen Franken. Kein Lohnarbeiter konn­te sein Einkommen in der­sel­ben Zeit verzwölffachen.

Die neue Klassengesellschaft: Kapital gegen Arbeit

Diese Entwicklung mar­kiert einen Bruch mit dem Nachkriegskapitalismus. Damals pro­fi­tier­ten Arbeiter und Kapitaleigner gemein­sam vom Wirtschaftswachstum. Heute flies­sen die Früchte des Fortschritts ein­sei­tig an die Kapitalbesitzer.

Die Zahlen sind ein­deu­tig: Während die Löhne real sta­gnier­ten, explo­dier­ten die Kapitalerträge. Der Anteil der Lohneinkommen am Volkseinkommen sank in der Schweiz von etwa 75 Prozent in den 1970er Jahren auf unter 65 Prozent heu­te. Diese zehn Prozentpunkte ent­spre­chen einer gigan­ti­schen Umverteilung von der Arbeit zum Kapital.

Der tech­ni­sche Fortschritt hat eine neue Form der Klassengesellschaft geschaf­fen – dies­mal nicht basie­rend auf Geburt oder Bildung, son­dern auf Kapitalbesitz. Oben ste­hen die Besitzer von Aktien, Immobilien und Unternehmen, die von auto­ma­ti­sier­ten Einnahmen leben. Unten fin­den sich die Lohnabhängigen, die trotz höchs­ter Produktivität aller Zeiten nicht vorankommen.

Diese neue Klassenteilung ist per­fi­der als die alte, weil sie sich als Leistungsgesellschaft tarnt. Während frü­her Adel und Bürgertum offen ihre Privilegien zur Schau stell­ten, behaup­ten heu­te die Kapitalbesitzer, ihre Gewinne sei­en das Resultat von Unternehmertum und Risikobereitschaft. In Wahrheit sind sie oft nur die Nutzniesser eines Systems, das Kapitalerträge sys­te­ma­tisch bevorzugt.

Die Bilanz von 40 Jahren Wandel

Was lässt sich nach die­ser Analyse fest­hal­ten? Der tech­ni­sche Fortschritt der letz­ten vier Jahrzehnte war zwei­fel­los beein­dru­ckend. Computer revo­lu­tio­nier­ten die Arbeitswelt, das Internet ver­netz­te die Welt, Smartphones mach­ten Informationen all­ge­gen­wär­tig verfügbar.

Fortschritt oder Umverteilung von unten nach oben?

Doch der Grossteil des­sen, was als Fortschritt ver­kauft wur­de, ent­pupp­te sich bei nähe­rer Betrachtung als cle­ve­re Umverteilung von der Arbeit zum Kapital. Die Produktivitätsgewinne der Digitalisierung flos­sen nicht in höhe­re Löhne oder nied­ri­ge­re Preise, son­dern in die Taschen der Kapitaleigner.

Die ent­schei­den­de Erkenntnis: Der tech­ni­sche Fortschritt der letz­ten 40 Jahre hat pri­mär den Kapitalbesitzern genützt, nicht den Arbeitnehmern. Während Maschinen und Computer die mensch­li­che Arbeit ersetz­ten, kas­sier­ten die Besitzer die­ser Maschinen die Gewinne. Die Arbeiter, die die­se Produktivitätssteigerung erst ermög­lich­ten, gin­gen leer aus.

Sind wir wirklich wohlhabender?

Die Statistiken zei­gen ein höhe­res Pro-Kopf-Einkommen und mehr Konsum. Doch die­se Zahlen täu­schen. Ein gros­ser Teil des gestie­ge­nen Wohlstands kon­zen­triert sich bei den obers­ten 10 Prozent der Bevölkerung – den­je­ni­gen, die Kapital besitzen.

Gemessen an der Fähigkeit, sich mit einem Einkommen ein Eigenheim zu leis­ten, eine Familie zu grün­den und für das Alter zu spa­ren, sind wei­te Teile der arbei­ten­den Bevölkerung heu­te schlech­ter gestellt als 1980. Sie sind pro­duk­ti­ver, aber nicht wohl­ha­ben­der geworden.

Offene Fragen für die Zukunft

Die Analyse der letz­ten 40 Jahre wirft unbe­que­me Fragen auf: Wenn schon die bis­he­ri­ge Digitalisierung die Ungleichheit ver­stärk­te, was wird dann die künst­li­che Intelligenz bewir­ken? Werden die Gewinne der KI-Revolution wie­der nur einer klei­nen Elite zugu­te­kom­men? Oder gelingt es dies­mal, die Früchte des Fortschritts brei­ter zu verteilen?

Als jemand, der bei­de Welten erlebt hat – die soli­da­ri­sche Nachkriegszeit und den neo­li­be­ra­len Kapitalismus – stel­le ich fest: Wir sind nicht zwangs­läu­fig bes­ser dran, nur weil wir tech­nisch fort­ge­schrit­te­ner sind. Der Briefträger, der noch Zeit für ein Gespräch hat­te, ver­kör­per­te viel­leicht mehr mensch­li­chen Fortschritt als jeder Algorithmus heute.

Fazit: Die Lektion für Anleger

Diese 40-Jahres-Analyse führt zu einer unbe­que­men, aber kris­tall­kla­ren Erkenntnis: Das System hat sich fun­da­men­tal gewan­delt. Kapital schlägt Arbeit – sys­te­ma­tisch, anhal­tend und mit wach­sen­dem Vorsprung. Wer heu­te nur auf sei­nen Lohn setzt, wird lang­fris­tig abgehängt.

Die Zahlen lügen nicht

Die Beweislage ist erdrü­ckend: Während Löhne real sta­gnier­ten, explo­dier­ten die Kapitalerträge. Der SMI ver­zwölf­fach­te sich seit 1988, Schweizer Immobilien ver­sie­ben­fach­ten ihren Wert, die Dividendenausschüttungen der SMI-Unternehmen ver­vier­fach­ten sich seit 2000. Gleichzeitig kann sich ein Facharbeiter heu­te nur noch 7 Prozent eines Eigenheims leis­ten statt 25 Prozent wie 1980.

Diese Entwicklung folgt wirt­schaft­li­chen Gesetzmässigkeiten: Kapital ist mobil, ska­lier­bar und ver­mehrt sich expo­nen­ti­ell. Arbeitskraft ist begrenzt, lokal gebun­den und unter­liegt mensch­li­chen Grenzen. Ein Franken, klug inves­tiert, wird zu zwei, vier, acht Franken. Ein Arbeiter kann nicht expo­nen­ti­ell pro­duk­ti­ver werden.

Die historische Chance unserer Zeit

Doch es gibt eine revo­lu­tio­nä­re Veränderung: Noch nie war es so ein­fach wie heu­te, selbst zum Kapitalbesitzer zu wer­den. Was vor 25 Jahren nur rei­chen Eliten mit pri­va­ten Bankberatern vor­be­hal­ten war, steht heu­te jedem mit einem Smartphone offen.

Online-Broker ermög­li­chen Aktienhandel für weni­ge Franken Gebühren. ETFs erlau­ben es, mit 100 Franken monat­lich gan­ze Märkte zu kau­fen und an der Wertschöpfung von über 1600 Unternehmen welt­weit teil­zu­ha­ben. Sparpläne auto­ma­ti­sie­ren den Vermögensaufbau. Robo-Advisor opti­mie­ren Portfolios. Was frü­her Millionäre brauch­ten – ein diver­si­fi­zier­tes, glo­ba­les Aktienportfolio – bekommt man heu­te per Mausklick.

Investieren als Notwehr gegen das System

In einer Welt, in der Kapital sys­te­ma­tisch bevor­zugt wird, ist Investieren nicht mehr Luxus oder Hobby, son­dern schlicht Notwehr. Wer sein Geld auf dem Sparkonto lässt, wäh­rend die Inflation die Kaufkraft frisst und gleich­zei­tig die Vermögenspreise explo­die­ren, macht sich sys­te­ma­tisch ärmer.

Die Generation der heu­te 30-Jährigen steht vor einer exis­ten­zi­el­len Entscheidung: Entweder sie lernt, wie Geld für sie arbei­tet, oder sie wird ein Leben lang für Geld arbei­ten müs­sen – mit sin­ken­den Aussichten auf Eigenheim, aus­rei­chen­de Rente oder finan­zi­el­le Unabhängigkeit.

Der Wettlauf gegen die Zeit

Die Analyse zeigt: Jedes Jahr, das ohne Kapitalbildung ver­streicht, ist ein ver­lo­re­nes Jahr. Die Kluft zwi­schen Kapitalbesitzern und Lohnabhängigen wird nicht klei­ner, son­dern grös­ser. Während der SMI in den nächs­ten 20 Jahren mög­li­cher­wei­se wie­der um das Vielfache steigt, wer­den die Löhne bes­ten­falls mit der Inflation Schritt halten.

Wer heu­te 25 Jahre alt ist und monat­lich 500 Franken in einen breit diver­si­fi­zier­ten ETF inves­tiert, kann bei his­to­ri­schen Renditen bis zur Pension über eine Million Franken Vermögen auf­bau­en. Wer die­se 500 Franken auf dem Sparkonto lie­gen lässt, hat nach 40 Jahren real weni­ger Geld als heute.

Die Demokratisierung des Kapitalismus

Das Paradoxe unse­rer Zeit: Während das System die Lohnarbeiter sys­te­ma­tisch benach­tei­ligt, bie­tet es gleich­zei­tig jedem die Möglichkeit, die Seiten zu wech­seln. Die Instrumente des Vermögensaufbaus waren noch nie so zugäng­lich, güns­tig und ein­fach zu nut­zen wie heute.

Die Schweizer Wirtschaftsgeschichte der letz­ten 40 Jahre lehrt uns: Das System hat sich gewan­delt, und nur wer die­se Veränderung ver­steht und nutzt, kann davon pro­fi­tie­ren. Die Entscheidung liegt bei jedem selbst: Weiterhin nur Zuschauer des Kapitalismus sein oder end­lich Mitspieler werden.

Die Geschichte zeigt ein­deu­tig, wel­che Seite gewinnt. Die Frage ist nur: Auf wel­cher Seite ste­hen Sie?

Aus gutem Grund dis­ku­tiert die­ser Blog grund­sätz­lich kei­ne Einzeltitel von Aktien. In die­sem Beitrag mache ich eine Ausnahme. Die Credit Suisse Group (CS) ist ein Beispiel, wie viel ein lang­fris­tig ori­en­tier­ter Anleger mit der fal­schen Einzeltitelwahl ver­lie­ren kann. Seit der Finanzkrise oder spä­tes­tens mit dem Jahr 2009 ging der Aktienkurs der CS kon­ti­nu­ier­lich nach unten wäh­rend sich der Swiss Market Index (SMI) in Richtung sei­nes Allzeithochs bewegte.

CS SMI Vergleich von 01.01.2000-16.06.2016

Im Februar 2011 war so ziem­lich der letz­te Zeitpunkt um sich von der Aktie der CS zu tren­nen. Damals wur­de letzt­ma­lig ein Gewinn von über 5 Milliarden bekannt gege­ben. Was ist schiefgelaufen?

Der Auf- und Abstieg der europäischen Finanzinstitute

Bis weni­ge Jahre vor der Jahrtausendwende war die Investition in ein Finanzinstitut eher lang­wei­lig. Danach kann der stei­le Aufstieg der Geldhäuser mit anstei­gen­den Jahresgewinnen bis zum Wendepunkt im Jahre 2008, sie­he STOXX® Europe 600 Banks:

Stoxx Europe 600 Bank von 1987 - 2016
Quelle: STOXX® Europe 600 Banks

Mit mini­ma­ler Kapitaldecke maxi­ma­le Rendite ein­fah­ren war die Strategie vie­ler Grossbanken. Bei der CS funk­tio­nier­te die­ses teil­wei­se bis zwei Jahre nach der Finanzkrise von 2008. Danach viel der Reingewinn bei der CS dramatisch:

CS Reingewinn 2009-2015

Seither ist die Regulierung ver­stärkt wor­den und in der Folge redu­zie­ren vie­le Finanzinstitute in Europa ihre Bilanzen. Damit ver­rin­gern sich die Chancen auf Erträge, wobei sich die Kosten nicht im glei­chen Masse reduzierten.

Die Investoren sind nach der Finanzkrise miss­traui­scher gewor­den und ver­lan­gen heu­te mehr Information und Transparenz. Kommt hin­zu das in Europa das Geschäft mit den unver­steu­er­ten Vermögen durch Regulierungen ziem­lich aus­ge­höhlt wur­de. Zusätzlich muss­ten die Banken über die letz­ten Jahre teils saf­ti­ge Strafzahlungen für ihre Vergehen in der Vergangenheit bezahlen.

Spitzenlöhne, Kapitalerhöhungen und Risikoreduzierung

In bin der Meinung, dass die Mitarbeiter erst­klas­sig bezahlt wer­den. Dieser Devise wird die CS mit einem Durchschnittslohn von CHF 226’000 im Jahr 2015 sicher­lich gerecht. Natürlich gibt es dar­un­ter ein paar Prozente der Mitarbeiter die eine oder meh­re­re Millionen erhal­ten. Die Vergütung von Brady Dougan ist bis auf das ver­lust­rei­che Jahr 2015 auch bekannt, wobei er damals im Juni aus­schied. Überdies wur­de Ende März 2010 ver­kün­det, dass Dougan zur Vergütung von 19.2 Mio. zusätz­lich ein 70.9 Mio. Franken Bonus erhielt.

Dougan Vergütung 2009 - 2015

Wenn etwas bei der CS miss­glückt, so wird bei ihren Aktionären die hoh­le Hand gemacht. Im 2012 und 2015 gab es bei der CS Kapitalerhöhungen. Damit sank der Gewinn pro Aktie von über 5 Franken im Jahr 2009 auf unter einem.

CS Gewinn pro Aktie 2009 - 2015

Alle Jahre im Februar

Im Folgenden fin­de ich es inter­es­sant wie Brady Dougan bzw. Tidjane Thiam das ver­gan­ge­ne Geschäftsjahr kom­men­tier­ten. Offensichtlich lässt sich aus die­sen Statements nicht die Zukunft ableiten.

Geschäftsjahr 2010

Im 2010 war Brady Dougan noch sehr über­zeugt von sei­nem Business Modell. Der dama­li­ge Reingewinn lag noch über 5 Milliarden und dies ergab eine Eigenkapitalrendite von 15%. Er brüs­tet sich mit der angeb­lich wenig risi­ko­rei­chen Strategie:

Quelle: NZZ Impluse, 10.02.2011: Brady Dougan, CEO der Credit Suisse “Unser Modell ist durch­aus glaubwürdig”

Geschäftsjahr 2011

Im 2011 gab es einen gewal­ti­gen Gewinneinbruch von 62% gegen­über dem Vorjahr. Der CS-Chef Dougan war sehr ent­täuscht. Leider erwähn­te er nicht, dass die­ser Jahresgewinn von 2 Milliarden eher der Zukunft ent­sprach als die 5 Milliarden aus dem Vorjahr. Erstmals spricht er von der Reduzierung der Kosten und Risiken:

Quelle: SRF, Tagesschau vom 9.02.2012 — Credit Suisse mit Gewinneinbusse

Geschäftsjahr 2012

Der Gewinn redu­zier­te sich gegen­über dem Vorjahr noch­mals. Brady Dougan sprach von einem Umbau ihres Geschäftsmodells. Scheinbar war die gelob­te Strategie aus dem Jahr 2010 doch nicht zukunftsfähig:

Quelle: SRF, Tagesschau vom 7.02.2013 — Credit Suisse mit schwar­zen Zahlen im 2012

Geschäftsjahr 2013

Brady Dougan war 2013 mit der Kapitalrendite von 9 % zufrie­den, der Gewinn stieg wie­der auf über 3 Milliarden. Leider wur­de die­ser anfäng­lich mit­ge­teil­ter Jahresgewinn cir­ca 2 Monate spä­ter von 3’069 Mrd. auf 2’326 Mrd. nach unten korrigiert:

Quelle: SRF, SF-Börse, 6.02.2014: Credit Suisse-Chef Brady Dougan ist zufrie­den mit dem Geschäftsjahr 2013

Geschäftsjahr 2014

Obwohl sich der Gewinn zum Vorjahr auf 1’785 Millionen redu­zier­te, war Dougan dar­über erfreut:

Quelle: SRF-Börse vom 12.02.2015

Geschäftsjahr 2015

Im 2015 wur­de die CS von der Vergangenheit ein­ge­holt. Offensichtlich hat Supermanager Brady Dougan über Jahre hin­weg die Altlasten vor sich hin­ge­scho­ben. Wobei er natür­lich nicht der Alleinschuldige ist, es gäbe dazu vie­le Namen wie bei­spiels­wei­se die Verwaltungsratspräsidente Walter Kieholz, Hans-Ulrich Doerig und Urs Rohner. Im Jahr 2000 wur­de für knapp CHF 20 Milliarden die Investmentbank Donaldson, Lufkin & Jenrette (DLJ) ein­ge­kauft. Mit dem Jahresabschluss wur­de der Goodwill auf die­sem Posten um 3.8 Milliarden abgeschrieben:

Quelle: SRF-Tagesschau vom 4.2.2016 — CS macht Milliarden-Verlust

Fazit

Für die Strategie »Kaufen und hal­ten« waren Aktien der schwei­ze­ri­schen Grossbanken eine schlech­te Wahl. Wer 1998 in die Finanzriesen inves­tier­te, hät­te die Hälfte und mehr des Geldes ver­lo­ren. Beide Banken erwar­ben im Jahre 2000 eine US-Investmentbank und folg­ten danach einer risi­ko­be­haf­te­ten Strategie.

Aus mei­ner Sicht ver­brei­te­te der CS-Chef Dougan ab dem Jahr 2012 sehr vie­le Durchhalteparolen, er war nicht bereit für eine Strategieumkehr. Für die Aktionäre war auf­grund sei­ner opti­mis­ti­schen Kommunikation nicht sofort offen­sicht­lich, dass die fet­ten Jahre der Vergangenheit angehörten.

Ein Kleinanleger mit nur ein paar Einzeltitel in sei­nem Portfolio, war län­ger­fris­tig mit den zwei schwei­ze­ri­schen Grossbanken schlecht bera­ten. Ich habe schon eini­ge Bedenken beim Kauf eines ETF auf den SMI oder den Swiss Performance Index (SPI). Bei Ersteren domi­nie­ren die Schwergewichte Nestlé, Roche und Novartis über 60 % des Index, bei Zweiterem immer­hin noch etwa 50 %. Eine Alternative dazu ist der Swiss Leader Index (SLI). Bei die­sem beträgt die maxi­ma­le Gewichtung 9 % an der Gesamtgewichtung.

Gemäss Richard Forster von der Yale School of Managment hat sich die durch­schnitt­li­che Lebensspanne von Unternehmen im Standard & Poor’s 500 (S&P) Börsenindex von 67 in den 1920ern auf etwa 15 Jahre in den 2010ern Jahren redu­ziert. Wobei die meis­ten Firmen durch Übernahmen oder Fusionen ster­ben. Zudem ist die Lebensdauer sehr kul­tur­ab­hän­gig, in Japan ist die Mortalitätsrate der Unternehmen viel gerin­ger. Dies macht deut­lich, dass die Wahl eines zukünf­tig erfolg­rei­chen Einzeltitels sehr schwie­rig ist. Natürlich kann der Aktionär oft­mals von Kursgewinnen am über­nom­men Unternehmen profitieren.

Auch im 2011 gab es eini­ge erstaun­li­che Geschehnisse an den Finanzmärkten. Dazu gehör­te unter ande­rem der EUR-CHF Mindestkurs wie auch der immense Renditenanstieg der zehn­jäh­ri­gen ita­lie­ni­schen Staatsanleihen. Was mich aber am meis­ten erstaun­te, sind die euro­päi­schen Betteltouren für den Europäischen Stabilitätsmechanismus (ESM) in den Schwellenländern. Die west­li­che Spielart des Kapitalismus hat wirk­lich ein gros­ses Problem, wenn Europa oder Nordamerika, die bei­den wohl­ha­bends­ten Regionen die­ser Welt, bei den Schwellenländer um finan­zi­el­le Hilfe anklop­fen müssen. 

Rendite einiger Anlageklassen im 2011

Im 2011 wer­den wahr­schein­lich nur die wenigs­ten Anleger mit ihren Wertpapieren eine posi­ti­ve Rendite erzielt haben. Wer hin­ge­gen Gold in sei­nem Depot hielt, durf­te sich erneut an einer fast zwei­stel­li­gen Rendite erfreuen.

Devisenkurse

Seit dem 6.09.2011 tole­riert die Nationalbank kei­nen EUR-CHF-Kurs unter dem Mindestkurs von 1.20:


Quelle: SF1 Tagesschau vom 6.09.2011 — Mindestkurs zu Euro gesetzt

Japan ist und bleibt ein Phänomen, trotz dem T??hoku-Erdbeben und der Nuklearkatastrophe von Fukushima im März 2011 leg­te die japa­ni­sche Währung gegen­über den ande­ren wich­ti­gen Währungen zu: 

Währungspaar Wechselkurs 31.12.2011 Kursänderung im 2011
EUR/CHF 1.2174 -2.39%
USD/CHF 0.9392 0.79%
JPY/CHF 1.2216 6.07%

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Aktuelle Finanzkrise

Geld ist nicht mehr Mittel zum Zweck, son­dern wur­de zum Selbstzweck. Da die Geldmenge viel schnel­ler als die Realwirtschaft expan­diert, wird seit eini­gen Jahren mehr Geld mit Geld ver­dient als mit der Entwicklung von Gütern.

Billiges Geld soll auch diese Krise lösen

Eine Pleitewelle von Banken, Versicherungen usw. wur­de ver­mie­den, weil die Staaten und ihre Nationalbanken die Geldschleuse weit öff­ne­ten. Lang anhal­ten­de Rezessionen wur­den in den letz­ten 2 Jahrzehnten gemie­den, da die Gefahr von Deflation und Massenarbeitslosigkeit bestand. Dieses bil­li­ge Geld führ­te dazu, dass die Ungleichgewichte bestehen blie­ben und die Verschuldung sowie Leitungsbilanzdefiziten eini­ger Industriestaaten wie der USA stark zunah­men. Die Zentralbanken, Wirtschaft, Vermögenden und die fehl­ge­lei­te­te Politik haben die Reichen noch rei­cher gemacht und die Armen wur­den noch ärmer. Die über­schüs­si­gen Vermögen lan­de­ten als Spekulation in den Finanzmärkten und weni­ger bei den Menschen, die es als Konsumausgabe benötigen. 

Inflation

Der Begriff Inflation (von infla­re = auf­blä­hen) bezieht sich auf das Geld, bzw. die Aufblähung der Geldmenge. Die meis­ten Menschen ver­wech­seln immer noch Inflation mit stei­gen­den Preisen, jedoch ist dies nur die Folge der Inflation. Dem gege­be­nen Angebot steht eine ver­mehr­te Anzahl von Geldscheinen gegen­über, daher muss ein Produkt bzw. Leistung mit mehr Geldscheinen abge­gol­ten wer­den. Die Verantwortlichen der Inflation sind die Notenbanken, sie geben mit ihren Notenpressen das Zuviel an Geldscheinen in den Umlauf.

Inflation ein Risiko für den Anleger

Ich habe schon in “Wie Inflation uns aus­trickst, und war­um nur rea­le Renditen zäh­len, was pas­siert mit der Kaufkraft eines CHF” geschrie­ben, wie nega­tiv sich die Inflation auf die Geldvermögen auswirkt.

Seit 1994 hat die Schweizerische Nationalbank (SNB) die Inflation sehr gut kon­trol­lie­ren kön­nen. Wie im fol­gen­den Diagramm ersicht­lich, stie­gen mit der Inflationsrate meist auch ver­zö­gert der 3‑Monats-Libor. Daraus könn­te man schlies­sen, dass auch die nächs­te Inflation die Geldvermögen nicht entwertet.

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Quelle: Berner Kantonalbank, Volkswirtschaft/Grafiken

Hyperinflation

Hyperinflation ist eine star­ke Form der Inflation, lei­der gibt es kei­ne Definition, ab wel­cher Inflationsrate von Hyperinflation gespro­chen wird. Daher wird der Begriff all­zu oft schon nur für eine hohe Inflation missbraucht.

Ich glau­be nicht, dass wir in den nächs­ten Jahren eine Hyperinflation in den Industriestaaten erle­ben wer­den. Schon eine Inflation von 5–10% p.a. führt in eini­gen Jahren zu einem immensen Kaufkraftverlust.

Kontroverse über Consumer Price Index (CPI)

Über die letz­ten Jahrzehnte unter­lag die Messung des CPI in den USA immer wie­der Korrekturen. Es stellt sich damit die Frage, ob der CPI noch die Realität misst oder eher ein Manipulationsfaktor für geschön­te US-Statistik ist:

//www.youtube.com/watch?v=zPkTItOXuN0

John Williams auf Shadow Government Statistics hat die­se Anpassungen bzw. Manipulationen der US-Regierung an den Berechnungsmethoden für sei­nen Verbrauchsindex nicht über­nom­men. Sein Index weist eine weit­aus höhe­re Inflation aus:


Quelle: Shadow Government Statistics: Alternate Inflation Charts

Deflation

Deflation ent­steht durch über­mäs­si­ges Sparen infol­ge pes­si­mis­ti­scher Beurteilung der Zukunft bzw. durch eine Überproduktion von Gütern, die weit über der Nachfrage steht. Die Deflation kann zu einer Abwärtsspirale von sin­ken­den Preisen und der redu­zier­ten Nachfrage nach Gütern und Dienstleistungen aus­lö­sen, dies ist natür­lich das Gegenteil vom erwünsch­ten Wirtschaftswachstum.

Beispiel Great Depression

Nach dem Börsencrash von 1929 wur­de die Geldmenge durch die Notenbanken dras­tisch redu­ziert. Zuvor wur­den in den 1920er-Jahren all­zu leicht­fer­tig mit Krediten umge­gan­gen. Zudem war in Europa noch vie­len die Hyperinflation der frü­hen 1920er-Jahre sehr prä­sent. Durch die restrik­ti­ve Geldpolitik wur­de in den 1930er-Jahren die bis­her gröss­te Wirtschaftskrise ausgelöst.

Beispiel Japan

Japan steckt sein den 1990er-Jahren in einer schlei­chen­den Deflation, obwohl die Notenbank 1991 etwas spät die Geldschleusen mit meh­re­ren Schritten zu qua­si 0% Leitzins öff­ne­ten. Auch die Staatsausgaben wur­den stark erhöht und betra­gen heu­te zir­ka 220% des Bruttoinlandsprodukts. Erst in den Jahren 2003/2004 gelang es, die Krise eini­ger­mas­sen zu been­den, doch seit der neu­en Finanz- und Wirtschaftskrise ist Japan wie­der zurück in der Deflation. Anderseits sank das Bruttoinlandsprodukt bezüg­lich die­ser Krise nie, son­dern expan­dier­te durch­schnitt­lich 1.2 p.a. und es gelang, die Depression zu vermeiden.

Viel des bil­li­gen Geldes wan­der­te in Fremdwährungskredite statt in die japa­ni­sche Wirtschaft. Der Begin der aktu­el­len Finanzkrise im August 2008 lies die Carry-Trade-Blase plat­zen und der JYP stieg sehr kur­zei­tig rasant an. Nun sol­che län­ger oder auch kurz­fris­ti­gen Spekulationsblasen sind bezeich­nend für die­ses 2000–2009 Jahrzehnt. 

Stagflation

Stagflation ist eine Wortschöpfung aus Inflation und Stagnation. Bis zur Ölkrise der 1970er-Jahre war die Stagflation weit­ge­hend unbe­kannt. Weitere Informationen sie­he Wikipedia.

Anlagen mit Inflationsschutz oder variablen Zinsen

Inflation schä­digt ten­den­zi­ell die Geldvermögen (Bankguthaben, Anleihen) mehr als Sachvermögen (Aktien, Immobilen, Rohstoffe). Immobilien, Rohstoffe und Aktien sind his­to­risch posi­tiv mit der Inflation kor­re­liert — dies ist eine sehr all­ge­mei­ne Aussage! In der Regel stei­gen über einen sehr lan­gen Zeitraum mit der Inflation auch die Notierungen die­ser Anlagen. Es gibt nicht die bes­te Assetklasse, die wäh­rend eines Inflationszyklus alle ande­ren schlägt. Daher ist wahr­schein­lich eine Diversifikation in unter­schied­li­che Assetklassen die bes­te Strategie für die Kaufkrafterhaltung.

Aktien

Es ist ein gros­ser Irrtum, dass die Aktien bei einer Inflation fal­len. Bei “Inflation Is the Enemey” kön­nen Sie ent­neh­men, das auch Aktien wäh­rend infla­tio­nä­ren Zeiten meis­tens ein her­vor­ra­gen­der Inflationsschutz waren. Die Zentralbanken bekämp­fen die Inflation in der Regel mit der Erhöhung der Zinssätze, dadurch ver­lie­ren Aktien an Attraktivität, wenn aber die Zentralbanken nicht sofort mit der Steigerung der Zinssätze auf die Inflation ant­wor­ten, blei­ben Aktien mit Rohstoffen und Immobilien die bes­te Wahl.

Vielfältige Ereignisse kön­nen den deut­lich vola­ti­le­ren Aktienmarkt gegen­über einem Preisindex beein­flus­sen, zudem hat­ten wir in den letz­ten 40 Jahren fast durch­ge­hend Inflation. Daher lässt sich eine direk­te posi­ti­ve Korrelation kaum bele­gen. In den 1970er Jahren gab es einen Zeitraum, wo die Inflationsrate über 5% betrug, trotz­dem erlit­ten die Aktienkurse erheb­li­che Rückschläge.

Immobilien

Es ist sehr umstrit­ten, wie gut Immobilien vor einer galop­pie­ren­den Inflation schüt­zen. Ich habe sehr viel wider­sprüch­li­ches Material gefun­den. In der Schweiz haben wir in den letz­ten Jahren eine Bevölkerungszuwanderung erlebt, dies för­dert natür­lich die Nachfrage nach Immobilien.

Direkte Immobilienanlage

Bei einer Direktinvestition spielt die Lage der Immobilie eine wich­ti­ge Rolle zudem ist der Kauf einer Immobilie auf­wän­dig und die Transaktionskosten sind hoch.

Indirekte Immobilienanlage

Dabei kann der Investor auch mit einem klei­nen Budget bei­spiels­wei­se offe­ne Immobilienfonds am Sekundärmarkt handeln. 

Letztendlich muss die Assetklasse Immobilien sehr dif­fe­ren­ziert betrach­tet wer­den, abhän­gig von Lage, Wohn- oder Geschäftsimmobilie sowie der Wahl der Investition.

Inflationsgeschützte Anleihen (Linker)

Die Hauptwährung mei­nes Portfolios ist der CHF. Leider gibt es kei­ne schwei­ze­ri­schen Staatsanleihen mit Inflationsschutz, daher trägt der Anleger von Linker das Währungsrisiko von EUR oder USD. In Europa gibt es eini­ge Länder wie Frankreich, Deutschland, Italien usw., wel­che Inflationsgeschützte Anleihen in EUR aus­ge­ben. Zudem gibt es eini­ge ETFs, die die­ses Thema abde­cken. In Europa wird der Harmonisierter Verbrauchsindex (HVPI) als Referenz für die Indexberechnung benutzt. Sowohl der nomi­na­le Rückzahlungsbetrag wie auch der Jahreszins wird um den Anstieg des Preisindex erhöht. Beträgt bei­spiels­wei­se der Zinscoupon 1.5% und steigt der Preisindex 3% p.a., so beträgt der Zins im zwei­ten Jahr 1.591% und die Rückzahlung wäre nach zwei Jahren 106.9. Der Schutz vor der lau­fen­den Geldentwertung hat ihren Preis, ver­gli­chen mit der fest­ver­zins­li­chen Anleihe, ist der Zinscoupon sehr viel tie­fer. Heute ren­tiert eine klas­si­sche deut­sche Staatsanleihe mit fünf Jahren Laufzeit bei etwa 2.8% p.a., eine iden­ti­sche infla­ti­ons­ge­schütz­te Staatsanleihe bie­tet eine Rendite von 1.6% p.a..

Risiko

Gegenüber einer fest­ver­zins­li­chen Anleihe reagiert auch der Linker auf die Bonität des Schuldners, und bei einem Leitzinsanstieg erlei­den auch die infla­ti­ons­in­de­xier­ten Papiere einen Kursverlust.

Floating Rate Notes (Floater)

Normalerweise erhö­hen die Zentralbanken die Leitzinsen bei stei­gen­der Inflationsrate. Bei einer Floater-Anleihe ist der Nominalzins häu­fig an den 3‑Montas-Libor gekop­pelt. Dadurch wird vier­tel­jähr­lich der Nominalzins des Floaters ange­passt. Zum Mindestzinssatz der auf Grund der Bonität des Emittenten zu Stande kommt, erfolgt ein all­fäl­li­ger varia­bler Zinssatz, der sich auf den Referenzzinssatz bezieht. Aktuell ist der 3‑CHF-Monats-Libor zir­ka 0.25% daher sind die Zinsen ende 2008 rich­tig­ge­hend ein­ge­bro­chen. Leider haben die meis­ten an der SIX in CHF gelis­te­ten Floater eine Laufzeiten bis maxi­mal 2012, wenn kei­ne Leitzinserhöhung in Kürze erfolgt, wird sich eine sol­che Anlage gegen­über einer fest­ver­zins­li­chen Anleihe kaum rechnen. 

Rohstoffe allgemein

Rohstoffe sind im Algemeinen und nicht nur Gold ein guter Inflationsschutz. Bei der SIX gibt es eine brei­te Palette von ETF’s mit Schwerpunkt auf Edelmetalle. Wobei es mit dem EasyETF S&P GSCI TM CAPPED COMMODITY 35/20 bei­spiels­wei­se auch einen ener­gie­las­ti­gen ETF ange­bo­ten wird.

Gold

Das Vertrauen in die Weltwährung Gold ist hoch und wann immer die Menschen den Glauben an das Papiergeld ver­lie­ren, steht Gold hoch im Kurs. Gold hat gegen­über den ande­ren Rohstoffen zusätz­lich den Vorteil, dass es sich auch in einer Stagflation bewäh­ren soll­te. Wird das Wirtschaftswachstum näm­lich wie­der nega­tiv, so fällt die Nachfrage und damit der Preis bei den Industrierohstoffen wie Rohöl, Silber usw.

Es ist rich­tig, dass der Goldstandard über einen lan­gen Zeitraum funk­tio­nier­te. Der Goldstandard und fes­te Wechselkurse waren auch die Zutaten für der Great Depression. Daher wird der Goldstandard mit Sicherheit nicht wie­der ein­ge­führt wer­den, sie­he auch “Goldstandard, Deflation und Depression”.

Goldanlagen

Gold ist erst seit 1999 wie­der eine ren­ta­ble Anlage, sie­he “Gold seit 1872″. Leider war Gold des Öfteren kein guter Inflationsschutz, bei­spiels­wei­se stieg der CPI von 1980 bis 1990 um 60%, wäh­rend das Gold in den bei­den Jahren bei USD 500 bzw. USD 400 lag. Wäre Gold immer ein guter Inflationsschutz gewe­sen, so wür­de im fol­gen­den Chart der nomi­na­le Goldpreis die infla­ti­ons­ad­jus­tier­te Linie überdecken.

Gold_inflation
Quelle: Gold and Inflation
Siehe auch: Goldrausch mit Tücken

Physisches Gold: Gold kann in kleins­ten Mengen, in Form von Goldbaren gekauft wer­den. Es soll­ten mög­lichst gros­se Einheiten erwor­ben wer­den, andern­falls fällt die Spanne zwi­schen Geld- und Briefkurs sehr hoch aus. Ich hat­te bis­her kein phy­si­sches Gold, ich glau­be nicht, dass die Währungen zusam­men­kra­chen, so das Geld nur noch zum Anfeuern des Kaminofens benutzt wer­den kann.

Gold ETF: In der Schweiz wer­den eini­ge Gold-ETFs ange­bo­ten. Diese sind mit phy­si­schen Gold hin­ter­legt, wobei eine mög­li­che phy­si­sche Auslieferung je nach Fonds anders gehand­habt wird. Normalerweise wer­den Goldbarren in der Form von 400 Unzen (ca. 12.5 kg) mit der Feinheit 995/1000 mit die­sen ETFs gehan­delt. Bisher hat­te ich den ZKB Gold ETF die­ser hat kein CHF-Hedging gegen­über dem USD. In naher Zukunft wer­de ich nur noch wäh­rungs­ab­ge­si­cher­te Gold ETFs in Betracht zie­hen. Die Korrelation USD/CHF und Gold war in den letz­ten Monaten klar nega­tiv, d.h. wenn der Dollar gegen­über dem CHF ver­lor, stieg der Goldkurs.

gold_etf_heding

In einem Vergleich gab dies eine klar bes­se­re Rendite für den CHF-Währungsabgesicherten Julius Baer Physical Gold Fund (CHF) A gegen­über dem ZKB Gold ETF. Natürlich muss die Korrelation USD/CHF und Gold beob­ach­tet werden.

Goldminenaktien: In den 1970er Jahren war der Kursanstieg der Goldminenaktien höher als beim Gold selbst. Der Privatanleger soll­te nicht ein­zel­ne Minenaktientitel kau­fen, bes­ser ist es ein Fonds bzw. ein ETF zu kau­fen. Bei den ETFs ist die Auswahl zur­zeit noch gering, in Deutschland wird der ETFX Russell Global Gold Fund (ISIN:DE000A0Q8NC8) von ETF Securities angeboten.

Mögliches Szenario: Zuerst leichte Deflation danach Inflation

Der Markt wird die Erwartung einer Deflation bzw. Inflation vor­weg­neh­men. Wobei zur­zeit der Markt eher auf eine Inflation spe­ku­liert. Dies ent­neh­me ich dem stei­gen­den Goldpreis und dem Anstieg des SXI Real Estate Funds Preisindex. Wobei Gold auch als teil­wei­se Währungsabsicherung gegen den Zerfall des USD dient. Was sag­te Fritz Plass einst: “In Zeiten sta­bi­len Geldwerts ist Gold eine Ware, in Zeiten der Inflation ist Gold Geld”.

SIX_real_estate_index

Viele Wirtschaftsökonomen und Investoren glau­ben, dass es kei­ne rich­ti­ge Deflation gegen kann, da die Regierungen und ins­be­son­de­re die USA dies mit allen Mittel ver­mei­den wol­len. Notfalls wer­den die Staaten wei­te­re Konjunkturprogramme auf­le­gen und/oder für wei­te­re Steuererleichterungen sorgen. 

TIPS als Indikator der Inflationserwartung in den USA

Die Differenz der bei­den yields (Rendite auf Verfall) einer 10-Jahre U.S. Treasury Inflation Protected Securities (TIPS) und einer 10-Jahren U.S. Staatsanleihe kön­nen als Indikator für die erwar­te­te Inflationsrate genutzt wer­den. Bei Bloomberg Goverment Bonds kön­nen Sie die­se Angaben finden:

us_treasuries

tips_yield

Die Differenz von 2.37% p.a. (3.8% — 1.43%) ist die erwar­te durch­schnitt­li­che Inflation für die nächs­ten 10 Jahre. 

Fed Target Rate

Federal_Funds_Rate_(effective)
Quelle: Federal funds rate

Da wei­te­re Leitzinssenkungen der US-Notenbank (Fed) nicht mög­lich sind, kommt die quan­ti­ta­ti­ve Lockerung (quan­ti­ta­ti­ve easing) zum Zug. Das aktu­el­le Weltwirtschaftssystem ver­trägt schein­bar nur noch Dauerwachstum, andern­falls liegt es sehr schnell auf der Intensivstation.

Industrieländer haben einen rissigen Schuldenberg

Seit 1983 wur­den die Zinsen in Wellenbewegungen immer wei­ter gesenkt. Jetzt sind wir fast bei 0% ange­kom­men, wie wird die nächs­te Krise bzw. Teil 2 die­ser Krise bewäl­tigt, es gibt kaum noch Spielraum für noch bil­li­ge­res Geld. Zudem haben sich die ent­wi­ckel­ten Staaten auf Grund der auf­ge­leg­ten Konjunkturprogramme, Bankenhilfe und sin­ken­den Steuereinnahmen noch mehr ver­schul­det. Ein Sonderfall ist die USA, ein Staatsbankrott die­ses Staates ist unwahr­schein­lich, weil sich die­ser in eige­ner Währung gegen­über dem Rest der Welt ver­schul­den kann. Indessen kann natür­lich auch eine Abwertung des USD inner­halb 1–3 Jahren von 60% und mehr als Staatsbankrott der USA bewer­tet wer­den, ihre Kreditwürdigkeit wäre damit ver­mut­lich voll­ends verloren.

Inflation ist die einfachste Lösung für die Vernichtung von Staatsschulden

Für mich gehört die Mehrheit der Politiker zu den unfä­higs­ten Menschen die­ser Welt, alle unan­ge­neh­men Themen wie die Verschuldung der öffent­li­chen Haushalte oder die Umwertzerstörung wer­den in die Zukunft ver­scho­ben. Es gibt genü­gend Beweise mei­ner Thesen. Neulich haben sie ihre Unfähigkeit an der UN-Klimakonferenz 2009 in Kopenhagen ein­mal mehr bestä­tigt. Das Ziel die­ser Kaste ist die Wiederwahl und nicht das län­ger­fris­ti­ge Wohl des Volkes. 

Jeder Politiker, der an die Adresse der Banker eine Moralpigt hält, soll­te sofort eine gel­be Karte krie­gen, es ist nichts ande­res als ein Beleg der ihre Untätigkeit unter­mau­ert. Es spielt kei­ne Rolle ob die­se Dame oder Herr den Namen Angela Merkel, Barack Obama oder Hans-Rudolf Merz trägt. Die Pflicht die­ser Politiker ist dem Spiel der Finanzmärkte neue Regeln zu geben — ein­fa­che Regeln sind gute Regeln.

Mit Steuererhöhungen, Sparmassnahmen oder mit einer zukunfts­ge­rich­te­ten Vision des Ökologischen wirt­schaf­ten wer­den kaum Wählerstimmen gewon­nen, da wäre eine Inflation als höhe­re Gewalt sehr will­kom­men. Innerhalb eini­ger Jahre könn­ten die Staatsschulden hal­biert wer­den und die Schuldigen könn­ten höchs­tens bei den Zentralbanken gefun­den werden.

Zentralbanken

Natürlich sagen uns Ben Bernanke oder auch das SNB-Direktorium, das sie genü­gend Werkzeuge für die Vermeidung der Inflation haben. Es ist auch wahr, dass die wich­ti­gen Zentralbanken unab­hän­gig ihrer Regierungen agie­ren kön­nen. Anderseits las­tet ein hoher poli­ti­scher Druck auf den Währungshüter und die­se wer­den die Leitzinse wahr­schein­lich eher zu spät als zu früh anhe­ben. Die Verantwortlichen der Zentralbanken müs­sen natür­lich gegen aus­sen äus­sern, dass sie noch immer Herr der Lage sein, andern­falls wür­den sie schon heu­te eine Inflation herbeien.

Portfolios für Deflation und Inflation

Im IndexNews des Handelsblatt vom 7.2009 wur­de das Thema “Die rich­ti­ge Anlage bei Inflation und Deflation” auch behan­delt. Dazu gab es je zwei Portfoliovorschläge die Inflation bzw. Deflation.

handelsblatt_port1

handelsblatt_port2

Die Depots Inflation und Deflation unter­schei­den sich stark, die mög­li­che Umschichtung von Deflation nach Inflation wäre sehr teu­er zudem müss­te auch noch das Timing stimmen.

Im Teil zwei wer­de ich auf die Portfolios eingehen…

Kritik an “kaufen und halten”

Wie oft wur­de in die­sem Jahr schon die Anlagestrategie “kau­fen und hal­ten” infra­ge gestellt.

Im Internet fin­det man zig Experten und ande­re, wel­che “kau­fen und hal­ten” in der heu­ti­gen Zeit nicht mehr als adäquat beur­tei­len. Es ist für mich nach­voll­zieh­bar, dass die Diskussion über die­se Strategie wahr­schein­lich öfters im Nachgang eines Börsencrashs erfolgt. Die ange­führ­ten Gründe gegen die­se simp­le Strategie sind teil­wei­se schon fragwürdig:

  1. Es wird zu mehr Bewegungen an den Märkten kom­men, da der Handel mit Wertpapieren in den letz­ten Jahren für die Privatanleger ver­ein­facht wur­de. Auch die Kommissionen sind tie­fer und mit den am Sekundärmarkt gehan­del­ten ETFs kann der Privatanleger einen Aktienkorb qua­si in Sekundenbruchteilen han­deln. Mit einem Anlagefonds ist der Handel natür­lich umständ­li­cher und erheb­lich teurer.
  2. In den letz­ten Jahren habe sich die Geschwindigkeit der Innovationen erhöht, dadurch kann ein Sektor viel eher in Bedrängnis gera­ten. Beispielsweise revo­lu­tio­niert Amazon zur­zeit den tra­di­tio­nel­len Retailhandel oder Apple hat in den letz­ten Jahren den Takt im Handel mit digi­ta­len Musikträgern vorgegeben.
  3. Einige Anleger haben mehr ein Buy-and-Forget als ein Buy-and-Hold betrie­ben und sich nicht um die Risiken ihres Portfolios geküm­mert. Die plötz­li­che Wahrnehmung des ent­ar­ten Portfolios kön­nen beim Anleger eine Überreaktion her­vor­ru­fen, was nicht sel­ten in Panikverkäufen endet.
  4. Die Asset-Meltdown-These (Abschmelzung vom Vermögenswerten) besagt, dass durch die Überalterung in der west­li­chen Gesellschaft, ein Verkaufsdruck auf die Kurse von Aktien ent­ste­hen würde.

Es gibt noch vie­le ande­re Kritiken an “kau­fen und hal­te???, wobei auch die­se leicht ent­kräf­tet wer­den kön­nen. Konzentrieren wir uns auf die oben auf­ge­führ­ten Punkte. Nur weil der Handel mit Wertpapieren ver­ein­facht wur­de, muss der Anleger längst nicht jeder Modeströmung für eine Assetklasse bzw. einen Sektor nach ren­nen, obwohl dies eini­ge Anleger oft­mals wenig erfolg­reich ver­su­chen. Diese Assetklassen-Rotation gab es wahr­schein­lich schon immer, nur das der Privatanleger heu­te es ein­fa­cher hat die­sen Strömungen zu fol­gen. Was ren­di­te­mäs­sig heu­te auf noch auf dem Gipfel steht, kann in eini­gen Wochen zum Träger der roten Laterne mutie­ren. Meistens schliesst sich der Privatanleger zu spät einem sol­chen Trend an und ver­passt den rech­zei­ti­gen Ausstieg. Zusätzlich kann mit einem diver­si­fi­zier­ten und read­jus­tie­ren Portfolio teil­wei­se auch von sol­chen Modeströmungen pro­fi­tiert wer­den auch Kritikpunkt 3 kann mit einem sol­chen Portfolio ent­geg­net wer­den. In eini­gen Schwellenländern hat sich die Demografie völ­lig anders ent­wi­ckelt als in den west­li­chen Ländern, das Durchschnittsalter der Bevölkerung ist dort erheb­lich tie­fer und auch die­se wer­den das Bedürfnis nach ren­ta­blen Investitionen haben – die Nachfrage nach Aktien wird daher nicht ein­fach zusammenbrechen.

Privatanleger sollte nicht kurzfristig handeln

Daytrading

Der Kleinanleger soll­te nicht die Übermacht der Hedgefonds oder eini­ger Banken wie Goldman Sachs her­aus­for­dern. Diese beschäf­ti­gen sehr intel­li­gen­te und erfolg­rei­che Menschen, haben einen Informationsvorsprung, schnel­le Computer usw. Diese Profis spie­len in einer ande­ren Liga als wir Kleinanleger. Wer glaubt, für meh­re­re Jahre gegen die­se Übermacht zu über­ste­hen muss schon sehr an Selbstüberschätzung leiden.
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Punktestände per 3.10.2009

Die Aktienkurse eini­ger aus­ge­wähl­ten Indizes haben noch­mals in den letz­ten 3 Monaten zir­ka 20% zugelegt.

Index Punktestand 3.10.2009 Seit Jahresbeginn (YTD) Jahrestief Datum Jahrestief Punkte Seit Jahrestief
S&P 500 1025.21 13.50% 6.03.2009 666.79 53.75%
NASDAQ 2048.11 29.87% 9.03.2009 1265.62 61.82%
Dow Jones 9487.67 8.10% 6.03.2009 6470.11 46.64%
Dax 30 5467.90 13.67% 9.03.2009 3588.89 52.36%
SMI 6150.17 11.12% 9.03.2009 4234.96 45.22%
SPI 5308.94 16.23% 9.03.2009 3569.83 48.69%

Ich bin doch sehr erstaunt über die­sen noch­ma­li­gen Aktienkursanstieg.

Prognosen der Aktienstrategen

In der let­zen Zeit habe ich nur weni­ge Prognosen der Aktienstrategen zusam­men getra­gen, mein Blog hat glaub­lich nun zu genü­ge gezeigt, dass die­se Prognosen der Profis nicht viel taugen.

16–22. September 2009, Handelszeitung Nr. 38 “Hausse hängt an dünnen Faden”

  • Christoph Riniker, Aktienstratege, Julius Bär: Er ver­gleicht den Zugewinn in die­sem Jahr mit den US-Indizesanstiegen in den Jahren 1974 und 1982. Nach dem Debakel um die Investmentbank Lehman Brothers kennt der Optimismus der Anleger kei­ne Grenzen. Die Stimmung sei noch höher als auf der Höhe der Dotcom-Blase, dies ver­heisst wenig Gutes für die Märkte. 
  • Jörg Zeugner, Chefökonom, VP Bank: Im 3. Quartal wer­den von den Firmen viel erwar­tet. Die Bilanzzahlen soll­ten gegen­über dem letz­ten Jahresviertel noch­mals zu legen. Firmengewinne sind für Aktienpapiere drin­gend nötig, ist doch ihre Bewertung wegen der Hausse schon deut­lich über den lang­jäh­ri­gen Durchschnitt.
Bank Kursprognose bis Jahresende SMI-Stand Jahresende Aktien-Tipps
Credit Suisse Kurzzeitige Konsolidierung nicht ausgeschlossen 6400* Georg Fischer, Dufry
Julius Bär Konsolidierung 6200 Geberit, Swatch
UBS Moderater Rückgang k.A. Nestlé, SGS
Vontobel Keine Korrektur 6400 Tecan, Bucher
VP Bank Korrektur mög­lich, kei­ne dau­er­haf­ter Einschnitt 6500 Kühne+Nagel, Syngenta**

* 12-Monatskursziel, per 21.8.2009
** Mittelfristig Outperformance gegen­über Sektor

27.09.2009: Sonntagszeitung “Die SMI-Party geht weiter”

sz_prognose200904

Die meis­ten von der Sonntagszeitung befrag­ten Analysten geben sich opti­mis­tisch. Stellvertretend für die Mehrheit der posi­tiv gestimm­ten Marktbeobachter gibt sich Philipp Bärtschi, Chefstratege der Bank Sarasin: “Die glo­ba­le Wirtschaft ist wie­der am Wachsen und alle Makrodaten deu­ten dar­auf hin, dass sich der Aufschwung an den Börsen fort­setzt”. Er sieht den SMI bis zum Jahresende bei 6700 Punkten.

Mein Portfolio

portfolio20091003

Die Jahresperformance im Jahre 2009 mei­nes Portfolios hat sich in den letz­ten 3 Monaten kaum ver­än­dert, ich habe daher kaum von der Aktienrally pro­fi­tiert. Wäre ich mei­ner ursprüng­li­chen Strategie treu geblie­ben, so hät­te ich doch eini­ge Prozente mehr an posi­ti­ver Rendite ein­fah­ren kön­nen. Da ich aber seit anfangs 2008 eine posi­ti­ve Rendite auf­wei­se, stört mich die bis­he­ri­ge gerin­ge Rendite des 2009 nicht beson­ders. Die Börse hat mich daher auch noch kein Lehrgeld gekos­tet, obwohl ich viel gelernt habe, zudem ist es müs­sig, über ent­gan­ge­ne Gewinne zu lamen­tie­ren. Inzwischen habe ich noch eine exak­te­re Vorstellung eines für mich “idea­len” Portfolios. Zudem wer­de ich mei­ne Strategie/n in ein quan­ti­ta­ti­ves System umsetz­ten, in eini­gen Monaten wird dann hof­fent­lich die­ses imple­men­tier­te System die Kauf- und Verkaufsentscheidungen in mei­nem Portfolio tref­fen. Als Informatiker ist es viel span­nen­der, ein Handelssystem oder Ähnliches zu pro­gram­mie­ren, wel­ches einem die läs­ti­ge Arbeit der Marktbeobachtung abnimmt, als sei­ne Zeit mit dem aktu­el­len Börsengeschehen zu vergeuden.

Mein Anlagehorizont ist meh­re­re Jahre, daher wird die­ses System dar­auf opti­miert sein, nur weni­ge Verkauf- bzw. Kaufsignale zu lie­fern. Damit ist alles ande­re als ein Daytradinghandelssystem und ich “spie­le” nicht gegen die Monstercomputer der Hedgefonds oder gewis­ser Banken mit ihren aus­ge­klü­gel­ten Algorithmen erschaf­fen von Mathematikern, Physikern und Informatiker. Gegen die­se mate­ri­el­le und intel­lek­tu­el­le Übermacht wird jeder Daytrader frü­her oder spä­ter zum Verlierer.

Transaktionen

In den letz­ten drei Monaten habe ich mei­ne Aktienpositionen sowohl long wie auch short redu­ziert. Der gröss­te Teil der Euros wur­den in einen Lyxor ETF EuroMTS Inflation Linked (FR0010174292) inves­tiert, wobei der Anleihenanteil noch immer aus 2/3 Firmenanleihen besteht.

Fremdwährungen

waehrungen20091003

Währungspaar Mittelkurs am 2.10.2009
EUR/CHF 1.5078
GBP/CHF 1.6499
USD/CHF 1.0352

Jegliche Rendite auf Anleihen oder auch Aktien wur­den durch die Fremdwährungsverluste kom­pen­siert. Mein Portfolio reagiert sehr stark auf Währungsschwankungen. Mit dem Verkauf der GBP habe ich nahe­zu einen Verlust von 28% ein­ge­fah­ren. In den letz­ten 3 Monaten hat der USD über 5% abge­ge­ben, dies macht sich natür­lich sofort in mei­nem Portfolio bemerkbar.

Meine Prognose

Wachstum?

Am Aktienmarkt scheint es so, als ob der die gröss­te Kreditblase der Weltgeschichte nie statt­ge­fun­den hät­te, obwohl bei den Banken das Kreditvolumen an den Privatsektor geschrumpft ist. Ein Anstieg der pri­va­ten Nachfrage kommt durch stei­gen­de Saläre oder höhe­re Verschuldung bzw. tie­fe­re Sparquoten zu Stande, zur­zeit ist kei­ne die­ser Bedienungen erfüllt, woher kommt das Wachstum?

Aktien teuer?

Den Aktienmarkt hal­te ich für eher teu­er, gemäss “Is the Stock Market Cheap?” von dshort liegt das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) bei 19.1 für den S&P 500 oder gar bei 137.3. Wobei das durch­schnitt­li­che KGV von fast 137.3 auf den berei­nig­ten Nettogewinn auf den ver­gan­ge­nen vier Quartalen berech­net wird. Nach star­ken Konjunkturwenden kann die­se Berechnung des KGV zu wenig sinn­vol­len Werten füh­ren. Es gibt noch das “Shiller-KGV” (P/E10), benannt nach Robert Shiller, die­ses basiert auf den durch­schnitt­li­chen Gewinn der letz­ten 10 Jahre. Dabei liegt die­ses KGV bei 19.1 bei einem läng­jäh­ri­gen Mittelwert von 16.3. Am 7.10.2009 wird Alcoa Inc. als Erste des Dow Jones Industrial sei­ne 3Q Unternehmenszahlen 2009 bekannt geben. Die Gewinne des 3Q müs­sen um mehr als 15% stei­gen damit dies gemäss P/E10 wie­der “fair” bewer­tet sind, andern­falls müss­ten die Aktienkurse ent­spre­chend sinken.

Analysten haben nochmals tiefgestapelt

Die Konsensusschätzung für das drit­te Quartal 2009 in den USA liegt der­zeit noch 7% unter dem im zwei­ten Quartal rea­li­sier­ten Gewinnen. Diese nicht gera­de hohen Gewinnerwartungen könn­ten die Unternehmen durch­aus noch­mals mehr­heit­lich über­tref­fen. Zudem war der USD im 3Q ziem­lich schwach, was sich posi­tiv in den Bilanzen der US-Unternehmen nie­der­schla­gen soll­te. Die Aktienkurse kön­nen durch­aus noch­mals stei­gen, auf Grund der bes­ser als erwar­te­ten Resultate.

Weitere Einschätzungen sie­he, “Hohe Erwartungen an zu tie­fe Erwartungen” der NZZ Online vom 7.10.2009.